Nicht schon wieder Liebe
wieder hier bin«, gestand Veronica, »aber es ist auf jeden Fall schön, dich wiederzusehen. Und ich muss unbedingt alles wissen, was du mir über die Leute von Fossil erzählen kannst.« Sie rieb mit den Händen über ihre in Khaki gehüllten Schenkel. »Das Tonk hat zu wenig Personal, und dein Goldschatz hat mich informiert, dass ich in der Bar mit anfassen muss, bis wir das Problem mit dem Personalmangel gelöst haben.«
»Ach je.« Marissa schenkte ihr ein mitfühlendes Lächeln. »Ich kann mir nur zu gut vorstellen, wie begeistert du warst, als du das gehört hast.«
»O ja.« Veronica schnitt eine Grimasse. »Von der Zeit an, als wir alt genug waren, um einen Mopp zu schwingen, haben Crystal und ich wohl die Hälfte unserer Sonntage dafür geopfert, den Laden sauber zu machen.« Ihre Abneigung gegen das Tonk war eng mit den Erinnerungen an ihren Vater verknüpft - sein Charme, sein mangelnder Ehrgeiz und sein angeborener Chauvinismus waren in ihrem Bewusstsein untrennbar mit der Bar verbunden, die ihrer Familie gehörte. »Aber das brauche ich dir natürlich nicht zu erzählen. Ich habe ja weiß Gott oft genug meinen Ärger über Daddys Vorstellungen von den Aufgaben einer Frau bei dir abgelassen und über Mamas Art, ihn noch darin zu bestärken, indem sie sich weigerte, ihn dazu zu bringen, auch nur einen Finger krumm zu machen.« Sie zuckte entschuldigend die Achseln, weil sie dieses leidige Thema wieder zur Sprache gebracht hatte. »Ich werde im Tonk arbeiten, weil mir gar nichts anderes übrig bleibt, wenn ich einen Käufer für den Laden finden will. Für Lizzy möchte ich jeden Penny aus dem Geschäft herausholen, den ich herausholen kann, damit sie später mal die Freiheit hat, sich auszusuchen, was sie mit ihrem Leben anfangen möchte. Aber in der Sekunde, in der wir eine neue Kellnerin gefunden haben, bin ich wieder raus aus dem Laden!«
»Hm, weißt du, ich will dich ja bestimmt nicht entmutigen, Liebes, aber die Wirtschaft in unserer Gegend hat in den letzten Jahren einen enormen Aufschwung erlebt. Und das bedeutet, dass es schwieriger geworden ist, Leute für die schlechter bezahlten Jobs zu finden, deshalb könnte es eine Weile dauern, bis ihr eine neue Kellnerin findet.«
»Na toll.« Veronica wurde ganz flau im Magen, doch sie straffte energisch die Schultern und schob diese entmutigende Neuigkeit erst einmal beiseite. »Ist das der Grund, weshalb ich nach Hause gekommen bin, um feststellen zu müssen dass sich Cooper Blackstock in Crystals Haus eingenistet hat?«
»Ja. Es gibt so gut wie keine freien Mietwohnungen, deshalb dachte ich mir - warum ihn nicht in dieses leere Haus stecken, wo er leicht erreichbar ist und nur einen Katzensprung von der Bar entfernt?«
Weil er mich dort stört. Vor Veronicas geistigem Auge stieg ein Bild von Coop auf, wie er an diesem Morgen ausgesehen hatte: sein hartes, kantiges Kinn ganz glatt rasiert, das blonde Haar störrisch hochstehend, seine dunklen Brauen zu einem finsteren Ausdruck zusammengezogen. Er hatte mehr als seinen gerechten Anteil des Küchentisches für sich beansprucht, als er ihr gegenübergesessen und ihr mit seinen breiten Schultern die Sicht versperrt hatte.
Doch sie verdrängte das Bild wieder. Mit Blackstock würde sie sich später befassen; im Moment hatte sie dringendere Probleme. »Gott, Mare, ich fühle mich, als ob ich mitten in einer Folge von Twilight Zone geraten wäre. Es gibt einen Teil von mir, der sich immer Sorgen darüber gemacht hat, dass es mit Crystal einmal ein böses Ende nehmen würde, aber das waren eher unbestimmte Vorstellungen, verstehst du? Ich hatte zum Beispiel oft Angst, dass sie sich betrunken ans Steuer setzen und mit dem Auto verunglücken könnte, oder dass einer der Männer, mit denen sie ihre ewigen Spielchen getrieben hat, eines Tages plötzlich ausrasten und sie schlagen könnte. Dass er ihr vielleicht ein blaues Auge verpassen oder ihr die Lippen blutig schlagen würde.«
Sie blickte ihre Freundin in fassungslosem Entsetzen an. »Aber dass es so schlimm kommen würde, das hätte ich ganz sicher niemals für möglich gehalten. Wie konnte Eddie das bloß tun? Ich fand immer, er war unglaublich nett und geduldig, denn - machen wir uns doch nichts vor - wir beide wussten doch genau, wie Crystal sein konnte. Aber das hier! Ich meine, ich wusste, dass sie mitten in einem Sorgerechtskampf um Lizzy waren, aber ich hätte doch niemals gedacht ... ich wäre ja nie auf die Idee gekommen ...« Sie strich
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