Nicht schießen, Darling! - Schon wieder eine sehr romantische Komödie (Leckere Lords von Ruby Royce) (German Edition)
würde schon eine Zofe warten, die ihr dabei half, in eines ihrer neuen Kleider zu schlüpfen. Sie hatte längst genug von der langweiligen Mode der Debütantinnen gehabt.
Eine Stunde später trug sie ein glänzendes Abendkleid aus violetter Seide und Damast. Es war zugleich elegant, betonte ihre Figur und war dennoch ausreichend warm an so einem Herbstabend. Neuerdings hatten die Schneider begonnen, wieder die Taille zu betonen. Zu Claras großer Freude hob der moderne Schnitt den Kontrast zwischen ihrer Brust und ihrer schmalen Körpermitte hervor. Sie war zwar sehr schlank, ja, aber sie hatte durchaus weibliche Rundungen. Vielleicht war sie nicht so kurvenreich wie die Baronessa Natasha Osipova. Dennoch, Kurven waren da! Sie betrachte ihr Gesicht in dem großen Spiegel, der sich auf Höhe eines Treppenabsatzes befand.
Wahrscheinlich sind es die Sommersprossen…
Es gab da ein Rezept mit Rosenwasser und einem zerkochten Kalbshuf, wenn sie sich richtig erinnerte. Sie würde Rübchen fragen müssen. Die kannte sich mit allem aus, was Kosmetik betraf. Aber Nell Barnham hatte keine Sommersprossen.
Wie ungerecht, dass ich die Sommersprossen bekomme und sie das karrottenrote Haar, ohne die Sommersprossen. Die Menschen sind viel gnädiger, wenn ein rothaariges Mädchen Sommersprossen hat. Bei einer Blondine ist es fast schon unanständig .
James war beim Dinner wie immer makellos gekleidet in ein schwarzes Jacket und eine gelbe Seidenweste, die mit orientalischen Verzierungen bestickt war, dazu trug er ein strahlend weisses Hemd und eine Krawatte. Er informierte Clara, dass er nach dem Diner noch einen Gast erwartete und nicht würde ausgehen können.
„Ist das für dich in Ordnung, Pünktchen?”
Pünktchen? Seit unserer Verlobung hat er mich nicht mehr Pünktchen genannt. Ist das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen?
Er sah von seinem Teller auf. Fast wirkte er erschrocken.
„Clara, meine ich.”
Offenbar war er an diesem Abend mit seinen Gedanken woanders. Wahrscheinlich bei seinem Gast. Niemand war je so spät noch in Sky House vorbeigekommen. Wer konnte das sein? Wenn es einer seiner Freunde wäre, hätte er es ihr doch sicher gesagt?
„Das stört mich überhaupt nicht”, sagte die vorsichtig und wusste selbst nicht ob sie damit seinen Besuch oder seine Benutzung ihres kindischen Spitznamens meinte.
„Gut. Hast du etwas, um dich zu beschäftigen?”
„Oh, ja. Ich lese eine sehr aufregende Geschichte über die eingeborenen Americas in der Zeit der Französischen Kriege. Der Autor ist ein Mr. Cooper. Es ist ganz herrlich.”
„Du musst mir das Buch einmal ausleihen.”
„Gern.”
Aber heute Abend habe ich andere Pläne.
Sie trank ein Glas Wein, um die aufkommende Panik zu vertreiben. Heute Abend würde sie ihn konfrontieren, sobald der Gast gegangen war.
Clara überließ James seinem Portwein und zog sich in ihren kleinen Salon zurück. Vorher machte sie aber noch einen Umweg, um den Brandy zu holen und in ihr Reich zu schmuggeln.
Sie hatte schon als Kind gelernt, wie sie am besten den neugierigen Blicken der Dienerschaft entkommen konnte. Sowohl in Seventree, als auch in Whigmore Hall, dem Landsitz der Chestondons, hatten an jeder Ecke Dienstboten gestanden. Von ihnen nicht gesehen zu werden, war eine Kunst, die Clara im Laufe ihrer Kindheit perfektioniert hatte.
Gegen elf Uhr bat sie ihre Zofe, ihr aus dem Kleid zu helfen und als sie endlich im halbdunkel unter ihrer Bettdecke lag, schlug ihr das Herz bis zum Hals. Gleichzeitig kroch die Müdigkeit verlockend in ihre Glieder.
Es wäre so leicht, einzuschlafen… Nein! Ich muss wach bleiben. Jetzt oder nie! Na, vielleicht nicht ganz, aber morgen werde ich sonst auch nicht klüger sein.
Die meisten Dienstboten würden früh zu Bett gehen, wenn Lord und Lady das Haus nicht verließen und ihrer Hilfe nicht bedurften. James Kammerdiener würde in seinem Zimmer darauf warten, dass James klingelte - was er manchmal tat und manchmal nicht. Aber Kammerdiener sind eine duldsame Spezies.
Gegen halb zwölf würde Mr. Shrimp, der Butler, noch einmal nach dem Earl sehen und ihn fragen, ob er noch Wünsche hätte, oder ob er die Diener und Zofen in den Feierabend schicken durfte.
Clara heftete ihre Augen an die Finger der minutiösen Uhr auf ihrem Nachttisch.
Um Mitternacht warf sie ihre Decke beiseite und kletterte flink aus dem Bett. Ich kann keine Minute länger warten!
Sie zog die Flasche aus ihrem Versteck unter dem Bett hervor
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