Nicht ohne Risiko (German Edition)
Hände, die sie fest ineinander verschränkt in den Schoß gelegt hatte. „Aber wir lieben uns nicht.“
„Em.“
Sie blickte auf. Er musterte sie eindringlich. Im schwachen Licht der Straßenbeleuchtung wirkte sein Gesicht geheimnisvoll und überirdisch schön. Er lächelte nicht, als ihr Blick seinen traf.
„Wir könnten es aber“, sagte er sanft und sehr ernst.
Sich lieben. Er sprach davon, sich zu lieben.
Emily schluckte. Sie meinte seinen Geschmack und seineBerührung noch zu spüren …
„Nein.“ Sie schüttelte den Kopf. „Das könnten wir nicht.“ Sie wandte sich von ihm ab. „Geh jetzt bitte.“
Er ging.
Am Mittwoch klingelte das Telefon nur ein Mal. Es war Felipe Salazar, der ihnen mitteilen wollte, dass Delmores seltsame Geschäftsbesprechung am Dienstagabend tatsächlich eine ganz normale Geschäftsbesprechung gewesen war: In dem spätabendlichen Treffen mit einem Kunden war es um nichts Illegales gegangen.
Am Donnerstag klingelte das Telefon zweimal, aber beide Male war nicht Alexander Delmore am Apparat.
Am Freitag hatte Jim die Nase voll. Er konnte nicht schlafen, solange er Emily im Nebenzimmer wusste. Sie war in unmittelbarer Reichweite – oder wäre es, wenn ihm nicht die Hände gebunden wären. Dabei begehrte er sie so heftig, dass kaum ein anderer Gedanke in seinem Kopf Platz hatte. Wenn er aber auch nur zwei Worte an sie richtete, zuckte sie heftig zusammen und ließ sich schnellstens irgendeine Ausrede einfallen, um seiner Gegenwart zu entfliehen. Sie musste Wäsche waschen. Einkaufen. Die Balkonmöbel putzen. Die Balkonmöbel putzen, verdammt noch mal!
Entweder, es passierte bald etwas, oder er verlor den Verstand.
Um zehn ging er hinaus auf den Balkon, wo Emily dabei war, ihre Zimmerpflanzen umzutopfen. Sie warf ihm nur einen kurzen Blick zu, aber das reichte, um das inzwischen vertraute Gefühl gegenseitiger Anziehung erneut zu entfachen. Trotzdem schien sie wild entschlossen, die Funken, die zwischen ihnen flogen, zu ignorieren.
„Ich möchte in etwa einer Stunde mit dir ausgehen. Schaffst du das zeitlich?“, fragte er. Sie trug eine verwaschene Jeansmit abgeschnittenen Hosenbeinen. Die rechte äußere Naht war mehrere Zentimeter aufgerissen, sodass mehr Bein zu sehen war, als ohnehin schon vorgesehen. Es wirkte unglaublich sexy – vor allem weil es ihr gar nicht bewusst zu sein schien.
„Wohin gehen wir?“, fragte sie, setzte eine Pflanze mit langen grünen Ranken in einen größeren Topf und packte frische Erde auf die Wurzeln.
An ihren Händen klebte Blumenerde, und sie strich sich mit dem Unterarm die Haare aus dem Gesicht, bevor sie fragend zu ihm aufsah.
„Dein ‚Bruder‘ führt dich zum Essen aus“, antwortete Jim lächelnd. „Und, welch glücklicher Zufall, wir gehen in exakt dasselbe Restaurant, in dem Delmore isst. Du stellst ihn mir vor. Ich verschaffe mir eine Einladung auf seine Yacht.“
Emily zog skeptisch die Brauen hoch. „Alex geht nie zweimal hintereinander in dasselbe Restaurant. Und manchmal entscheidet er erst, wohin er geht, wenn er schon unterwegs ist. Es gibt ungefähr siebzehn Restaurants, die ihm gut gefallen. Wir haben also eine Chance von eins zu sechzehn, richtig zu raten, wohin er gehen wird. Vorausgesetzt, er wählt eines seiner Lieblingsrestaurants und probiert nichts Neues aus.“
Jim schüttelte den Kopf. „Wir werden nicht raten. Wir werfen uns in Schale und warten im Auto in der Nähe des Yachthafens. Phil Salazar folgt Delmore zum Restaurant. Dann ruft er uns an und sagt uns, wohin wir fahren müssen.“
„Dann kommen wir rein, setzen uns und tun überrascht, Alex zu sehen, richtig?“ Emily lachte mit blitzenden Augen. „Tolle Sache, die Polizei auf seiner Seite zu haben, wenn man ein Rendezvous möchte.“ Sie spülte sich die Hände in einem Eimer Wasser ab und trocknete sie an einem Lappen. „Ich muss duschen, aber ich kann in einer halben Stunde ausgehbereit sein.“
Sie öffnete die Glasschiebetür, um in die Wohnung zu gehen, drehte sich auf der Schwelle aber noch einmal um. „In einigen der Restaurants, die Alex bevorzugt, sind Jackett und Krawatte vorgeschrieben. Hast du so was mit?“
Jim lächelte. „Ich habe alles im Griff.“
Emily nickte. Von ‚alles im Griff‘ konnte keine Rede sein, aber wenigstens diese eine Sache hatten sie im Griff.
„Ich bin fertig.“
Emily kam aus dem Wohnzimmer. Sie trug einen weißen Baumwollrock, ein blassblaues T-Shirt und über dem Arm einen weißen
Weitere Kostenlose Bücher