Nicht ohne meine Schokolade
ihren Hocker setzte. »Es gibt nur ein Paar Fingerabdrücke auf dem ganzen Teil. Und die sind definitiv mit Beverly Winstons Fingerabdrücken identisch.«
»Nur ein Paar... auf der Hülle oder auf dem Band selbst?« fragte Savannah.
»Auf der Hülle. Hier, in Rückennähe.« Sie deutete auf den weißen Staub in diesem Bereich.
»Ist das nicht alles ein bißchen verrückt? Ich meine, wie stehen die Chancen, daß es auf dem Band keine Fingerabdrücke gibt und nur die einer Person auf der Hülle?«
Die Ärztin zuckte die Achseln und stopfte eine Strähne ihres schwarzen Haares in das bunt gemusterte Tuch, mit dem sie es zusammengebunden hatte. »Fast gleich Null, würde ich sagen. Jemand mußte das Band in die Box stecken. Irgendjemand mußte es berühren.«
»Oder es abwischen und dann Handschuhe oder ein Tuch benutzen«, fügte Savannah hinzu.
»Ich sage Ihnen eins, es kommt nicht häufig vor, daß ich ein Objekt in die Finger bekomme, auf dem ausschließlich die Fingerabdrücke einer einzelnen Person zu sehen sind. Die meisten Gegenstände gehen im Laufe ihres Lebens verschiedenen Leuten durch die Hände. Oder, wenn etwas nur von einer einzigen Person benutzt wird, dann berührt diese es ebenfalls mehr als einmal.«
Savannah seufzte; sie war schon wieder müde, und es war erst neun Uhr morgens. Die Wirkung des mit Sahne gefüllten und in Schokolade getauchten Eclairs, das sie zum Frühstück gegessen hatte, ließ schon wieder nach. Zeit, sich noch eins zu genehmigen.
»Irgend etwas Neues über die Leiche?« fragte sie und deutete mit dem Kopf auf den Leichnam, der jetzt in einer halb aus dem Lagerschrank herausgezogenen Schublade lag.
»Die Bluttests sind da«, antwortete Jennifer, nachdem sie einen Blick auf ihr Klemmbrett geworfen hatte. »Hoher Alkoholspiegel, ein gutes Stück oberhalb des zulässigen Höchstwertes beim Autofahren. Keine Drogen.«
»Also, Mr. Winston war nicht high, aber er war eindeutig voll, als es ihn erwischte?«
»Wenn man es taktlos formuliert...ja. Er war zweifellos blau.«
»Gut«, sagte Savannah nachdenklich. »Vielleicht hat der Alkohol den Schmerz gelindert. Sonst noch was?«
»Nur das, was ich Ihnen schon gestern abend am Telefon gesagt habe. Todeszeit etwa um vier Uhr morgens. Todesursache: der Schuß in den Kopf. Er war tot, bevor er zu Boden fiel.«
»Und die anderen beiden?«
»Nur wegen der Wirkung, denke ich.«
»Ja, ziemlich wirkungsvoll.« Savannah studierte den Stapel Berichte, den sie in der Hand hielt, eine Zusammenfassung der Erkenntnisse der Spurensicherung.
Oder dessen, was sie nicht herausgefunden hatten.
Unglücklicherweise hatte Mr. Downings Säuberungsaktion jegliche Spur außerhalb von Jonathans Büro weitgehend vernichtet. Selbst der Inhalt des Staubsaugerbeutels war wenig nützlich gewesen; er konnte bis zu einem Monat alt sein. Viele konnten im Laufe dieses Monats das Geschäft betreten haben; viel zu viele, um jeden von ihnen als möglichen Verdächtigen einzustufen.
In Jonathans Büro hatten sie einige Fingerabdrücke gefunden, und sie waren dabei, so viele wie möglich zu identifizieren. Bis jetzt hatten sie die Fingerabdrücke Jonathans, Beverlys, Mr. Downings und die eines Pizzabäckers gefunden, der Jonathan am Abend zuvor gegen neun Uhr das Abendessen gebracht hatte. Es gab noch ein paar andere Abdrücke, deren Besitzer man noch nicht ausfindig gemacht hatte.
Nachdem sie gelesen hatte, daß es keine erkennbaren Fingerabdrücke auf dem Türknauf des Gebäudes gab, gab Savannah die Hoffnung auf, daß die Untersuchung der Fingerabdrücke sie irgendwo hinführen würde. Wenn der Mörder clever genug war, keine Fingerabdrücke auf der Tür zu hinterlassen, dann war er wahrscheinlich auch nicht so dumm, ein nettes, klar erkennbares paar auf der schwarz lackierten Tischplatte zu hinterlassen.
Keine Anzeichen für ein gewaltsames Eindringen. Savannah dachte darüber nach, daß Jonathan seinen Mörder selbst hineingelassen haben könnte, aber das glaubte sie nicht. Ein Maschinengewehr war nicht so leicht unter dem T-Shirt zu verbergen und hineinzuschmuggeln. Irgendwie nahm sie an, daß der Mörder sich eingeschlichen hatte, ohne eingeladen worden zu sein. Entweder hatte Jonathan vergessen, die Tür abzuschließen, oder der Mörder hatte einen Schlüssel gehabt.
Wie bei allen Schüssen aus einem Maschinengewehr gab es keine einzige Kugel, die man einem ballistischen Test unterziehen konnte.
»Wissen Sie, Jennifer«, sagte Savannah und blickte
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