Nicht schon wieder ein Vampir! (German Edition)
der Jupiter rückläufig war. Alles, was schiefgehen konnte, würde auch schiefgehen.
Was sehr gut zu meiner nächsten Erkenntnis passte.
Der Asteroid Lilith hatte sich auf eine neue, einflussreiche Position bewegt. Er war exakt an die Stelle zurückgekehrt, an der er am Tag meiner Geburt gestanden hatte. Es war keine Überraschung, dass Lilith in meinem Geburtsdiagramm »gut aspektiert« war, wie wir in der Branche sagen. Fast alle meine wichtigen Planeten standen mit dem Asteroiden in Verbindung, weshalb Lilith Einfluss auf jeden Bereich meines Lebens nahm. Und da der Asteroid nun an diese Position zurückgekehrt war, wurden die Verbindungen wieder verstärkt.
»Wow!«, machte ich und sah Barney an, die es sich auf den Büchern und Papieren gemütlich gemacht hatte, die ich auf dem Küchentisch ausgebreitet hatte. »Lilith benutzt wohl die ganze Aktivität, um IHRE Macht über mich auszubauen.«
Barney öffnete ein Auge, aber nur einen Spalt, und streckte die Vorderpfoten aus, bis die Krallen hervortraten. Dann ließ sie den Kopf wieder sinken und bettete grunzend das Kinn auf ihre ausgestreckten Glieder.
»Entschuldige bitte, dass ich erst jetzt drauf komme«, murmelte ich und streichelte ihren flauschigen Bauch.
Barney rollte sich auf den Rücken, damit ich sie besser kraulen konnte, und begann, zufrieden zu schnurren.
Nach meinen Berechnungen blieb der Asteroid noch ein paar Tage auf seiner derzeitigen Position. Die Göttin Lilith konnte also die ganze Zeit von dieser Energie profitieren. Ich nahm meinen Bleistift und kaute geistesabwesend auf dem Radiergummi herum.
Barney sah mich vorwurfsvoll an, weil ich aufgehört hatte, ihr den Bauch zu kraulen, doch dann drehte sie sich träge auf die Seite, machte sich auf meinen Unterlagen so breit, wie sie nur konnte, und schloss die Augen.
Ich klappte das Buch zu, in dem ich gelesen hatte, lehnte mich zurück und tippte mir nachdenklich mit dem Stift ans Kinn. Nachdem ich nun wusste, woher Lilith die Energie hatte, um die Kontrolle über meinen Körper zu übernehmen, musste ich mir überlegen, wie ich verhindern konnte, dass SIE es noch einmal tat – besonders, da der Durchgang bis kommenden Mittwoch andauerte und sicherlich auch in den Tagen danach noch seinen Einfluss geltend machte.
Ich stand auf, um mir eine Limo aus dem Kühlschrank zu holen, aber eigentlich konnte ich im Stehen auch am besten nachdenken. Barney, die zu schnarchen begonnen hatte, zuckte nicht einmal mit den Schnurrhaaren, als ich über den quietschenden Linoleumboden ging, was sehr gut war, denn sie hielt mit Sicherheit nichts von der Lösung, die ich in Erwägung zog.
Magie.
Was blieb mir sonst übrig? Die Frage war nur, welchen Zauber ich verwenden sollte. Konnte ein allgemeiner Schutzzauber die Himmelsschwingungen von dem Asteroiden fernhalten? Es war mir sicherlich möglich, noch an diesem Nachmittag einen schnellen Schutzzauber zu wirken, der mich einen Monat und einen Tag lang schützen würde. Angesichts meines Umgangs und der Bedrohung durch die Vatikan-Agenten war das ohnehin sinnvoll. Ich beschloss, die Sache in Angriff zu nehmen, sobald ich wieder in mein Schlafzimmer konnte, wo sich die Tür zum Dachboden befand.
Ich sah, wie Barneys Nase zuckte. Dann öffnete sie schniefend die Augen und warf mir einen bösen Blick zu, streckte die Beine aus, um noch mehr von meinen Papieren unter sich zu begraben, und döste weiter.
Während ich mir eine Limo aus dem untersten Kühlschrankfach nahm, dachte ich über eine dauerhafte Lösung meines Problems nach. Vielleicht war es an der Zeit, Lilith komplett aus meinem Körper zu vertreiben. Ich hatte schon öfter daran gedacht, sie hinauszuwerfen. Gleich nach unserem Zusammenschluss hatte ich es ein paarmal versucht, dabei aber festgestellt, dass ich allein nicht gegen SIE ankam. SIE wusste immer, was ich im Schilde führte, und setzte sich dagegen zur Wehr. Wenn ich SIE loswerden wollte, dann brauchte ich wohl die gesamte Macht eines Zirkels oder wenigstens noch eine andere Hexe, die mich unterstützte. Schade eigentlich, dass ich es mir mit Sebastian verdorben hatte, denn ein Magier von seinem Kaliber war vermutlich genau das Richtige.
Obwohl … In den letzten Stunden hatte Lilith zweimal die Kontrolle übernommen, ohne dass es tödliche Folgen gehabt hatte: als SIE gegen den Poltergeist angegangen war und als SIE das Buch geklaut hatte. Beim ersten Ausbruch hatte SIE offenbar eine Art Zwiegespräch mit Sebastian geführt, und
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