Nicht schon wieder Liebe
Diese Aussicht bekümmerte ihn mehr, als er sich eingestehen mochte, und er hatte nicht die leiseste Ahnung, was er tun könnte, um das wieder in Ordnung zu bringen.
Als er plötzlich Schritte die Hintertreppe hinunterpoltern hörte, richtete er sich kerzengerade auf seinem Stuhl auf. Am Fuße der Treppe hielten die Schritte für einen Moment inne, dann steckte Lizzy den Kopf um die Ecke, senkte das Kinn und warf ihm einen Blick unter ihren Ponyfransen hervor zu. Eine Sekunde später kam sie langsam in die Küche, ein dickes Album an die Brust gepresst.
Coop saß vollkommen reglos da, während sie den Raum durchquerte, voller Angst, irgendeine plötzliche Bewegung könnte Lizzy wieder vertreiben. Sie schob ihr leeres Milchglas zur Seite, legte das Album auf den Tisch, dann kletterte sie auf den Stuhl Coop gegenüber. Schweigend blätterte sie die Seiten durch, dann drehte sie das Album herum, damit Coop es sehen konnte. Ihr zierlicher kleiner Zeigefinger landete mitten auf einem Foto. »Das bist du.«
Es war ein Schnappschuss von ihm in seiner marineblauen Galauniform, die Uniformmütze tief in die Stirn gezogen, so-dass der Schirm sein Gesicht beschattete. Er erinnerte sich noch an den Tag, an dem Zach Taylor das Foto aufgenommen hatte. »Ja. Da war ich noch ein bisschen jünger.« Ungefähr zehn Jahre.
»Du hast mir mal eine Puppe geschickt. Aus Bennedig. Das ist in Italien.«
Coop verspürte plötzlich einen dicken Kloß im Hals. Er nickte. »Venedig«, korrigierte er sie sanft. »Eine Narrenpuppe, die ich im Karneval gekauft hatte. Hat sie dir gefallen?«
»Ja.« Sie nickte ernst. »Sie ist meine Lieblingspuppe, gleich nach der Celebration-Barbie, aber ich hab’ sie jetzt nicht hier, weil sie noch im Haus von meinem Daddy ist.« Sie rutschte von ihrem Stuhl und kam um den Tisch herum, um vor Coop stehen zu bleiben.
Sie betrachtete ihn ein paar Augenblicke, dann nickte sie, als ob sie einen Entschluss gefasst hätte, und kletterte auf seinen Schoß. »Also. Bringst du mir meinen Daddy zurück?«
17
O nkel Coop‹, auch bekannt als Onkel James, ist also jetzt Lizzys neuer bester Freund«, informierte Veronica Marissa bedrückt, als sie am nächsten Montag im Dinosaur Café saßen. »Ich dagegen bin für sie die Ungläubige - was, da bin ich mir ziemlich sicher, einer Großcousine des Teufels gleichkommt.«
Marissa rückte mit ihrem Stuhl näher an den Tisch heran, um einer schwer beladenen Kellnerin Platz zu machen, die versuchte, sich in dem dampfigen, voll besetzten Restaurant zwischen den Tischen hindurchzuschlängeln. Als Marissa Veronicas Blick erwiderte, verzog sich ihr Mund zu einem schiefen Lächeln. »Meinst du nicht, dass du ein klein bisschen melodramatisch bist?«
»Nein. Wenn ich melodramatisch wäre, würde ich behaupten, dass Lizzy mich wie die leibliche Schwester des Teufels behandelt.« Die Tür des Cafés ging auf und ließ einen Schwall kalter Luft herein, und Veronica zog fröstelnd die Schultern hoch und legte ihre Hände um ihre Suppentasse, um sie an dem heißen Porzellan zu wärmen. »Du hättest den Ausdruck auf ihrem Gesicht sehen sollen, als sie ins Zimmer kam und zufällig mitanhörte, wie ich gerade mit einer potenziellen Auftraggeberin telefonierte. Man hätte glatt meinen können, ich wollte sie mitten in der Nacht aus dem Bett zerren und von Haus und Herd wegschleppen.«
»Du hast einen neuen Auftrag an Land gezogen?«
»Noch nicht. Aber gestern habe ich eine Nachricht von einer Frau namens Georgia Levinstein bekommen. Erinnerst du dich noch an das Farmhaus aus dem achtzehnten Jahrhundert, das ich in Maryland renoviert habe?«
»Natürlich. Es war dein erster Solojob, und du hast mir damals Fotos davon geschickt.«
»Anscheinend hat Mrs. Levinstein gesehen, was ich aus dem besagten Haus gemacht habe. Sie selbst hat ein Haus im neogriechischen Stil in Boston, und sie möchte, dass ich es mir mal ansehe. Noch habe ich mich nicht einmal dazu bereit erklärt«, sagte sie abwehrend, dann biss sie mit Vehemenz von ihrem Truthahnsandwich ab und kaute wütend. Sie schluckte den Bissen herunter und blickte ihre Freundin leicht entrüstet an. »Ich habe Mrs. Levinstein erklärt, dass ich im Moment noch anderswo zu tun hätte und dass es mehrere Monate dauern könnte, bis ich wieder frei sein würde und die Zeit hätte, um auch nur ein richtiges Angebot für ein neues Projekt zu machen. Aber sie war bereit zu warten, und Lizzy kam während jenes Teils ins Zimmer, als ich Mrs.
Weitere Kostenlose Bücher