Nicht schon wieder Liebe
Levinstein gerade sagte, wenn sie mir ein paar Fotos von ihrem Haus schicken wollte, würde ich inzwischen gerne schon mal ein bisschen Forschungsarbeit betreiben und einen Kostenvoranschlag ausarbeiten, in dem ich festhalte, welche Zielvorstellungen der Kunde meiner Meinung nach hat. Ich mache das, weil es den Kunden einen groben Überblick verschafft, welcher zeitliche und finanzielle Aufwand nötig sein würde, um diese Ziele zu erreichen, und weil es die Gewähr dafür bietet, dass es später, falls beide Parteien dann immer noch an dem Projekt interessiert sind, nicht zu Missverständnissen kommt und sich womöglich herausstellt, dass wir bei unserem ersten Gespräch völlig aneinander vorbeigeredet haben.«
»Lizzy hat also gehört, wie du das gesagt hast, und ... ?«
»Und hat das alles völlig falsch aus gelegt und ist davongerannt, um in Coops starken, beschützenden Armen Trost zu suchen.« Sie lachte ohne jeden Humor. »Es hat irgendwie was Ironisches, nicht? Er hatte Angst, dass sie ihn wie die Pest hassen würde, doch stattdessen liebt sie ihn plötzlich abgöttisch. Ich dagegen bin anscheinend der Bösewicht in diesem kleinen Melodrama, weil Coop glaubt, dass ihr Daddy unschuldig ist, während ich ... also, ich weiß, ehrlich gesagt, nicht mehr, was ich noch glauben soll.« Dann zuckte sie die Achseln und sah sich um, um ihre Umgebung prüfend zu betrachten. »Aber genug über mich. Ob du’s glaubst oder nicht, ich habe dich nicht gebeten, mit mir essen zu gehen, um dir was vorzujammern. Der Laden hier ist wirklich nett. Und das Lokal Dinosaur Café zu nennen ist eine zündende Idee in Anbetracht des Namens dieser Stadt. Dinosaurier und Fossil, das passt. Wer ist der Inhaber? Irgendjemand, den ich von früher her kenne?«
»Nein. Es ist ein Ehepaar, das vor ein paar Jahren hergezogen ist.«
»Also, es ist ein wirklich tolles Lokal, und das Essen ist ausgezeichnet. Mir ist tatsächlich schon aufgefallen, dass das gesamte Stadtviertel hier scheinbar gerade ein Comeback erlebt.«
Marissa lachte plötzlich. »Da fällt mir übrigens was ein. Rate mal, wie die Stadtplaner es neuerdings nennen.«
»Keine Ahnung - gib mir einen Tipp.«
»Okay, wie würdest du etwas nennen, das zum ältesten Stadtteil erklärt worden ist?«
Ronnie dachte über die besondere Betonung nach, die ihre Freundin auf das Wort legte. »Ich weiß nicht - das historische Fossil? In dieser Gegend gibt es ein paar hübsche Gebäude, aber sie haben keinerlei echten historischen Wert. Wenn man es genau nimmt, gibt es in dieser Stadt eigentlich kaum etwas, was historisch bedeutend wäre. Wir sind eine landwirtschaftliche Region, deren Zentrum sich im Laufe der Zeit stückchenweise und wenig systematisch ausgedehnt hat.« Sie legte ihren Löffel neben ihre Suppentasse. »Ich geb’s auf. Wie nennen sie denn diesen Teil der Stadt?«
»Alt-Fossil.«
»Wie bitte?«
»Alt-Fossil.«
Veronica lachte. »Ach, nun komm schon, erzähl mir doch nichts! Es kann doch unmöglich sein, dass sie den Pleonasmus nicht mitbekommen haben.«
»Ich schwöre hoch und heilig, dass es wirklich so ist.« Marissa schlug ein Kreuz über ihrem Herzen, dann hob sie die Hand wie zum Pfadfinderschwur. »Selbst nachdem sie in einer wahren Flut von Leserbriefen an den Herausgeber der Tribüne darauf hingewiesen wurden, dass Fossilien definitionsgemäß alt sind oder aus einem anderen geologischen Zeitalter stammen, blieben sie trotzdem steif und fest dabei, dass diese Bezeichnung der Gegend ein gewisses Flair verleihen würde.«
Veronica lachte. »Wer sitzt denn in diesem Stadtplanungskomitee - etwa deine speziellen Freundinnen Wentworth und Tyler-Jones aus der Junior League?«
Marissa grinste. »Nein, aber danke für deine Solidarität nach dem Motto ›Ich bin dein Kumpel, deshalb hasse ich alle diejenigen, die du auch hasst‹. Du bist wirklich eine gute Freundin.«
»Ach je, da fällt mir noch was ein! Wenn ich eine so gute Freundin wäre, hätte ich dich gleich zu Anfang gefragt, was Kody zu seiner Verteidigung zu sagen hatte, als du mit ihm über die Kinder gesprochen hast. Hat er es denn nun wirklich bewusst vermieden, ihnen zu begegnen?«
»Das weiß ich noch nicht. Bisher haben wir es noch nicht geschafft, uns wieder zu treffen. Immer, wenn ich Zeit habe, kann er anscheinend nicht weg. Und wenn er Zeit hat, bin ich wiederum nicht abkömmlich.« Marissa zuckte die Achseln, aber der angespannte Ausdruck um ihre Augen strafte ihre scheinbare
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