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Nicht ohne meinen Mops

Nicht ohne meinen Mops

Titel: Nicht ohne meinen Mops Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silke Porath
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Richtung Augustenstraße schließlich (Rolf wird hinterher sagen: »So richtig rot war die nicht«) verlieren wir das Cabrio aus den Augen.
    »Also, ein Pampersbomber ist das ja nicht gerade«, meint Chris. Wieder bekommen wir einen Lachanfall, als wir uns vorstellen, wie Marc Miss Melly, den Stammhalter, Kinderwagen, Fläschchen und Windeln in den Zweisitzer quetscht.
    »Ich schätze, demnächst kurvt Marc mit einem Passat durch die Gegend.«
    »Genau, und hinten pappt ›Scheißbär an Bord‹ auf der Scheibe!«
    Ich muss dermaßen lachen, dass ich es erst beim dritten Anlauf schaffe, den Wagen in die beachtlich große Lücke vor dem Café zu manövrieren. Das Pärchen, das unter der Markise Limonade schlürft, beobachtet mich interessiert.
    Rolf schlendert über die Straße.
    »Toller Wagen!« Den Autoschlüssel lässt er um den Zeigefinger kreisen. Earl begrüßt sein Herrchen überschwänglich. Und der lässt den Schlüssel los. Mit einem satten Plumpsen fällt er in den Gully.
    »Ups!«
    »Wie doof.«
    »Na, so was aber auch!«
    Geschüttelt von einem neuerlichen Lachkrampf setzen wir uns an den Tisch neben dem Pärchen. Die beiden winken dem Ober.
    »Zahlen bitte!«, sagt er. Sie geht schon mal vor.
    Wir bestellen drei extra große Latte Macchiato, drei Stück Himbeerkuchen und einen Käsekuchen auf einem Pappteller (was die Augenbrauen der Kellnerin in die Höhe schnellen lässt). Dann lehnen wir uns zurück. Und warten.
    Lange müssen wir nicht ausharren. Earl hat grade mal den halben Pappteller angenagt, da taucht auch schon ein Streifenwagen auf. Eine junge Polizistin umkreist das Cabrio, als handele es sich um eine Bombe. Dann zückt sie das Walkie-Talkie und macht sich eifrig Notizen auf einem kleinen Block, während ihr Kollege sichtlich gelangweilt am Wagen lehnt und raucht. Wenige Minuten später rattert der Abschleppwagen an uns vorbei. Rolf linst auf die Uhr.
    »Donnerwetter, keine vier Minuten!« Beeindruckt sieht er dem Abschlepper nach, der mit dem Cabrio huckepack davonfährt. Der Polizist tritt seine Kippe aus und steigt zu seiner Kollegin ins Auto.
    »Sagt mal, was kostet das eigentlich?«
    »Parken in der Einfahrt für den Notarzt? Vor einer Klinik?« Chris grinst so breit, dass ich befürchte, seine Ohren schlagen jeden Moment am Hinterkopf zusammen.
    »So vier-, fünfhundert Euro ganz bestimmt.« Rolf schüttet Zucker nach.
    »Ups!«, sage ich und genieße das prickelnde Gefühl der Schadenfreude, das wie Champagnerbläschen in meinem Bauch blubbert.
    Earl rülpst. Der Pappteller ist spurlos im Mops verschwunden.
     
    Den Abend verbringen meine Jungs, Mr. Mops und ich auf dem Balkon. Wir haben Klappstühle aus Rolfs scheinbar unendlichem Möbelfundus aufgestellt. An der Tankstelle haben wir einen Einmalgrill für 2,99 € erstanden. Dazu vier Würstchen und vier Schnitzel aus der Metzgerei. Chris hat einen Salat gezaubert, der jedes Vegetarierherz höher schlagen lassen würde: Rucola und Cocktailtomaten, frische Kresse, geraspelte Möhren, Radieschen und Gurken. Zwischen unseren Lachkrämpfen haben wir alle Hände voll damit zu tun, Earl davon abzuhalten, seine Wurst und sein Schnitzel vom Grill zu zerren, der auf dem Boden leise vor sich hin kokelt.
    »Oh, Marc, das ist aber nicht mein Lippenstift da am Anzug«, äfft Chris Miss Melly nach.
    »Aber das kann ich mir nicht erklären«, fällt Rolf mit verstellter Stimme ein.
    »Hast du mich betrogen, Schatz? Sieh nur, die vielen schwarzen Haare!« Chris wedelt mit den Händen. Er ist halt doch eine kleine Tucke – mein süßer Chris!
    Langsam senkt sich die Dämmerung über den Hof. Kitschig golden geht die Sonne über den Dächern unter und ich stelle mir vor, wie Marc, der Arsch, jetzt nach Hause kommt. Heute arbeitet bestimmt keiner mehr auf dem Abstellplatz! Da wird der Gute zu Fuß gehen müssen… und morgen 400 € löhnen!
    Ich muss alle paar Minuten zur Toilette, denn die Lachanfälle schlagen in Kombination mit zwei kühlen Bier mächtig auf meine Blase. Frau Stiller ruft gegen 19 Uhr das erste Mal von unten zur Ordnung (»Geht’s noch lauter?« – Ja, es geht!), dann alle 15 Minuten (»Jetzt langt’s aber da oben!« – Nein, es langt noch nicht!)
    Um 21.42 Uhr vollführt mein Handy auf dem Küchentisch einen Affentanz. Ich weiß sofort, dass der Anrufer Marc ist. Mir wird heiß. Kalt. Heiß. Eiskalt. Chris und Rolf nicken mir zu. Mit wackeligen Knien gehe ich zum Tisch. Mein Herz rast, als ich die grüne Taste drücke.

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