Nicht ohne meine Schokolade
Ihre Arbeit wert ist, und natürlich sämtliche Spesen.«
»Sie meinen, Sie wollen mich als Privatdetektivin anheuern?«
»Stimmt genau.« Beverly beugte sich zu Savannah herüber und sah ihr offen in die Augen. Savannah bemerkte, wie frustriert und gequält sie sich fühlte. »Savannah, ich habe Jonathan nicht getötet. Ich weiß auch nicht, wer es war. Und ich muß es wissen.«
Sie seufzte und lehnte sich zurück, plötzlich schien sie in sich zusammenzufallen. »Ich weiß nicht, ob Sie mir glauben oder nicht, aber es ist die Wahrheit. Auf meine Weise habe ich Jonathan wirklich geliebt. Die Verliebtheit ist vor langer Zeit verschwunden, aber ich werde immer eine tiefe Zuneigung für ihn empfinden. Der Mensch, der diese grauenhafte Tat begangen hat, muß gefaßt und bestraft werden. Werden Sie mir helfen?«
Savannah begann im Geiste, Pro und Contra abzuwägen. Eine Privatdetektivin. In all den Jahren, die sie bei der Polizei gewesen war, war ihr nicht ein einziges Mal dieser Gedanke gekommen.
»Was ist mit der Polizei?« fragte Savannah. »Sie werden mit ihren Ermittlungen fortfahren und...«
»Sie glauben, daß ich es war oder daß ich jemanden damit beauftragt habe. Sogar Norman glaubt das. Das ist der Grund, warum man Sie gefeuert hat, Savannah; weil sie Angst hatten, daß Sie mich festnageln würden. Die Polizei wird ihre Ermittlungen auf die politisch korrekteste Weise zu einem Ende führen. Und vielleicht führt sie das zur Aufklärung des Verbrechens, vielleicht aber auch nicht. Das ist mir zu unsicher. Deshalb brauche ich Sie.«
Als Savannah nicht antwortete, beugte Beverly sich nach vorne und legte ihre Hand auf Savannahs Unterarm. Savannah war überrascht, wieviel Energie diese Frau ausstrahlte, die sie mit einer einzigen Berührung zu wärmen vermochte.
»Bitte, Savannah. Bitte tun Sie das für mich.«
Savannah lächelte und zuckte die Achseln. »Oh, natürlich. Was soll’s? Es ist ja nicht so, als hätte ich in den kommenden zwanzig Jahren schon irgend etwas vor.«
Früher einmal war Fiona O’Neal eine Schönheit gewesen, aber das war nicht letzte Woche... letztes Jahr... oder irgendwann in der letzten Zeit gewesen. Savannah beobachtete die Frau vom anderen Ende der verräucherten Bar aus, als sie ihre zweite Vorstellung an diesem Abend beendete. Ihre Auswahl an Liedern war ziemlich klischeemäßig gewesen, die üblichen Top Forty. Aber sie hatte jedes Lied mit der ihr eigenen kehligen, traurigen Stimme interpretiert, die dafür sorgte, daß auch die simpelsten Verse auf berückende Weise sinnlich und provokativ klangen. Die Bewegungen ihrer Hände und ihres Körpers waren außerordentlich graziös und verführerisch.
Savannah ließ ihre Blicke in der Bar umherschweifen und sah, daß das melodische Aphrodisiakum der Sängerin Männer und Frauen gleichermaßen verzauberte. Einige der Typen hier würden diese Nacht bestimmt sehr glücklich werden.
Durch ihr schimmerndes, taillenlanges rotes Haar und ihre schlanke Figur wirkte Fiona aus der Ferne viel jünger als aus der Nähe, bemerkte Savannah, als die Sängerin an ihrem Tisch vorüber in die Umkleidekabine ging. Ihre blasse Haut mit den unzähligen Sommersprossen war ebenso irisch wie ihre klaren kobaltblauen Augen. Aber ihre Haut zeigte Spuren eines anstrengenden Lebens mit Höhen und Tiefen. Eines Lebens, das wahrscheinlich früh enden würde, wenn Fionas Gewohnheiten sich nicht bald änderten.
Während Savannah darauf wartete, daß Fiona ihren Umkleideraum verließ, nippte sie an ihrer Virgin Margerita und versuchte, keine Grimasse zu ziehen; es war einfach nicht dasselbe ohne Tequila. Aber obwohl sie jetzt kein Cop mehr war und sich nicht an Dienstvorschriften halten mußte, konnte sie die jahrelange Disziplin nicht so einfach hinter sich lassen und sich einen Drink genehmigen, während sie »im Dienst« war.
Fiona hatte neues Make-up aufgelegt und die Lippen nachgezogen, als sie wieder auftauchte und zu einem Tisch in der Ecke des Raumes hinüberging, der neben Savannahs stand. Sie ließ sich auf einen der Stühle fallen, ihre Bühnengrazie war dahin, sie sah müde aus, als sie sich nach vorne beugte und sich einen großen Drink genehmigte, den die Kellnerin gebracht hatte: mindestens fünf Zentimeter Scotch oder Bourbon.
Savannah verließ ihren Tisch und näherte sich Fionas, während sie im Geiste erneut ihre neue Vorstellungsanrede wiederholte. Der alte Standardspruch »Hallo, ich bin Detective Savannah Reid vom San Carmelita
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