Nicht ohne meine Schokolade
habe Dirk gebeten, ein paar Nachforschungen für mich anzustellen«, sagte Savannah zu Atlanta, die sich wieder in die Ecke des Sofas gekuschelt hatte. Diesmal trug sie hautenge Jeans und ein schwarzes Trägertop. Wow... eine große Verbesserung. Aber sie sah nicht unbedingt von Lust übermannt aus, sondern wirkte eher ziemlich sauer.
»Dirk ist ein sehr erfahrener Ermittler«, fuhr Savannah fort. »Ich denke, du wirst das, was er herausgefunden hat, außerordentlich interessant finden.«
Dirk setzte sich auf den Fußschemel vor Savannahs Sessel und zog einen großen Umschlag heraus, den er Savannah reichte. Er fühlte sich offensichtlich etwas unbehaglich, und Savannah war sich sicher, daß das nicht an seiner unbequemen Sitzhaltung lag. Dirk war nicht besonders gut bei Familienstreitigkeiten — vielleicht hatte ihn seine Frau deshalb nach zwanzig Ehe Jahren verlassen.
Sie griff in den Umschlag hinein und holte einige Photos und Dokumente heraus.
»Dann wollen wir mal sehen, was wir da haben...«
Savannah konnte den Sarkasmus in ihrer Stimme hören und haßte sich dafür. Bis zu dem Zeitpunkt, als Atlanta sie in jener Nacht vom Flughafen aus angerufen hatte, hatte sie sich immer für eine recht liebenswerte Person gehalten. Seit wann hatte sie sich in eine zynische Hexe verwandelt?
»Erkennst du diesen Gentleman ?« fragte sie und legte Atlanta das Verbrecherphoto eines heruntergekommenen, aber durchaus attraktiven Mannes vor.
Savannah beobachtete das Gesicht ihrer Schwester aufmerksam. Ihre orangefarbene Haut nahm rasch eine kränkliche graue Farbe an. Sie kannte ihn, ob sie es jetzt zugab oder nicht.
»Dieser Kerl ist vor einem Jahr aus dem Gefängnis entlassen worden. Er wurde verurteilt wegen Vergewaltigung, Pornographie mit Minderjährigen, Zuhälterei und ähnlicher netter Dinge. Sein Name ist...« Savannah drehte das Photo um und las die Rückseite. »...Maximillian Turner. Natürlich ist er auch unter den Namen Max Russell, Mark L’amore und Michael Lovejoy bekannt.« Sie wandte sich an Dirk. »Ziemlich offensichtliche Namen, findest du nicht, klingen alle so ähnlich wie Trixie Liebesglück ?«
Dirk grinste, aber ein Blick auf Atlanta sagte Savannah, daß sie den Scherz nicht verstanden hatte. Sie schien unter dem Schock zu leiden, ihren Seelenverwandten auf einem Polizeiphoto zu sehen.
Savannah entschloß sich, das Spiel in Gang zu halten. Sie langte erneut in den Umschlag hinein und holte ein Dutzend oder mehr Photos junger Frauen heraus, die wenig oder gar nichts anhatten und in außerordentlich kompromittierenden und erniedrigenden Positionen abgelichtet worden waren. Sie warf sie vor ihrer Schwester auf den Tisch.
»Ich dachte, du solltest vielleicht ein paar Photos sehen, die als Beweismittel gegen Max-Mark-Michael eingesetzt wurden. Die Polizei hat sie beschlagnahmt, als sie das >Studio< deines Kumpels filzten. Er ist ein richtiger kleiner Künsder, hmm?«
Savannah wußte, wann sie unter die Gürtellinie schlug, aber im Interesse von Atlantas physischer und psychischer Gesundheit mußte sie hart sein. Sie wählte ein besonders anschauliches Photo von Mißbrauch, auf dem ein Mädchen zu sehen war, das in Ketten an einen Pfahl gefesselt war und mit entsetztem Gesicht in die Kamera blickte. Es handelte sich um ein Farbphoto, und über die weißen Brüste und das Gesäß des Mädchens liefen deutlich sichtbare dunkelrote Striemen.
»Sie hieß Cindy, und sie war vierzehn, als das aufgenommen wurde«, berichtete Dirk und wandte die Augen von dem Photo ab. »Diese Striemen... die wurden keineswegs aufgemalt. Sie sind echt. Zwei Tage nachdem Max verhaftet wurde, hat sich Cindy in der Stadt aus einem Fenster geworfen. In ihrem Abschiedsbrief stand, daß sie sich das Leben nehmen wollte, weil sie den einzigen Mann verloren hatte, den sie je geliebt hatte.«
Er hielt inne, wartete, daß die Worte ihre Wirkung taten, bevor er hinzufügte: »Sie sah nicht mehr besonders hübsch aus, als man sie vom Bürgersteig herunterkratzte und in den Leichensack packte.«
»Und übrigens...« fuhr Savannah fort, um alles verfügbare Öl ins Feuer zu gießen, »als Cindy vor Gericht gegen Max aussagte, berichtete sie, daß er sie als die schönste >Frau< bezeichnet habe, die er jemals photographiert hätte. Daß jeder Mann, der ihre Bilder sah, sie begehren würde; daß jede Frau sie beneiden würde.«
»Du lügst!« Atlanta fegte die Bilder auf den Boden und sprang vom Sofa auf, ihre Augen blitzten. »Das
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