Nicht schon wieder ein Vampir! (German Edition)
damit gerechnet hatte, dass ich das Thema vertiefen wollte. »Also, ich habe auf dem Campus mit ein paar Goth-Typen gesprochen. Ich habe sie schon öfter gesehen, aber nie mit ihnen geredet, weil ich immer dachte, das sind Aufschneider. Jedenfalls haben wir darüber gesprochen, wo man echte Vampire findet, und einer von ihnen hat mit seinen Bissmalen angegeben. Er hat gesagt, dass er sie letzte Nacht hier in einer Seitengasse für fünfzig Dollar bekommen hat.«
Igitt. Ich schämte mich für Parrish. »Aber für fünfzig Dollar gibt’s nur den Biss, oder? Sonst nichts.«
Mátyás warf mir einen Blick zu, den ich geflissentlich ignorierte.
»Alles andere kostet vermutlich extra«, sagte William schulterzuckend, während er die ganze Zeit zwischen mir und Mátyás hin- und herschaute. »Willst du mich nicht deinem Freund vorstellen?«
»Alles andere?« Ich erbleichte. »Du meinst …?« Ich war nicht imstande, es auszusprechen. Es war schon schlimm genug für mich, dass mein Ex gegen Bares Bisse verteilte.
»Oh!«, machte William mit einem verlegenen Seitenblick auf Mátyás, der ihn verschmitzt angrinste. »Nicht dass ich daran interessiert wäre. Ich … ich habe es nur gehört.«
»Und ich habe gehört, dass schon der Biss total erotisierend ist«, sagte Mátyás.
William kam zu mir hinter die Kassentheke. Er blieb hinter mir stehen und starrte Mátyás über meine Schulter hinweg an. Der Geruch des mexikanischen Essens, das er sich in der Pause gegönnt hatte, hing noch in seinen Klamotten. »Ja, das hat der andere Typ auch gesagt, doch ich dachte, er will uns vielleicht nur ein bisschen schockieren.« Er langte an mir vorbei und reichte Mátyás die Hand. »Ich bin übrigens William.«
Sie schüttelten einander mit höchst männlichem Gebaren die Hände. »Mátyás von Traum. Sebastians Sohn.«
»Sebastian? Garnets Sebastian?« Als Mátyás nickte, fügte William hinzu: »Hey, wie geht es ihm? Er war nicht so gut drauf, als er gestern abgehauen ist.«
»Ich habe, ehrlich gesagt, keine Ahnung. Er ist nicht nach Hause gekommen. Du weißt nicht zufällig, wo er steckt?«
William schüttelte den Kopf.
»Netter Versuch«, sagte ich zu Mátyás, dann zu William: »Mátyás wollte eigentlich gerade gehen.«
»Das wollte ich«, pflichtete er mir bei, doch statt zur Tür zu gehen, stützte er den Ellbogen auf die Theke. »Aber jetzt würde ich gern noch bleiben und mehr über diesen Vampirstricher erfahren. Wie alt ist er? Woher kommt er?«
Williams Augen leuchteten auf, und er legte rasch die Gebetskette aus der Hand, an der er herumgespielt hatte. »Hey, ich habe von alldem ja gerade erst erfahren, doch er ist anscheinend neu in der Stadt. Niemand weiß es so genau.«
»Besonders alt kann er noch nicht sein, wenn er sich so billig verkauft«, sagte Mátyás abschätzig.
»Warum nicht?«, fragte William über meine Schulter hinweg.
»Je älter der Beißer, desto größer der Kick«, erklärte ich.
Mátyás nickte. »Ja, der Biss eines Vampirs, der älter ist als hundert, wäre viel mehr wert als fünfzig Dollar. Abgesehen davon …«, sagte er kopfschüttelnd, »scheint mir Prostitution doch ein Neue-Welt-Phänomen zu sein. Ich wette, er ist ein Amerikaner, der im späten zwanzigsten Jahrhundert zum Vampir gemacht wurde.«
»Nein, nein. Todd – der Typ, mit dem ich geredet habe – sagte, der Kerl hatte eindeutig einen britischen Akzent.«
Mátyás sah mich an, als wollte er sich vergewissern, dass wir nicht doch über Sebastian sprachen. Als ich den Kopf schüttelte, sagte er: »Der muss ja nicht echt sein. Und viel haben dieser Vampir und Todd sicherlich nicht miteinander geredet.«
William trat verlegen von einem Fuß auf den anderen. Ich konnte die Hitze, die ihm ins Gesicht stieg, regelrecht spüren.
Mátyás grinste boshaft. »Also, William«, sagte er, »ich glaube, du bist tatsächlich ein ganz jungfräulicher Blutspender.«
»Bin überhaupt kein Blutspender«, entgegnete William unwirsch und wandte sich ab. »Ich schaffe dann mal in der Astrologieabteilung Ordnung.«
Ich verschränkte die Arme vor der Brust und bedachte Mátyás mit einem vorwurfsvollen »Bist du jetzt zufrieden?«-Blick. Er schien über Williams hastigen Rückzug enttäuscht zu sein, denn er sah ihm lange nach, als er im hinteren Teil des Ladens verschwand, bevor er mir wieder seine Aufmerksamkeit schenkte. »Und du? Kennst du diesen neuen Vampir?«
»Könnte sein«, entgegnete ich. »Du hast es echt raus, wie man
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