Nicht ohne meine Schokolade
Gründen getötet, nicht aus persönlichen.«
Plötzlich wurde die Stimme zum Flüstern. »Tut mir leid, ich muß auflegen. Ich hoffe, das bringt sie weiter.«
Savannah hörte, wie ihr der Anrufbeantworter die Zeit mitteilte. Halb fünf. Das war erst vor zehn Minuten gewesen. Und es handelte sich um die letzte Botschaft.
Seitdem hatte niemand mehr angerufen.
Aha! Sie hätte beinahe laut losgekichert. »Jetzt hab’ ich dich«, sagte sie, als sie eine Schublade öffnete und ein Stück Papier aus ihrem Telefonbuch nahm.
Sorgfältig folgte sie den Anweisungen auf dem Blatt, drückte die entsprechenden Codenummern, dann das Stern-Symbol.
Sie wartete atemlos; dann begann zweifellos ein Telefon zu klingeln.
Einmal, zweimal...
Jemand nahm ab. »Elite etc. Hier spricht Tammy. Kann ich Ihnen helfen?«
Elite etc., Elite etc. Wo hatte sie das schon einmal gehört?
Plötzlich erinnerte sie sich, und die Erinnerung sandte einen Adrenalinschock durch jede einzelne Zelle ihres Körpers. Elite etc. gehörte Paul Connors, dem großartig aussehenden blonden Designer und Fabrikanten, der Beverly auf den Wohltätigkeitsball begleitet hatte.
»Kann ich Ihnen helfen?« fragte die Stimme erneut. Die New Yorker Stimme.
»Hallo, hier spricht Elizabeth Worthington-Smythe«, sagte Savannah und versuchte ihren eigenen Tonfall zu verstellen, daß er, wie sie hoffte, so britisch klang wie Gibsons. »Spreche ich mit Tammy Reese?« fragte sie, wobei ihr Blick auf einer Packung von Reeses Katzenfutter ruhte, die auf dem Küchentisch lag.
»Nein«, sagte sie, »hier spricht Tammy Hart.«
»Oh, entschuldigen Sie, meine Liebe. Ich glaube, ich habe mich verwählt.«
»Ist schon in Ordnung. Schönen Tag noch.«
Savannah legte auf und vollführte einen kleinen Freudentanz, bei dem sie beinahe in das Katzenfutter hineingetreten hätte. »Hab’ dich, hab’ dich, ich habe dich, Miss Tammy Hart.«
Als Savannah in Gedanken den Wohltätigkeitsball Revue passieren ließ und Paul Connors mit seinem welligen blonden Haar und seinem Armani-Anzug vor ihrem geistigen Auge erschien, da kam ihr ein äußerst angenehmer Gedanke: Tammy Hart war vielleicht nur ein kleiner Fisch, doch Savannah hatte das Gefühl, im Begriff zu sein, ein richtig großes Exemplar an Land zu ziehen... vermutlich sogar einen mörderischen Haifisch.
Als die kleine Blondine den Weg auf die Treppen zueilte, die in ihre Wohnung im zweiten Stock führte, beobachtete Savannah sie aus dem Schutze eines nahegelegenen Gebüschs heraus. Sie wollte nicht, daß die junge Frau eine Herzattacke erlitt, aber sie hielt es auch nicht für besonders klug, sich mit Tammy zusammen in der Öffentlichkeit zu zeigen. Ohne zusätzliche Informationen konnte sie nicht sicher sein, ob Tammy nicht beobachtet wurde; und das letzte, was sie wollte, war, eine Person in Gefahr zu bringen, die ihr geholfen hatte.
»Tammy...«, sagte sie leise und trat aus dem Schatten heraus, als die Frau sich näherte.
Plötzlich starrte sie in die Düse einer kleinen schwarzen Spraydose. »Was zur Hölle ist das?« fragte Savannah.
Die junge Frau zuckte nicht mit einer ihrer extrem langen, hübsch nach oben geschwungenen Wimpern. »Verteidigungsspray«, sagte sie mit unheilverkündender Stimme, die keinen Zweifel an ihren Absichten ließ.
»Das werden Sie nicht brauchen, Schatz«, sagte Savannah in ihrem gedehntesten Südstaaten-Akzent.
»Savannah Reid?« fragte sie, als sich die Erkenntnis auf ihrem hübschen kleinen Gesicht abzuzeichnen begann.
»In Fleisch und Blut«, antwortete Savannah und fügte seufzend hinzu, »jedes einzelne Gramm.« Dünne Frauen vermittelten ihr das Gefühl so... so... so nicht dünn zu sein. »Warum bitten Sie mich nicht auf eine Tasse Tee herein, damit wir reden können?« schlug sie vor. »Von Frau zu Frau.«
»Ich habe Sie alle aus einem besonderen Grund eingeladen«, sagte Savannah und blickte in die Runde, die um ihren Eßzimmertisch versammelt war. Es handelte sich um die wichtigen Menschen in ihrem Leben, von denen sie einige erst kürzlich auf die Liste ihrer Freunde gesetzt hatte.
Die Nachbildung einer Tiffany-Lampe mit Libellenmotiv warf ihr buntes Licht auf John Gibsons silberne Mähne, auf Tammy Harts blonde Locken, auf Dirks Glatze und Ryan Stones kastanienbraunes...
Gütiger Gott, ob schwul, normal oder zölibatär, er war immer noch der prachtvollste Mann, den sie jemals gesehen hatte. Wenn er John Gibson nicht so lieben würde, dann hätte sie vielleicht versucht,
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