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Nicht ohne meine Schokolade

Nicht ohne meine Schokolade

Titel: Nicht ohne meine Schokolade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G. A. McKevett
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Eltern, Heiratsschwüre anzusehen oder...
    Wie sie erwartet hatte, handelte es sich um das oder. Ein Heimvideo, aufgenommen durch die Windschutzscheibe eines Autos. Auf dem langen, schwarzen Kühler des Automobils saß ein graziöses, katzenartiges Schmuckstück. Ein Jaguar.
    »Rate mal, wessen Auto das ist«, sagte sie sarkastisch. »Und wessen Videocassette.«
    Das Datum in der rechten unteren Ecke zeigte, daß sie vor etwa drei Wochen aufgenommen worden war. Mhmm-mh-mh, also was ziemlich Aktuelles, dachte sie.
    Der Kameramann ließ die Videokamera über einen Parkplatz gleiten, der sich in einer recht ländlichen Gegend zu befinden schien. Obwohl ihr der Anblick vertraut vorkam, konnte sie ihn nicht so ganz einordnen.
    Seine Kamerabewegungen waren ruckartig, verwirrend und glitten zu schnell von einer Seite zur anderen. Ein Martin Scorcese war er jedenfalls nicht, dachte sie.
    Aber er konnte mit einem Zoomobjektiv umgehen. Er richtete die Kamera auf ein großes Transparent am Rande des Parkplatzes und zoomte das Bild heran, so daß jedes Detail exakt zu erkennen war. Jetzt erinnerte sich Savannah. Natürlich... das Blue Moon Motel, eins der schickeren, verschwiegenen Motels am Rande der Stadt.
    Wie vorhersehbar, dachte sie. Und, Junge, Junge, ich frage mich ... wen, glaubst du wohl, will er auf den Film kriegen?
    Wie eine prompte, unwillkommene Antwort auf ihre rhetorische Frage zoomte der Kameramann Raum 136 heran. Die blaue Tür mit ihrer weißen Mondsichel und ein paar Sternen öffnete sich, und ein Pärchen tauchte auf.
    Zuerst erkannte Savannah sie nicht. Die Frau trug Jeans, Turnschuhe und ein riesiges Sweatshirt, ihr Haar war zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Die Kleidung ihres Begleiters war gleichermaßen unauffällig. Ihre Kleidung schien Ausdruck ihrer Stimmung zu sein, als sie beschwingten Schrittes Arm in Arm gingen. Sie unterhielten sich angeregt, der Mann beugte seinen Kopf nach unten, um der Frau zuzuhören, dann lachte er herzlich über das, was sie gesagt hatte.
    Sie waren verliebt.
    Savannahs Herz klopfte hart gegen ihre Rippen, ihre Handflächen waren feucht, als sie beobachtete, wie der Mann die Frau zum Auto geleitete und ihr sanft hineinhalf. Er küßte ihre Lippen lange und gab ihr dann noch einen flüchtigen Kuß auf die Stirn.
    Sie hatte diese Menschen noch niemals so gesehen... entspannt, ausgeruht, glücklich. Sie sahen zehn Jahre jünger aus. Das konnte die Liebe vollbringen, wenn es die wahre Liebe war.
    Die Frau fuhr fort; er tat das gleiche, die Kamera hielt fest, wie beide davonfuhren. Dann zeigte sich Schnee auf dem Bildschirm.
    Mechanisch drückte Savannah auf die Fernbedienung und brachte das Band zum Halten, dann spulte sie es zurück. Sie würde es sich nicht noch einmal ansehen. Nachdem sie es einmal gesehen hatte, fühlte sie sich, als habe sie die Privatsphäre von zwei ganz außergewöhnlichen Menschen verletzt. Zwei besonderen Menschen mit einer ganz besonderen Beziehung.
    Als Savannah das kostbare Beweisstück sorgfältig in die schwarze Hülle zurücksteckte, drängte sie die Gefühle und die Hochachtung, die sie für beide Menschen empfand, einen Augenblick lang beiseite. Also... Beverly Winston hatte Glück und Liebe in den Armen eines Mannes gefunden, bei dem es sich nicht um ihren Ehemann handelte. Nachdem er zehn Jahre lang Witwer gewesen war und die Frau betrauerte, die er geliebt und verloren hatte, hatte Polizeichef Norman Hillquist eine Begleiterin gefunden, die den leeren Platz in seinem Herzen wieder einnahm. Kein Wunder, daß er so unerbittlich von ihr verlangt hatte, Beverly nicht zu verhören, bevor er selbst nicht mit ihr gesprochen hatte. Kein Wunder, daß er sie so beschützt hatte.
    Savannah hatte nicht die Absicht, ihre Handlungsweise zu verurteilen.
    Aber sie mußte darüber nachdenken, was dieses Band für ihre Ermittlungen bedeutete. Egal, von welcher Seite sie es betrachtete, Savannah konnte nur zu einer Schlußfolgerung kommen: je mehr Zeit verging, um so wahrscheinlicher erschien es, daß Beverly Winston ihren eigenen Mann ermordet hatte.
    Und für Polizeichef Norman Hillquist sah die Geschichte auch nicht rosig aus.

    »Sind Sie sicher, Jennifer?« fragte Savannah, als sie sich über die Schulter der Gerichtsmedizinerin beugte und auf die schwarze Umhüllung und die Videokassette starrte, als sähe sie diese jetzt zum ersten Mal.
    »Es stimmt«, sagte Dr. Liu, als sie das beleuchtete Vergrößerungsglas ausschaltete und sich wieder auf

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