Nicht schon wieder Liebe
Gleichgültigkeit Lügen. »Wir haben jetzt aber geplant, uns am Mittwochabend zu treffen. Könnten die Kinder dann bei dir übernachten? Ich dachte, es ist vielleicht weniger störend, als sie mitten in einer Werktagsnacht aus dem Bett zu scheuchen, wenn sie doch früh am nächsten Morgen wieder zur Schule müssen.«
»Natürlich. Sie können auch gleich von der Schule zu uns kommen, wenn du möchtest.«
»Nein, ich werde sie nach dem Abendessen vorbeibringen. Ich will dir meine Gören nicht länger als unbedingt nötig aufbürden.«
Veronica schnaubte empört. »Als ob die beiden eine Last wären! Wenn sie zu viel Krach machen, werde ich einfach Mrs. M anrufen und einen Spaziergang um den Block machen. Hey, vielleicht werde ich sie so oder so anrufen und sie bitten, vorbeizukommen und mit mir fernzusehen. Ich glaube, sie vermisst die Kinder, seit ich aufgehört habe, so viel Zeit im Tonk zu verbringen.«
Ein weiterer Strom eiskalter Luft wehte über ihre Schultern, als die Tür hinter ihr abermals geöffnet und wieder geschlossen wurde, und Veronica rutschte leicht auf ihrem Stuhl hin und her. »Wenn wir das nächste Mal hierher kommen, nehmen wir uns aber einen Tisch irgendwo in der Ecke, wo wir nicht ständig die Zugluft abkriegen, wenn diese Tür da aufgeht. Entweder das, oder wir kommen an einem wärmeren Tag.«
»Es ist wirklich lausig kalt in letzter Zeit«, pflichtete Marissa ihr bei.
»Für das Winterfest ist dieses Wetter wahrscheinlich gar nicht mal schlecht. Es kommt mir vor, als hätte immer dann besonders großer Andrang geherrscht, wenn es geschneit hat oder wir einen Kälteeinbruch hatten. Apropos Winterfest - wie geht es denn mit den Dekorationen voran?«
»Super. Ich habe eine Gruppe eingeteilt, die in diesem Moment draußen auf dem Ausstellungsgelände arbeitet. Wir haben deinen Rat angenommen und Bäume aus Pappmache gebastelt, und sie sind so schön geworden, dass mehrere Komiteemitglieder beschlossen haben, noch weitere als Dekoration für die Eisbahn zu machen. Ich wollte eigentlich noch kurz da vorbeischauen, wenn wir hier fertig sind.«
In diesem Moment tauchte ein Pärchen in Veronicas Blickfeld auf und bewegte sich auf einen Tisch zu, der ein paar Meter entfernt stand. Sogar von hinten erregten die beiden Aufmerksamkeit, als der Mann der Frau beim Ablegen eines teuer aussehenden Mantels half und einen Stuhl für sie herauszog. Beide waren blond: Das Haar des Mannes schimmerte so golden wie eine antike Dublone, während das der Frau eine hellere, an Honig erinnernde Nuance hatte und zu einem Bob geschnitten war, der leicht strubbelig und irgendwie zusammengestoppelt aussah, wahrscheinlich aber von einem sündhaft teuren Friseur kreiert worden war. Der Mann war groß, die Frau war winzig, doch beide sahen fit aus in Wollpullovern und Jeans, die, darauf wäre Veronica jede Wette eingegangen, ein Designer-Logo auf der Hüfttasche hatten.
Sie kannte nur einen Mann, der das sein könnte, deshalb war sie auch nicht sonderlich überrascht, als er sich - nachdem er um den Tisch herumgegangen war und sich auf einem Stuhl direkt ihr gegenüber niedergelassen hatte - als Troy Jacobson entpuppte. »Dann muss das also seine Frau sein, diese Dingsda«, murmelte sie vor sich hin.
»Hast du dir schon angewöhnt, Selbstgespräche zu führen?«, fragte Marissa. »Wer muss wessen Frau sein?«
»Die Pompom-Schwingerin. Goldjunge Jacobsons Frau.«
Marissa warf einen Blick über ihre Schulter. »Ach so, du meinst Nancy Ich wusste gar nicht, dass sie wieder in Fossil ist.« Sie blickte Veronica über den Tisch hinweg an. »Sie ist eigentlich ganz nett.«
»Wenn du es sagst.« Veronica zuckte die Achseln. »Ich schätze mal, es ist nicht ihre Schuld, dass er damals in der High School so ein Idiot war. Ich habe nur gerade so eine gehässige Phase. Lass mir eine Sekunde Zeit, dann legt sich das wieder.«
Als ob er gemerkt hätte, dass er Gegenstand ihrer Unterhaltung war, sah Troy plötzlich von seiner Speisekarte auf und blickte Veronica direkt an. Ohne sich jedoch auch nur andeutungsweise anmerken zu lassen, dass er sie erkannt hatte, wandte er seine Aufmerksamkeit augenblicklich wieder der Speisekarte zu.
Veronica öffnete den Mund, um eine vernichtende Bemerkung über sein Benehmen zu machen, behielt ihren Kommentar aber dann doch für sich. Sie erinnerte sich an Darlene Starkeys Anspielung auf eine Affäre, die Troy angeblich hatte, und an seine alles andere als fröhliche Entgegnung, dass seine
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