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Nicht ohne Risiko (German Edition)

Nicht ohne Risiko (German Edition)

Titel: Nicht ohne Risiko (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Brockmann
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und sich vollkommen allein und verlassen fühlte – so wie er. Aber ebenso oft hatte er sich ausgemalt, dass sie einen netten Mann fand, der ihr Sicherheit bot, und sich mit ihm zufriedengab. Zufriedengeben – das war hier das Schlüsselwort. Er hatte sich ausgemalt, wie sie sich mit jemand anderem zufriedengab, aber sich immer noch nach ihm sehnte.
    „Alex meinen Schatz zu nennen ist ein bisschen übertrieben, findest du nicht?“, meinte Emily.
    „Vielleicht sollten wir ihn lieber als … deinen Liebhaber bezeichnen.“ Ein klein wenig Bosheit schwang in seiner Stimme mit. Er stichelte in voller Absicht. Das konnte ihr nicht entgangen sein.
    Trotzdem reagierte sie nicht. Weder sog sie die Luft ein, noch blinzelte sie, noch verspannte sie sich. Sie sah ihn einfach nur an. Und lächelte.
    „Alex Delmore und ich sind miteinander ausgegangen“,sagte sie gelassen. „Mehr brauchst du nicht zu wissen, Detective. Und der Rest geht dich auch absolut nichts an.“
    Was zum Teufel hatte dieses Lächeln zu bedeuten? Sie sah ganz so aus, als hätte sie gerade einen Punktsieg gegen ihn errungen.
    Jim griff nach seinem Glas und nahm einen kräftigen Schluck Eistee in dem verzweifelten Bemühen, sein inneres Gleichgewicht nicht völlig zu verlieren. Er stellte das Glas ein wenig zu schwungvoll auf den Tisch zurück, und es knallte in der Stille der Wohnung unangenehm laut auf die Glasplatte.
    „Könnten wir vielleicht ein bisschen Licht machen?“, fragte er.
    Emily nickte, stand auf und ging zu einer Halogenlampe hinüber.
    „Außerdem solltest du dir angewöhnen, mich Dan zu nennen“, fügte Jim hinzu und blinzelte leicht, als das helle Licht der Lampe das Zimmer erfüllte. „Oder Danny. Wie immer du deinen Bruder normalerweise ansprichst.“
    „Danny.“ Emily ging wieder zu ihrem Schaukelstuhl und setzte sich. „Aber er selbst nennt sich mittlerweile Dan.“
    „Versuch dich daran zu erinnern, was du Delmore alles über deinen Bruder erzählt haben könntest“, fuhr Jim fort. „Jede Kleinigkeit ist wichtig. Alles, woran er sich erinnern könnte.“
    Nachdenklich kaute Emily auf ihrer Unterlippe. „Weißt du, ich bin mir nicht mal sicher, ob ich meinen Bruder Alex gegenüber jemals erwähnt habe“, meinte sie. „Eigentlich ist es ziemlich wahrscheinlich. Wir haben über Guilford gesprochen, den Ort, an dem meine Eltern heute noch leben – du weißt schon, in Connecticut. Dabei könnte ich auch Danny erwähnt haben. Aber höchstens nebenbei. Nach dem Motto: ‚Ich habe nur einen Bruder, keine Schwestern. Mein Bruder lebt in Neumexiko. Er ist Astronomieprofessor.‘“
    Jim zog die Brauen hoch. „Mehr nicht?“, fragte er ungläubig.
    Emily zuckte die Achseln. „Alex und ich haben nicht allzu viel miteinander gesprochen.“
    „Kann ich mir vorstellen“, brummelte Jim in seinen Bart hinein.
    Wenn sie es gehört hatte, ließ sie es sich nicht anmerken. Stattdessen lächelte sie ihn erneut an wie eine Sphinx.
    Fast zwei Stunden arbeiteten sie so miteinander, gingen Dan Marshalls Lebensgeschichte durch und die Einzelheiten ihrer Kindheit in Connecticut. Kurz nach neun Uhr rieb Jim sich das Gesicht und streckte sich.
    „Ich muss Schluss machen“, sagte er. „Meine Konzentration lässt nach. Tut mir leid, aber ich habe gestern Abend eine Doppelschicht geschoben. In den letzten achtundvierzig Stunden hatte ich kaum mehr als zwei Stunden Schlaf. Macht es dir etwas aus, wenn wir morgen weitermachen?“
    Emily schüttelte den Kopf. „Das ist eine Schlafcouch“, sagte sie. „Im Wäscheschrank liegen Bettlaken und ein Kissen. Auch eine Wolldecke, aber es ist ziemlich heiß. Die wirst du also wohl nicht brauchen. Du kannst die Dusche benutzen.“
    „Danke.“
    Er warf noch einen Blick auf die Notizen, die er sich gemacht hatte, und räusperte sich. „Ich weiß …“, begann er zögernd, mit noch rauerer Stimme als sonst. Er unterbrach sich. Und begann noch einmal von vorn. „Dies muss sehr schwer für dich sein. Mit mir zusammenzuarbeiten, meine ich.“ Er schaute auf und zwang sich, ihrem Blick standzuhalten. „Vor allem, so mit mir in einer Wohnung zusammengepfercht zu sein.“
    Emily schwieg einen Moment. Dann schüttelte sie den Kopf. „Nein.“ Ein feines Lächeln umspielte ihre Lippen. „Halb so schlimm.“
    Er konnte seine Ungläubigkeit nicht verbergen, starrte sie an und stieß heftig den Atem aus. Unter anderen Umständen hätte man diesen Ausdruck von Zweifel als kurzes Auflachen missverstehen

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