Nicht schon wieder ein Vampir! (German Edition)
Kühlschrank. Als er ihn hineinstellte, sah er mich über die Tür hinweg an. »Er hat dir aber eine ganze Menge erzählt.«
Sein grimmiger Blick bestätigte mir, dass Mátyás nicht gelogen hatte, als er mir gesagt hatte, was er war. Sonst hätte Sebastian meine Bemerkung wohl auch irgendwie korrigiert. Ich hätte ihn gern ausgefragt, um mehr über Dhampire zu erfahren, doch er war viel zu verstimmt, und ehrlich gesagt wollte ich auch nicht dumm erscheinen. Abgesehen davon, war ich in Bezug auf Mátyás bereits einmal ins Fettnäpfchen getreten, und ich wollte den restlichen Tag nicht damit zubringen, mich in Entschuldigungen zu ergehen.
»Sieht so aus«, sagte ich. »Aber sag mal, du bist bei der Arbeit nicht zufällig irgendwelchen Hexenjägern begegnet?«
»Ich bin gar nicht zur Arbeit gefahren«, entgegnete Sebastian und grinste mich an, während er Stangensellerie und Möhren auspackte. »Ich wollte nicht so lange von dir weg sein.«
»Oh.« Das war mit Abstand das Romantischste, was ich seit Langem gehört hatte. »Also konnte das Getriebe doch warten?«
Er legte das Gemüse auf die Arbeitsfläche und holte ein in Metzgereipapier gewickeltes Päckchen aus der Tüte. Aber ich hatte doch erwähnt, dass ich kein Fleisch aß, oder? Dann kam mir in den Sinn, dass ich vielleicht gar nicht zum Essen eingeladen war und er andere Pläne hatte. Plötzlich fühlte ich mich ziemlich blöd und auch ein bisschen wie eine Schlampe.
Er sah mich verlegen an. »Ich bin hinterher immer ziemlich … äh … aufgedreht. Ich bin losgefahren, ohne richtig nachzudenken. Ich muss mich dafür entschuldigen, dass ich den Eindruck habe entstehen lassen, du wärst mir weniger wichtig als meine Arbeit. So behandelt man seine Geliebte nicht.«
»Geliebte«. Ich fand dieses Wort wahnsinnig sexy und tausendmal schöner als »Freundin«, was sich für mich ziemlich teeniemäßig anhörte. Aber trotzdem, Sebastian fuhr in Sachen Charme einiges auf, wenn man bedachte, dass wir uns erst seit einem Tag kannten. »Du bist mir gegenüber zu nichts verpflichtet«, sagte ich schulterzuckend, und im selben Moment schoss ein stechender Schmerz durch meinen Arm. Ich vergaß immer wieder diesen verdammten Biss.
Vielleicht hatte er gemerkt, wie ich zusammengefahren war, jedenfalls entgegnete er: »Mag sein, doch lass dich trotzdem von mir verwöhnen. Verbring den Tag mit mir.«
Die Begegnung mit Mátyás hatte meiner Begeisterung für Sebastian einen kleinen Dämpfer aufgesetzt. Ich meine, immerhin schien Teréza in ihrem toten Körper gefangen zu sein, und er begrub sie trotzdem immer wieder. Die genaueren Umstände waren mir natürlich nicht bekannt, aber diese Vorstellung beunruhigte mich doch sehr. Abgesehen davon war Sebastian vorher noch ein alleinstehender, verführerischer Vampir für mich gewesen. Was Vampire so reizvoll machte, war unter anderem, dass sie keine Familie im Schlepptau hatten. Keine Schwiegereltern, keine lästigen Kennenlern-Abende. Aber nun hatte Sebastian plötzlich einen Sohn und eine tote Frau. Es war auf einmal alles viel komplizierter geworden, und ich wusste noch nicht so recht, was ich von der Sache halten sollte.
»Dann hätte ich die Möglichkeit, dir einiges zu erklären«, fügte Sebastian hinzu, als hätte er meine Gedanken gelesen. Ich zögerte jedoch immer noch – bis er sagte: »Ich habe jedenfalls alles eingekauft, was man für eine richtige englische Teestunde braucht.«
Wer könnte dazu schon Nein sagen?
Während ich im Laden anrief, stellte Sebastian hinter dem Haus Gartenmöbel unter einen Zuckerahorn. Ich beobachtete ihn von der Veranda aus, die um die südöstliche Ecke des Hauses herumführte. Es war ziemlich warm geworden, und nach dem starken Regen in der Nacht lag der intensive Geruch von feuchter Erde in der Luft.
Als ich William am Telefon hatte, beschloss ich, ihm ganz offen zu sagen, warum ich nicht zur Arbeit gekommen war. Nicht lügen zu müssen, wenn man mal blaumachte, war einer der Vorzüge des Postens der Geschäftsführerin, fand ich. »Ich hatte großartigen Sex und bin noch nicht wieder fit. Ich komme erst morgen in den Laden«, sagte ich ohne jede Scham.
Ich hörte, wie William am anderen Ende der Leitung der Atem stockte. »Oh, okay. Heute ist sowieso nicht viel los. Dann … äh … viel Spaß noch.«
»Werde ich haben«, entgegnete ich.
»Ach«, sagte William, »ein Vertreter von Llewellyn will heute noch vorbeikommen. Soll ich mich um ihn kümmern?«
»Nein!«, rief
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