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Nicht ohne Risiko (German Edition)

Nicht ohne Risiko (German Edition)

Titel: Nicht ohne Risiko (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Brockmann
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können. „Du machst Witze“, sagte er.
    Wieder schüttelte sie den Kopf. „Nein.“
    „Du hasst mich nicht?“
    Wenn seine Direktheit sie überraschte, ließ sie sich das nicht anmerken. Allerdings überlegte sie eine Weile, bevor sie antwortete.
    „Nein“, sagte sie schließlich. Es klang, als sei sie davon genauso überrascht wie er. „Ich hasse dich nicht. Es stimmt, dass ich dich nicht sonderlich mag. Aber Hass wäre ein viel zu starker Ausdruck für das, was ich empfinde.“ Sie stand auf. „Wenn es das war für heute Abend, fahre ich jetzt kurz einkaufen. Ich brauche noch ein paar Kleinigkeiten. Soll ich irgendwas für dich mitbringen?“
    Jim schüttelte den Kopf. Er fühlte sich seltsam benommen. Emily hasste ihn nicht. Sie mochte ihn nicht sonderlich. Irgendwie fühlte sich das schlimmer an als Hass. „Nein“, sagte er, als ihm plötzlich auffiel, dass sie auf eine Antwort wartete. „Nein, danke.“
    Emily schnappte sich ihre Schlüssel, verließ die Wohnung und zog die Tür mit Nachdruck hinter sich ins Schloss. Erst als sie auf dem Parkplatz war und in ihrem Wagen saß, begannen ihr die Knie zu zittern.
    Gott, sie war ja so eine Lügnerin. Sie wusste nicht, was genau sie für Jim Keegan empfand, aber ganz sicher nicht die gelassene Gleichgültigkeit, die sie ihm vorspielte. Oh, sie wünschte sich, sie könnte ihm gegenüber so gleichgültig sein. Sie wäre nur zu gern in der Lage, Jim anzusehen und nichts zu spüren als leichte Abneigung statt dieses … Gefühlschaos, diese Achterbahn der Empfindungen.
    Sie atmete tief durch. Und noch einmal und noch einmal. Heute Abend hatte sie wohl ein paar Einblicke in die wahre Persönlichkeit von Jim Keegan gewonnen. Er war grob, arrogant, egoistisch, ungeduldig, hinterhältig … Sie hätte die Liste endlos fortsetzen können. Endlich fielen ihr all die Unvollkommenheiten und Fehler auf, die sie damals nicht hatte sehen können, weil sie von seinem guten Aussehen und der freundlichen Sanftheit geblendet worden war, von der sie inzwischen wusste, dass sie nur gespielt war.
    Nach zwei Wochen Wirklichkeit, die ihr die Augen öffnete, würde sie endlich nichts mehr für ihn empfinden als Gleichgültigkeit.
    Das hoffte sie jedenfalls.

5. KAPITEL
    E mily wachte um halb neun auf und zog sich an, bevor sie das Schlafzimmer verließ. In ihrer Wohnung war es still. Viel zu still. Sie eilte durch den Flur und warf einen vorsichtigen Blick ins Wohnzimmer.
    Die Schlafcouch war bereits wieder zum Sitzmöbel zusammengeklappt. Die Laken, die Jim benutzt hatte, lagen sauber zusammengefaltet auf dem Couchtisch. Seine Reisetaschen hatte er beiseitegeräumt. Sie standen in einer Ecke des Zimmers, wo sie nicht störten. Von ihm selbst keine Spur.
    Die Küche war ebenfalls leer, aber auf der Arbeitsplatte lag eine Nachricht für sie.
    „Emily“, stand dort in Jims großer schwungvoller Schrift. „Bin joggen. Komme vor neun zurück.“ Er hatte seine Unterschrift mit einem J begonnen, den Buchstaben dann durchgestrichen, mit „Dan“ unterschrieben und diesen Namen doppelt unterstrichen.
    Seine Handschrift war ihr so vertraut. Erinnerungen, die damit verbunden waren, stürzten auf sie ein und brachten sie aus dem Gleichgewicht. Emily musste sich hinsetzen.
    In den fünf Monaten, in denen sie miteinander gegangen waren, hatte Jim ihr an die hundert solcher kleiner Mitteilungen geschrieben. Manchmal hatte er sie an die Korkpinnwand in ihrem Zimmer im Studentenwohnheim gepinnt. Manchmal hatte er sie per Post geschickt, auf albernen Postkarten oder einfachen Zetteln in einem Umschlag. Oft hatte sie ihren Briefkasten geöffnet und darin gleich mehrere Umschläge mit ihrem Namen und ihrer Anschrift in Jims sauberen Blockbuchstaben gefunden. In diesen Umschlägen waren Zeitungs- oder Zeitschriftenartikel, von denen er glaubte,sie könnten sie interessieren, immer mit einer kurzen handschriftlichen Anmerkung. Manchmal auch nur eine Notiz, mitunter sogar nur eine einzelne Zeile. Aber ganz egal, was er ihr schickte, sagte oder schrieb, die Botschaft war klar: Jim Keegan dachte an sie.
    Aber wie passte diese Zuvorkommenheit heute ins Bild? Damals hatte sie darin ein Zeichen für den weichen Kern des harten Kerls gesehen. Heute war ihr klar, dass all diese Botschaften vermutlich nur ein Mittel zum Zweck gewesen waren, um sie dazu zu bringen, ihm zu vertrauen. Und das hatte verflixt gut funktioniert.
    Tatsache war, dass er sie nur wenige Tage, nachdem er zum ersten Mal mit ihr

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