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Nicht schießen, Johnny!

Nicht schießen, Johnny!

Titel: Nicht schießen, Johnny! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Ball
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Gefallen«, bekannte Tibbs. »Ich muß nämlich noch eine andere Familie aufsuchen.«
    Der Geistliche legte dem linkischen jungen Mann einen Arm um die Schulter. »Gehen wir?« fragte er. In ruhigem Selbstvertrauen führte er Dempsey den Korridor hinunter und hinaus.
    »Gott sei Dank«, murmelte Virgil, »der kam wirklich wie gerufen.« Er begab sich zum Empfangsschalter, um zu telefonieren. Nachdem er seinen Bericht durchgegeben hatte, teilte man ihm mit, daß das Haus der Hotchkiss’ rund um die Uhr überwacht werden würde, bis Johnny McGuire gefaßt sei. Auch das Mietshaus, in dem die McGuires wohnten, werde beobachtet, in der Hoffnung, daß der Junge von selbst heimkehre. Nach dem, was inzwischen geschehen war, werde man ihn nun allerdings festnehmen müssen.
    In bezug auf den Jungen gab es nichts Neues. Einer von Tibbs’ Kollegen schaltete sich kurz in das Gespräch ein. Er hatte das Viertel abgegrast, wo die Schießerei stattgefunden hatte, und zwei Familien aufgetan, die noch nicht zu Bett gegangen waren. Sie gaben zu, >ein Geräusch< vernommen zu haben, das sich wie ein oder mehrere Schüsse anhörte. Sie hatten ihre Wahrnehmung aber nicht gemeldet. In dem einen Haushalt wurde behauptet, man hätte es für die Fehlzündung eines Wagens gehalten; im zweiten wurde klar zum Ausdruck gebracht, sie hätten sich keinen Ärger auf den Hals laden wollen. Der Polizeidetektiv ersparte sich den Hinweis, daß der angeschossene Junge vermutlich hätte gerettet werden können, wenn in einer der zwei Familien jemand sofort eine Ambulanz gerufen hätte; er hätte tauben Ohren gepredigt.
    Mit dem Notizbuch in der Hand erkundigte sich Virgil bei der Schwester nach dem richtigen Namen des Verstorbenen; bisher kannte er ihn nur als >Beater<. Die tüchtige, etwa vierzigjährige Schwester schaute auf das Formular, das sie vor sich liegen hatte. »Willie Orthcutt«, antwortete sie und fügte die Adresse hinzu. »Mehr kann ich Ihnen im Moment nicht sagen, Mr. Tibbs; wir müssen die Autopsie abwarten.«
    Er holte tief Luft und stieß sie langsam wieder aus, während er angestrengt nachdachte. Sein Verstand war hellwach und sehr aktiv; unwillkürlich fuhr er sich mit der Hand über die Stirn, als wollte er gar nicht vorhandene Schweißtropfen wegwischen.
    »Soll ich Ihnen nicht ein Beruhigungsmittel geben, Mr. Tibbs?« fragte die Schwester. »Irgend etwas, das die Nerven entspannt?«
    »Danke, lieber nicht - vorläufig muß es noch ohne das gehen. Wenn ich heute nacht nach Hause komme, mix ich mir einen starken Drink, höre mir Ravel an und lese im Buch Hiob.«
    »Warum machen Sie das nicht gleich?«
    »Unmöglich - na, Sie wissen ja. Tun Sie mir den Gefallen, rufen Sie für mich im Präsidium an und geben Sie sämtliche Fakten über Willie Orthcutt durch. Ich muß dem Jungen mit dem Revolver nachspüren.«
    »Passen Sie auf sich auf«, mahnte die Schwester, als er sich zum Gehen anschickte.
    Fünfzehn Minuten später stand Tibbs abermals in der Küche der McGuires. »Sie sollten nicht so oft herkommen«, sagte Mike zu ihm. »Wir warten auf unseren Jungen, aber er traut sich bestimmt nicht ins Haus, wenn Sie dauernd hier rumhängen.«
    Tibbs machte keine langen Umschweife. »Das spielt jetzt keine Rolle mehr.«
    Maggie merkte als erste, daß irgend etwas in der Luft lag. Sie hob den Kopf und sah Tibbs erschrocken an. »Hat er - ist etwas passiert?« Sie mußte sich jedes Wort abringen.
    Virgil nickte. »Ja, Mrs. McGuire. Es tut mir sehr leid, aber Johnny hat etwas getan, das nicht wiedergutzumachen ist. Es handelt sich um einen anderen Jungen, einen Vierzehnjährigen.«
    Mike McGuire vergaß seinen gekränkten Stolz. »Hat er - ihn verletzt?« fragte er.
    Mit Rücksicht auf Maggie bezwang Tibbs den Impuls, Mike die Wahrheit unverblümt hinzuknallen. »Vor ungefähr einer Stunde feuerte Johnny einen Schuß in das Hotchkiss-Haus; wir nehmen zumindest an, daß es Ihr Sohn war. Glücklicherweise wurde dabei niemand verletzt.«
    »Wer wurde dann ...?« fragte Mike.
    »Irgendwie - ich bin mir nicht sicher, auf welche Weise - gelangte Johnny in den Westen der Stadt. Dort hielten ihn vier Jungen, die im Wagen unterwegs waren, an. Auch hier kann ich nicht hundertprozentig sagen, daß es Ihr Sohn war, aber der Personenbeschreibung nach müßte er’s gewesen sein. Es kam zu einem Handgemenge.«
    »Was wollten die vier von ihm?« fragte Mike argwöhnisch.
    »Das weiß ich nicht genau, Mr. McGuire. Einer der Jungen erzählte mir, sie hätten

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