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Nicht ohne meinen Mops

Nicht ohne meinen Mops

Titel: Nicht ohne meinen Mops Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silke Porath
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eine Memme und hatte zweitens (auch das erfuhr ich später) panische Angst vor einer tödlichen Infektion.
    Marc verlor keine Zeit. Zwei Tage später war ich zum Grillabend eingeladen, um Mitternacht küssten wir uns und gegen Morgengrauen landeten wir hinter den Büschen. Mondschein, zirpende Grillen … Perfekt.
    »Haaach.« Chris seufzt. »Wie romantisch.«
    Rolf wirft ihm einen Blick zu, der den armen Chris sofort zum Schweigen bringt.
    »Oh ja, das war romantisch. Und zwar genau so lange, bis ich meine Stelle gekündigt hatte und zu Marc gezogen war«, fahre ich fort. Die ersten Wochen in der gemeinsamen Wohnung waren noch aufregend. Neue Stadt (für Landeier wie mich erscheint Stuttgart wie ein Moloch), neues Leben, dann und wann ein Vorstellungsgespräch in einer Allgemeinpraxis. Schon am Morgen überlegte ich, was ich kochen sollte, und wenn Marc dann abends – von Tag zu Tag später – aus der Bank heimkam, standen Steaks oder Lasagne, Lachsauflauf oder Panna Cotta auf dem mit Blumen und Kerzen geschmückten Tisch. Als Betthupferl guckte Marc jeden Abend noch ein Stündchen DSF, während ich ihm den Nacken kraulte. Wir waren das perfekte Paar. Bis zu jenem Abend, als ich vorsichtig anklingen ließ, dass es wohl so schnell nichts werden würde mit einer neuen Arbeitsstelle und dass ich mir ja eigentlich Kinder wünschte und dann ja sowieso in Erziehungsurlaub gehen würde. Von Stund an versagte Marcs Gemächt den Dienst. Er behauptete, der Stress in der Bank sei schuld, das würde schon werden, ein kleiner Urlaub vielleicht?
    Ich legte mich noch mehr ins Zeug. Wienerte die Wohnung auf Hochglanz. Erwartete Marc spätabends mit im Ofen warm gehaltenem Essen. Schmiss mich in kneifende Dessous, kaufte mir einen Wonderbra. Massierte ihm den Nacken noch ausgiebiger, ließ ihm Entspannungsbäder ein. Ohne Erfolg – der kleine Marc blieb klein.
    Im Spätsommer rief Tante Trude an und bat mich, ihr bei der Himbeerernte zu helfen. Ihr verblichener Ernst hatte den kompletten Garten (und der war selbst für unser kleines Kaff in der Tübinger Peripherie sehr groß) in eine Himbeerplantage verwandelt. Trude brachte es nicht übers Herz, die Sträucher auszureißen, und so stand sie Jahr für Jahr vor einem Berg Himbeeren, aus denen sie Saft, Marmelade und Gelee für den Kirchenbasar kochte. Also fuhr ich zu Tante Trude und zupfte Beeren, bis meine Hände blutrot waren. Wegen des kühlen Sommers fiel die Ernte allerdings geringer aus als gedacht und so konnte ich mich schon einen Tag eher als geplant auf die Heimreise machen, mit frischen Beeren und Sehnsucht nach Marc im Gepäck. Ich wollte ihn überraschen …
    »… und dann komm ich in die Wohnung und es stinkt nach Parfum … und im Schlafzimmer …« Ich heule von Neuem los. Rolf nimmt mich in den Arm und ich rotze sein Poloshirt voll. Chris geht in die Küche und kommt mit einer Familienpackung Fürst Pückler wieder. Zu dritt löffeln wir die Eiscreme aus, bis Earl sich meldet. Der Mops versenkt seine Nase in der Plastikschale und schlabbert zufrieden.
    »Und heute stehen beide im Laden. Sie bekommt ein Baby.« Langsam, sehr langsam werde ich wütend. »Bei mir spielt er den Impotenten und die schwängert er und freut sich auch noch?«
    »Männer«, sagen Chris und Rolf wie aus einem Mund. »Die sind so.«
    Eine Weile schweigen wir. Dann beginnt Chris zu sprechen. Leise erst, aber nach und nach redet er sich in Fahrt.
    »Wie mein Schatz«, sagt er ganz leise und knispelt mit den Fingern an einer Haarsträhne.
    »Wie? Ist dir auch so was passiert?«
    »Na ja, so ähnlich, Tanja«, sagt Chris und blinzelt gegen die Tränen an, die in seinen Augen aufsteigen.
    »Männer.« Rolf schnaubt, steht auf und kommt mit einer kühlen Flasche Prosecco und einer Doppelpackung Toffifee wieder. Ich lutsche an den Karamelpralinen, die Nüsse spucke ich aus. Earl knabbert die lieber als ich.
    »Ist jetzt schon fast drei Jahre her, aber es tut immer noch weh.« Chris schnäuzt sich und nun ist es an ihm, zwei Gläser Blubberwasser auf einmal in sich hineinzuschütten.
    »Immerhin ist das Fremdgehen nicht zu Hause passiert, sondern in einem Klub. Dafür aber nicht nur einmal …« Chris ballt die Hände zu Fäusten. »Und ich Depp hab zu Hause gewartet und mich mit dem Gummibaum unterhalten.«
    Vier Jahre, erzählt Chris, waren er und Schatz zusammen. Und die ganze Zeit über naschte Schatz in fremden Gefilden.
    »Ich dachte wirklich, das ist was fürs Leben, das hat eine Zukunft.

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