Nicht schon wieder ein Vampir! (German Edition)
ich, weil er doch niemandem etwas ausschlagen konnte. »Gib mir die Nummer, und ich mache einen neuen Termin mit ihm aus.«
Während William im Computer nach der Nummer suchte, ließ ich meinen Blick über das Gelände schweifen. Der Feldweg, über den ich am vergangenen Abend gekommen war, führte am Haus vorbei zu einer alten roten Scheune und einem Getreidesilo. Ich nahm an, dass Sebastian nur den Bauernhof mit ein paar Morgen Land gekauft hatte, denn ringsherum breiteten sich kilometerweit Maisfelder in alle Richtungen aus, auf denen das erste zarte Grün zu sehen war und die zweifelsohne von einem Bauern aus dem Dorf bewirtschaftet wurden.
Hübsche Fliederbüsche wuchsen an dem Holzzaun, der die mit gelben Butterblumen übersäte Rasenfläche am Haus säumte. Jenseits des Zauns begann Sebastians Kräutergarten. Ein gewundener Plattenweg mit einem eigentümlichen Verlauf führte an frisch umgegrabenen Beeten entlang. Mir drängte sich der Eindruck auf, dass es sich um ein magisches Symbol handelte, das ich jedoch nicht kannte. Ich nahm mir vor, Sebastian später danach zu fragen.
William gab mir die Nummer durch, und ich merkte sie mir, indem ich sie ein paarmal aufsagte, bevor ich sie rasch wählte und eine Nachricht auf Band hinterließ. Hoffentlich hatte sich der Vertreter noch nicht auf den Weg gemacht! Aber im schlimmsten Fall konnte ich die Sachen immer noch umtauschen, falls William sich dazu verleiten ließ, zu viel zu kaufen. Nachdem ich aufgelegt hatte, ging ich zu Sebastian in den Garten.
Der Gute hatte gerade frischen Kaffee aufgebrüht und gab den perfekten englischen Gentleman. Zwischen den Gartenstühlen hatte er einen Klapptisch aufgestellt, auf dem eine hübsche Decke lag. Das feine Porzellan hatte am Rand ein geometrisches Art-déco-Muster in Apricot und Gelb, und unter jedem Gedeck lag ein Platzdeckchen mit Spitzenborte. »Ich wusste nicht, dass Heteromänner so etwas überhaupt besitzen«, sagte ich und bewunderte die Teetasse, bevor ich einen Schluck Kaffee nahm.
»Früher gehörte ein hübsch gedeckter Tisch zum guten Ton«, entgegnete Sebastian. »Da fällt mir ein, ich muss die Sandwiches noch belegen. Warte hier. Genieß die Aussicht!«
Ich setzte mich und stieß einen langen, zufriedenen Seufzer aus. Ein paar weiße Schmetterlinge tanzten um die noch nicht geöffneten Fliederknospen. Unglücklicherweise waren hinter den Büschen die Grabsteine des Friedhofs zu erkennen.
Diese Aussicht hatte Sebastian wohl nicht gemeint.
Unwillkürlich musste ich wieder an Teréza denken und daran, dass sie lebendig begraben war. Na ja, wenigstens verrottete sie so nicht in ihrem Grab. Nein, dachte ich dann, als das Frühstück wieder in meinem Bauch zu rumoren begann, so etwas kann man sich wirklich nicht schönreden!
Ich riss meinen Blick von den Granitblöcken los und versuchte, mich auf die rosa-weißen Blüten der Tränenden Herzen zu konzentrieren, die Sebastian entlang dem Haus gepflanzt hatte. Okay, dachte ich, der Kerl ist der geborene Gärtner. Er ist ein Killer, der ganz wunderbar den Tisch decken kann. Vielleicht gibt es Gründe für seine scheinbare Grausamkeit gegenüber Teréza.
Sebastian kam mit einem silbernen Teller mit Gurken-Sandwiches in den Garten, die stilecht in kleine Dreiecke geschnitten waren.
»Unglaublich! Die sind ja viel zu hübsch zum Essen!«
Sebastian stellte seinen Stuhl so hin, dass er mir gegenübersaß und mich ansehen konnte. »Nun probier sie schon endlich«, sagte er fröhlich.
Ich nahm gehorsam einen Bissen und schmeckte knackige Gurkenstückchen, einen Hauch Dill und Zitrone und etwas Weiches, Cremiges wie … »Frischkäse?«
Er nickte. »Lecker, hm?«
Das waren sie wirklich, und dabei hörte man immer nur Schlechtes über das englische Essen! Mein Blick wanderte jedoch wieder zu den Grabsteinen, und ich musste einfach fragen. »Sie ist doch nicht nebenan beerdigt, oder?«
»Ich bezweifle, dass sie momentan überhaupt unter der Erde ist.«
Wie bitte? »Was soll das heißen?«
»Mátyás haut regelmäßig mit Terézas Leiche ab. Und da er hier war, um sich mit mir anzulegen, hat er sie wohl wieder einmal ausgegraben.«
Es gab einiges, das ich in diesem Moment gern gesagt hätte, aber das Einzige, was ich herausbrachte, war: »Deine Familie ist wirklich total verkorkst.«
Sebastian nahm einen Schluck Kaffee. »Allerdings.«
Ich wusste nicht recht, wie ich die Frage formulieren sollte, die mich beschäftigte, also sagte ich einfach, was mir
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