Nicht ohne Risiko (German Edition)
geschrieben habe …“
„Warst du jemals in Colorado oder Neumexiko?“, warf Emily ein.
Er schüttelte den Kopf und fuhr fort: „Ich habe zwei Jahre an der Uni in Albuquerque unterrichtet, bis ich das Angebot erhielt, das Institut in Santa Fe zu leiten …“
„Wie kannst du glaubwürdig so tun, als hättest du zehn Jahre im Südwesten gelebt, wenn du nicht ein einziges Mal dort warst?“
Jim blickte von seinen Notizen auf und lächelte. „Ich habe mir ziemlich viele Western angeschaut.“
„Ich meine es ernst. Alex’ Mutter lebt in Phoenix. Außerdem weiß ich, dass er in Colorado Ski fährt, aber nicht genau, wo. Wenn das Skigebiet nun in der Nähe von Denver liegt? Was tust du, wenn er dir Fragen stellt, die du nicht beantworten kannst? Dann würde er ganz schnell merken, dass du noch nie im Westen warst.“
Jim zuckte mit den Achseln. „Ich mogele mich schon irgendwie durch.“
Emily beugte sich leicht vor und schaute ihn intensiv an. Er saß in dem Schaukelstuhl, in dem sie am Abend zuvor gesessen hatte. Sie hatte kaum Make-up aufgelegt, aber ihr Gesicht leuchtete, wie das nur gute Gesundheit und der ständige Sonnenschein in Florida bewirken konnten. Beinah unwillkürlich wanderte Jims Blick an ihren langen schlanken Armen und Beinen hinab. Sie waren nackt und perfekt sonnengebräunt – nicht zu dunkel, sondern leicht goldbraun. Diese Bräune hatte sie sich nicht als Stubenhockerin geholt. Offenbar war sie immer noch so ruhelos wie früher, so oft draußen unterwegs, ständig in Bewegung, ständig bemüht, ihren Energieüberschuss abzubauen.
Apropos Energieüberschuss: Jim fühlte sich so ruhelos undzappelig wie seit Langem nicht mehr. Natürlich hatte der Umstand, dass er die letzte Nacht nur durch eine Wand von der Frau getrennt verbracht hatte, zu der er sich einmal unwiderstehlich hingezogen gefühlt hatte, eine Menge damit zu tun. Sein Blick wanderte erneut über Emilys lange Beine. Großer Gott, sie sah fantastisch aus! Umwerfend, mit diesen endlos langen Beinen und diesem Körper …
Wem versuchte er eigentlich etwas vorzumachen? Die Anziehungskraft, die sie auf ihn ausübte, war keineswegs Vergangenheit. Sie war ganz und gar Gegenwart. Er spürte sie hier und jetzt, konnte sie nicht leugnen. Sieben Jahre war das alles her, doch ihn verlangte es immer noch nach dieser Frau.
Diese Anziehungskraft schien jedoch nicht auf Gegenseitigkeit zu beruhen. Oder Emily verbarg das äußerst geschickt.
„Hast du Hunger?“, fragte er schließlich. „Ich kenne da einen tollen Imbiss am Strand. Was hältst du davon, wenn wir dort essen? Ich lade dich ein.“ Er stand auf und packte seinen Notizblock in die Sporttasche. „Na komm, es ist schon fast halb zwei, und mir hängt der Magen in den Kniekehlen. In dem Laden gibt es das leckerste Grillhähnchen im ganzen Universum.“ Er lächelte gezwungen. „Und ich muss das wissen, schließlich bin ich Astronom. Also? Wollen wir?“
Emily warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. War es wirklich schon halb zwei? Sie hatte noch nicht einmal gefrühstückt, nur eine Tasse von Jims mörderisch starkem Kaffee getrunken. Hunger hatte sie nicht, aber sie stand trotzdem auf. Aus der engen Wohnung herauszukommen war definitiv eine gute Idee. „Ich hole mir nur meinen Sonnenhut.“
Jim wartete an der Tür, als sie aus dem Schlafzimmer kam. „Willst du deine Handtasche nicht mitnehmen?“, fragte er.
Sie tat so, als hätte sie die Handtasche absichtlich liegen lassen. „Ich dachte, du willst mich einladen?“
Er lächelte. „Aber du brauchst vielleicht deine Sonnenbrille.“
Ihr wurde klar, dass sie ihn nicht täuschen konnte, und sie seufzte. „Ich bin fünfundzwanzig“, sagte sie. „Ich bin ein gut organisierter Mensch, recht ordentlich und immer pünktlich. Warum zum Teufel vergesse ich trotzdem ständig meine Handtasche?“
„Besorg dir eine, die richtig schwer ist“, riet Jim, während sie die Stufen zum Parkplatz der Apartmentanlage hinabstiegen. „Dann merkst du, wenn du sie nicht über der Schulter hängen hast. So wie ich im Moment überdeutlich merke, dass ich ohne mein Schulterhalfter rausgehe. Das fühlt sich irgendwie nicht richtig an. Irgendwas fehlt, und das merke ich.“
Emily warf ihm einen Blick zu. Er hatte sich umgezogen, während sie ihren Sonnenhut aus dem Schlafzimmer geholt hatte. Statt der Shorts trug er jetzt trotz der Hitze eine lange Hose und ein Paar Cowboystiefel.
„Trägst du …“
Er beendete die Frage für sie.
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