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Nicht schießen, Johnny!

Nicht schießen, Johnny!

Titel: Nicht schießen, Johnny! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Ball
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sich umgekleidet haben. Warte draußen auf sie, wo sie ihre Wagen parken.«
    »Ich bin aber mit ihm verabredet. Er hat mir einen Brief geschrieben.«
    »Kann ich ihn einmal sehen?«
    Johnny griff in die Hosentasche und war niedergeschmettert - plötzlich fiel ihm ein, daß er den Brief dem Aufseher vor dem Klubhaus gegeben und später nicht zurückbekommen hatte. »Ich habe ihn nicht mehr«, bekannte er. »Ich habe ihn vor dem Spiel dem Aufseher unten gegeben.«
    »Verstehe. Dann wartest du am besten hinten auf dem Parkplatz; ich darf dich hier nicht durchlassen.«
    Die Versuchung war groß, einfach an dem Mann vorbeizuflitzen. Doch Johnny sah ein, daß ihm das nichts helfen würde; der Mann hatte die längeren Beine. So mußte er sich halt auf einem anderen Weg an das Klubhaus heranpirschen. Er machte gehorsam kehrt und begab sich erneut auf die Suche. Nach einer Weile stieß er auf eine Treppe, die zum Glück unbewacht war. Er sprang die Stufen hinunter, um seinen Freund, der ihm aus seinen Schwierigkeiten helfen und ihn unter die Fittiche nehmen würde, nicht warten zu lassen. Unten rückte er sich seinen neuen Hut zurecht, überzeugte sich, daß der Revolver fest im Halfter saß, schob die Daumen in den Gürtel und marschierte durch den langen Betontunnel in Richtung Klubhaus.
    Währenddessen fand oben, unweit des Haupteingangs, eine hastige Lagebesprechung zwischen Virgil Tibbs und dem Sergeant der Stadionpolizei statt. »Es tut mir verdammt leid«, sagte der Sergeant. »Das gesamte Personal und alle meine Männer hatten Anweisung, auf einen Jungen mit einem Schuhkarton aufzupassen. Wie’s das Pech will, war das eins der kürzesten Spiele dieser Saison - rund zwei Stunden.«
    Virgil kniff die Lippen zusammen und überlegte. »Der kleine McGuire vergöttert das Angelteam; vielleicht versucht er mit einem der Spieler zu sprechen.«
    »Die Kinder fangen die Spieler für gewöhnlich draußen ab. Sie wissen, wo sie ihre Wagen parken.«
    Tibbs schüttelte den Kopf. »Der Junge ist zum erstenmal hier; er kennt sich nicht aus. Vielleicht versucht er sogar bis zu Gene Autry vorzudringen.«
    »Mr. Autry hat hier ein Büro.« Der Sergeant wandte sich zum Telefon um. »Ich werd’s erst mal im Klubhaus versuchen; kann sein, daß die dort inzwischen was wissen.«
    Mike McGuire, der wie auf Kohlen stand, machte seinen Gefühlen Luft. »Das kommt von dem verdammten Verkehrsunfall; der hat uns aufgehalten. Wir hätten längst hier sein können, wenn nicht das ganze verdammte neugierige Volk gewesen wäre.«
    Virgil nickte nur; er hatte keine Lust, seinen Atem an eine nutzlose Diskussion zu verschwenden.
    Die Telefonunterhaltung mit dem Klubhaus war entsetzlich zähflüssig. Nach einer langen Pause schien sich am anderen Ende der Leitung zu guter Letzt doch etwas zu tun. Der Sergeant lauschte einen Moment lang, nickte und gab den Hörer an Tibbs weiter. »Tom Satriano ist am Apparat. Er hat anscheinend was für Sie.«
    »Tom Satriano, natürlich!« Tibbs ärgerte sich, daß ihm Johnnys Idol nicht eher eingefallen war. »Hier ist Virgil Tibbs von der Polizei von Pasadena, Mr. Satriano. Was haben Sie mir zu sagen?«
    »Vor dem Spiel kam ein kleiner Junge zu mir, mit einem Brief, den ich ihm vor einiger Zeit geschrieben hatte. Er muß ihn wochenlang mit sich herumgetragen haben. Etwa acht oder neun Jahre in Cowboykluft.«
    »In Cowboykluft?«
    »Ja, jedenfalls trug er einen Cowboyhut.«
    »Schien der Hut neu zu sein, Mr. Satriano?«
    Der Fänger dachte kurz nach. »Doch, ich glaube schon. Der Kleine machte einen netten Eindruck. Ich hatte keine Zeit für ihn, vertröstete ihn auf später; ich sagte ihm, er solle nach dem Spiel zum Klubhaus zurückkommen.«
    »Gut! Hatte er irgendwas in der Hand - einen Karton oder sonst einen Behälter?«
    »Nein, Sir, bestimmt nicht. Das hätte ich merken müssen, als ich ihm die Hand gab.«
    »Gott sei Dank!« sagte Virgil unwillkürlich.
    »Wieso - was hätte er denn bei sich haben sollen?«
    »Einen Revolver. Er hat gestern abend einen Jungen damit erschossen.«
    »Moment mal - ich sagte Ihnen, daß der Junge einen Cowboyhut aufhatte.« Satrianos Stimme klang gepreßt. »Jetzt fällt mir ein, er hatte auch einen Waffengurt um.«
    Tibbs ballte die linke Hand. »Haben Sie einen Revolver gesehen, Sir?«
    »Ich bin mir nicht ganz sicher - aber ich glaube, ja.«
    Virgil schluckte krampfhaft. »Nun gut, da Sie den Jungen aufgefordert haben, nach dem Spiel zurückzukommen, wird er bestimmt

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