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Nicht schießen, Johnny!

Nicht schießen, Johnny!

Titel: Nicht schießen, Johnny! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Ball
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aufkreuzen. Wenn er kommt, seien Sie bitte nett zu ihm; das ist sehr wichtig. Sie haben nichts von ihm zu befürchten; er vergöttert Sie. Er hat Ihr Foto aus der Zeitung ausgeschnitten und wie einen Schatz gehütet. Versuchen Sie ihn irgendwie zu beschäftigen, bis ich komme, ja?«
    »Selbstverständlich.«
    »Danke. Der Junge ist nicht bösartig. An dem Zusammenstoß von gestern abend ist er nicht schuld. Von seiner Seite aus war das Ganze ein Unfall; ich bin sicher, daß er niemanden verletzen wollte.«
    »Warten Sie«, sagte Satriano, »wie wär’s damit - ich frage ihn, ob er meine Fängerausrüstung anprobieren möchte. Dazu muß er nämlich den Waffengurt ablegen.«
    »Glänzende Idee!« sagte Tibbs herzlich. »Ich komme sofort.« Er legte rasch auf und wandte sich dem Sergeant zu. »Sagen Sie mir, wie man zum Klubhaus kommt. Ich gehe allein - besser ist besser.«
    Nachdem ihm der Weg erklärt worden war, gab er Mike McGuire durch ein Zeichen zu verstehen, bis auf weiteres hier zu warten. »Sobald wir Ihren Sohn und das verdammte Schießeisen haben, schick ich nach Ihnen«, fügte er tröstend hinzu. Als er hinausstürzte, fiel er fast über den langen Schlaks Charles Dempsey, der draußen herumlungerte.
    »Brauchen Sie mich?« fragte der Halbwüchsige eifrig.
    »Nein, danke. Mach dich lieber ein bißchen dünn. Falls der Junge dich sieht und wiedererkennt, dreht er womöglich durch. Er hat den Revolver noch.«
    Mit bewundernswerter Vorsicht gehorchte Dempsey. Er wollte zwar nichts verpassen, hatte aber kein Verlangen danach, sein Leben dabei zu riskieren.
    Dem gleichen Ziel, das Virgil Tibbs über der Erde anpeilte, strebte Johnny McGuire unter der Erde in dem langen Tunnel zu. Sein Herz klopfte stärker, je mehr er sich dem Klubhaus näherte. Es hing so viel für ihn von dem Treffen ab. Tom Satriano konnte ihm gar nichts Falsches raten; schon der Gedanke grenzte an Blasphemie. Er malte sich aus, wie herrlich es wäre, wenn Tom so lange als Fänger bei den Angels bliebe, bis er, Johnny McGuire, groß genug sein würde, um seinen Platz einzunehmen.
    Dann sah er vor sich den Platzanweiser.
    Es war derselbe Mann, der ihm schon einmal den Weg versperrt hatte. Die namenlosen Ängste, die ihn den ganzen Tag verfolgt hatten, ergriffen wieder von ihm Besitz, als er sich der gräflichen Möglichkeit gegenübersah, daß er die lebenswichtige Verabredung vielleicht nicht würde einhalten können.
    Der Platzanweiser war jung, kaum mehr als ein Teenager, aber das machte ihn nicht weniger schrecklich. Johnny ging unwillkürlich langsamer, ohne jedoch stehenzubleiben. Vielleicht geschah ein Wunder, und der Mann ließ ihn durch.
    Nein, er hatte umsonst gehofft. Der Platzanweiser hob den rechten Arm und winkte ihn fort. Als Johnny trotzdem weiter vorrückte, weil sein entschlossener junger Geist die Niederlage nicht akzeptieren wollte und konnte, bewegte der Mann den Kopf langsam von rechts nach links. Er brüstete sich förmlich mit seiner Autorität.
    »Ich habe dir schon mal gesagt, daß du hier unten nichts zu suchen hast. Sei vernünftig und kehr wieder um.«
    »Nein!« Johnny stoppte und faßte seinen Feind ins Auge. »Tom Satriano hat mich eingeladen, nach dem Spiel zu ihm zu kommen, und ich hab’s ihm versprochen.«
    »Dann geh zum Parkplatz; dort kannst du mit ihm reden.«
    Johnny suchte verzweifelt nach einer günstigen Lösung. »Fragen Sie ihn doch. Er wird’s Ihnen bestätigen. Sagen Sie ihm, es ist Johnny. Er hat den Brief, den er mir geschrieben hat, und wartet jetzt auf mich.«
    Der Platzanweiser wollte nichts davon hören. »Erzähl mir nicht, was ich zu tun habe, ich kenne meinen Job. Wenn ich nicht dahinter her wäre, würden Rangen wie du das Klubhaus stürmen. Wenn du nicht abhaust, mache ich dir Beine oder rufe einen Polizisten.«
    Es ging ums Ganze. Johnny sah im Geist all die Wildwesthelden vor sich, die, im Fernsehen oder Kino, wenn gar nichts mehr half, zur Kanone griffen. Aber die Galerie der Heroen wurde beinahe sofort ausgelöscht vom Bild des Jungen, den er in der vergangenen Nacht erschossen hatte. Er traf seine Entscheidung: er würde drohen, aber nicht schießen. In bester Wildwesttradition zog er seinen Colt.
    »Lassen Sie mich vorbei«, befahl er.
    Der Platzanweiser grinste belustigt. »Glaubst du denn, ich hab’ vor dem Spielzeug Angst?«
    Für Johnny war es ein höhnisches Grinsen, das ihn mit unbändiger Wut erfüllte. »Der Revolver ist echt!« fauchte er.
    Der Mann war mit seiner

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