Nicht schon wieder ein Vampir! (German Edition)
die Tür ins Schloss fiel. Wir hätten eine schöne Beziehung haben können, dachte ich, während ich die Treppe hochging. Oder zumindest jede Menge leidenschaftlichen Sex.
Oben angekommen, griff ich in die Hosentasche, um meinen Wohnungsschlüssel hervorzuholen, aber er war nicht da. Natürlich, ich hatte ja auch Sebastians Hose an. In diesem Moment wurde mir klar, dass ich meinen Rucksack bei ihm vergessen hatte.
Ich brauchte ihn! Ich musste ihn schnellstmöglich zurückbekommen.
Mein Geld für den Notfall war darin, zweitausend Dollar in bar. Außerdem Jasmines Gebetskette, mein einziges Andenken an den Zirkel. Bei dem Gedanken, das kostbare Stück zu verlieren, bekam ich einen ganz trockenen Mund, aber was sollte ich tun? Auf etwas anderes als einen Austausch ließ Sebastian sich garantiert nicht ein, und es war zwar nicht meine Idee gewesen, das Zauberbuch zu stehlen, doch ich war sicher, dass es für Lilith viel mehr wert war als zweitausend Dollar und ein Erinnerungsstück.
Ich überlegte, ob ich es vielleicht mit einem Präventivschlag versuchen sollte – schnell mit dem Taxi zu Sebastian rausfahren und mit ihm reden –, als ich auf der anderen Seite der Tür ein leises Niesen hörte. Was um alles in der Welt verursachte im Innern meiner Wohnung bei Barney diese allergische Reaktion auf Magie?
Noch ein Niesen, diesmal näher. Dann schoben sich ein paar Krallen durch den Spalt unter der Tür. Vielleicht war ich ja diejenige, die Barney so zusetzte. Bei der netten Plauderei mit Sebastian hatte ich erfolgreich verdrängt, dass Lilith inzwischen so dicht unter der Oberfläche lauerte, dass sie mich jederzeit zur Seite drängen konnte, wenn ich ihr im Weg war.
»Ich hoffe, es liegt nicht an mir, mein Schatz!«, rief ich und flitzte die Treppe hinunter, um mir meinen Ersatzschlüssel zu holen, den ich hinter einer losen Fußleiste versteckt hatte. Ich hatte mich schon so oft ausgesperrt, dass ich inzwischen immer darauf achtete, den Zweitschlüssel im Haus zu deponieren.
Als ich die Wohnungstür öffnete, stellte ich die Einkaufstüte ab und bückte mich, um Barney auf den Arm zu nehmen. Sie schnurrte zufrieden, aber ihre Krallen bohrten sich in meine Schulter. Ich wollte sie gerade wieder absetzen, als ich mitten in meinem düsteren Wohnzimmer eine Gestalt sitzen sah. Ich tastete nach dem Lichtschalter.
»Nicht!«, sagte eine Stimme aus meiner Vergangenheit. »Hier ist es ohnehin schon viel zu hell!«
Es war Parrish. Daniel Parrish, mein Vampir-Ex.
V IERTES H AUS
S CHLÜSSELWÖRTE R :
Z U H AUSE , V ERHEIMLICHUNG , S UCHT
Parrish hatte mein Wohnzimmer überraschend gut abgedunkelt. Es gab viele Fenster in dem alten Haus, und da ich im ersten Stock wohnte, hatte ich darauf verzichtet, schwere, blickdichte Vorhänge anzubringen. Die Vormieter hatten ihre Spitzengardinen dagelassen, die Parrish zugezogen hatte – sicherheitshalber, wie ich annahm, denn außerdem hatte er Decken in allen möglichen Größen und Farben an die Fensterrahmen getackert. Einschließlich, wie ich verärgert feststellte, der Patchworkdecke, die meine Großmutter selbst genäht hatte.
Er saß in meinem großen Knautschsessel, den er in die Mitte des Zimmers gestellt hatte. Im Vergleich zu Sebastian war Parrish der reinste Hüne, und es sah schon ein bisschen albern aus, wie er mit seinem gewaltigen Körper auf dem schwarzen Vinylsack thronte. Doch mit seiner rotbraunen Heavy-Metal-Mähne, seinem Poet-Shirt und der Lederhose strahlte er puren Sex aus.
»Du warst die ganze Nacht weg«, sagte er. »Muss ich eifersüchtig sein?«
Sein besitzergreifender Ton hätte mich eigentlich wütend machen müssen, doch stattdessen errötete ich peinlicherweise; halb vor Ärger, halb vor Aufregung. Am meisten ärgerte mich, dass ich Parrish immer noch so verdammt attraktiv fand. Er war ein Schuft, und er beherrschte seine Rolle perfekt. Ich hätte wirklich nicht so hingerissen sein müssen, aber … nun ja, Parrish und ich, das war eine komplizierte Geschichte.
Mein Zirkel hatte ihn nie gemocht. Die Kritik der Gruppe hatte in unserer Beziehung zu vielen Reibereien geführt. Die meisten waren der Ansicht gewesen, dass Vampire in die Kategorie »schwarze Magie« fielen, und irgendwann hatten sie mich auch davon überzeugt.
Allerdings hatte ich schon einen Tag nach der Trennung von Parrish Lilith am Hals gehabt. Diese Entwicklung hätte dem Zirkel wohl auch nicht gefallen. Es war sonderbar, aber Lilith und Parrish hatten einander nie
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