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Nicht ohne meine Schokolade

Nicht ohne meine Schokolade

Titel: Nicht ohne meine Schokolade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G. A. McKevett
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stirnrunzelnd auf den Bericht hinunter, »ich glaube nicht, daß mir die Beweisstücke allzusehr weiterhelfen.«
    »Oh, nun...«Jennifer zuckte die Achseln und schenkte ihr ein schiefes Lächeln. »Haben Sie es schon jemals erlebt, daß ein Fall durch ein rauchendes Gewehr oder ein perfektes paar Fingerabdrücke gelöst worden wäre?«
    »Nur im Kino, meine liebe Dr. Jennifer«, antwortete Savannah trocken. »Nur im Kino.«

    Als Savannah den roten Camaro, der seine besten Tage bereits hinter sich hatte, die sich nach oben schlängelnde Vorgebirgsstraße hinauflenkte, stieg die Straße mit jeder Kurve, so wie die Preise der Immobilien. Sie hatte zunächst die Grundstücke der aufstrebenden Jungunternehmer hinter sich gelassen, war dann an den Häusern der alteingesessenen Arzte und Anwälte vorbeigefahren und befand sich nun in der Nachbarschaft der »Ich weiß nicht, was diese Leute machen, aber sie machen damit verdammt viel Geld«-Menschen.
    Ihr armseliges Auto begann zu husten und zu stottern, wie das häufig der Fall war, wenn es mehr tun sollte, als fröhlich bergab zu brettern. Außerdem konnte sie seine Verlegenheit spüren. Die Volvo-, BMW- und Mercedes-Areale waren schon schlimm genug, aber in diesem Stadtteil waren weit und breit keine Autos mehr zu sehen. Sie nahm an, daß es als vulgär und gewöhnlich galt, wenn man sein Fahrzeug außerhalb der Garage parkte.
    Lange bevor sie die Spitze des Hügels erreicht hatte, konnte Savannah das elegante Schieferdach des alten Harrington-Sitzes sehen, der sich über die Pinien erhob, welche das Grundstück umgaben. Als sie das Haus im Tudorstil vor zehn Jahren zum ersten Mal abgenommen hatte, hatte sie es für das eleganteste, anmutigste Haus gehalten, das sie jemals gesehen hatte.
    Als sie jetzt um die letzte Kurve bog und zu dem Anwesen blickte, das mit seinem schräg abfallenden Rasen, den fischgrätartig gemusterten, mit Efeu bedeckten Ziegelwänden und den abgeteilten Fenstern über ihr emporragte, überkam sie ein plötzliches Gefühl der Trauer.
    Der Hausherr, der Herrscher über dieses Anwesen, war tot. Schlimmer noch, ermordet. Ob das Haus es wohl wußte? Ob es ihm etwas ausmachte? Sie nahm an, daß es in seinen mehr als einhundertfünfzig Jahren einiges an Geburten und Todesfällen miterlebt hatte, da die Generationen kamen und gingen. Der natürliche Lauf der Dinge.
    Aber an Mord gab es nichts Natürliches.
    Savannah war sicher, daß der Akt, jemanden seines Lebens zu berauben, das kosmische Gleichgewicht stark gefährdete. Obwohl sie keine Ahnung von den Irrungen und Wirrungen der Religionen, von göttlicher Vergeltung oder Karma hatte, hatte sie aus nächster Nähe erlebt, wie viel Leid diese spezielle Sünde der Welt brachte. Und sie wußte, daß sie niemals für eine Tat verantwortlich sein wollte, die so viel Schmerz verursachte.
    Die reich verzierten schmiedeeisernen Eingangstore standen offen, und sie lenkte den Camaro den Backstein-Weg hinunter in Richtung einer kreisförmigen Fläche vor dem Haus.
    »Jetzt, bitte«, flüsterte sie dem Auto zu, als sie den Zündschlüssel umdrehte, »zeig dich von deiner besten Seite. Verlier kein Öl... bitte verliere überhaupt keine deiner Körperflüssigkeiten auf dieser Auffahrt. Kein Getriebeöl, keine Bremsflüssigkeit, kein Frostschutzmittel oder rostiges Wasser.«
    Als ob er ihr trotzen wollte, gab es eine Fehlzündung, der Wagen schnaubte und entließ eine schwarze Rauchwolke aus seinem Auspuff, bevor der Motor endgültig erstarb.
    »Danke, daß du mich nicht in Verlegenheit bringst«, sagte sie sarkastisch, als sie die Tür zuschlug.
    Nachdem sie mit einem riesigen Messingtürklopfer in Form eines Löwenkopfes an die schwere geschnitzte Teakholztür geklopft hatte, wurde sie von einer hübschen jungen Frau hineingebeten, die eine traditionelle schwarzweiße Dienstbotenuniform trug.
    »Ich werde Mrs. Beverly sagen, daß Sie da sind«, sagte sie und ließ Savannah in dem marmorgefliesten Vorraum stehen.
    Während sie wartete, studierte Savannah die Standuhr, die mindestens zwei Meter hoch war, dann das antike Karussellpferd, das auf einem Messingpfosten stand, die hüfthohen orientalischen Vasen, bei deren Anblick sie — selbst für ihre ungeübten Augen — die Vision eines exorbitanten Preisschilds hatte. Klasse. Guter Geschmack. Geld. Geld. Geld.
    Muß nett sein, dachte sie und verspürte eine Spur von Neid. Beverly Winston war all das in die Wiege gelegt worden. Sie war in diesem Herrschaftshaus

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