Nicht schon wieder Liebe
geflissentlich die kleine Stimme in seinem Hinterkopf ignorierend, die ihm abfällig zuflüsterte, dass Tante Ronnie auch nicht so ganz ohne war, was die persönliche Anziehungskraft betraf, straffte Coop die Schultern und schlenderte auf Veronica zu.
5
V eronica sah Coop durch die Bar schlendern, als ob der Laden ihm gehörte, und spürte prompt, wie sich ihre Nackenmuskeln verkrampften. »Was machen Sie denn hier?«
»Ich bin nur kurz vorbeigekommen, um zu sehen, ob Sie vielleicht Hilfe brauchen.« Um seine Lippen spielte ein liebenswürdiges Lächeln, doch die dunklen Augen, die Kody, den Installateur von Cascade Air, musterten, ließen eine Art wachsamer Neugier erkennen.
Ihre instinktive Reaktion war, Coops Angebot energisch und unmissverständlich abzulehnen, und in Wahrheit gab es im Moment auch wirklich nichts, was er hätte tun können. Sie unterdrückte jedoch den Drang, ihn mit einem patzigen »Nein!« abzufertigen. Solange er der Geschäftsführer des Tonk war, konnte sie auf ihre Retourkutschen getrost verzichten, und als Inhaber dieser Position hatte er ein Recht darauf zu erfahren, was sie mit der Bar vorhatte. Also bat sie Kody mit einem Seufzer, sie für einen Moment zu entschuldigen, griff nach Coops Unterarm und führte ihn außer Hörweite.
Sie bereute es augenblicklich, ihn angefasst zu haben. Die Schicht weichen Cordsamts, die ihre Haut davor bewahrte, einander zu berühren, tat leider nicht das Geringste, um zu verhindern, dass Coops Körperwärme durch den karierten Stoff hindurchstrahlte, und sie nahm deutlich die muskulöse Kraft seines Armes unter ihrer Hand wahr.
Sie nahm den ganzen Mann deutlich wahr. Viel zu deutlich. Das war von Anfang an das Problem mit diesem Kerl gewesen. Und sie verstand das einfach nicht. Sie hatte noch nie auf den schmollmundigen Typ mit dem eisenharten, muskelgestählten Körper gestanden - der Typ Mann, auf den sie gewöhnlich abfuhr, war kultiviert und gebildet und bevorzugte elegant geschnittene Anzüge mit farblich darauf abgestimmten Krawatten. Coop hingegen glaubte wahrscheinlich, Kultiviertheit bestünde darin, Bier in einen Maßkrug zu gießen, statt es direkt aus der Dose zu schlürfen.
Als ihr klar wurde, wie abfällig dieser Gedanke war, schämte sie sich fast ein bisschen. So zu denken war nicht nur erstaunlich snobistisch für jemanden, der in einer Bar aufgewachsen war, sondern sie sah im Geist auch plötzlich wieder die New York Times vor sich, die am Morgen auf dem Küchentisch gelegen hatte.
Dann verdrängte sie das Gefühl mit einem kaum merklichen Achselzucken. Na und? Was war denn das schon? Er las also Zeitung - und sehr viel umfassender als sie, wie sie zugeben musste. Das machte es aber noch lange nicht wahrscheinlicher, dass er auf eine Sportveranstaltung verzichten würde, um stattdessen einen Bummel durch ein Museum zu machen. Und es waren nun mal die Museumsbesucher, nicht die Sportstypen, die immer die Art von Mann gewesen waren, die ihren, Veronicas, Motor auf Touren brachten.
Sie war aber trotzdem froh, als sie und Coop die Theke erreichten und sie ihre Hand wieder sinken lassen konnte, ohne allzu nervös zu erscheinen. »Okay, die Sache ist folgendermaßen«, erklärte sie. »Ich kann den Zigarettenrauch in diesem Laden nicht ausstehen, und deshalb lasse ich ein Luftfiltersystem einbauen, das den Rauch ansaugt und die Luft reinigt.«
»Und Sie sind nicht auf den Gedanken gekommen, dass ich als Geschäftsführer daran interessiert sein könnte, davon zu erfahren?« Sein Ton war neutral, und auch sein Gesichtsausdruck verriet nichts. Doch seine Körpersprache, als er mit vor der Brust verschränkten Armen vor ihr aufragte, besagte: Na los, Mädchen, erklär mir das mal! »Sie haben bisher noch nicht mal einen Blick in die Bücher geworfen. Wieso gehen Sie so selbstverständlich davon aus, dass sich das Tonk so eine Anlage überhaupt leisten kann?«
Veronica fühlte, wie die Wut in ihr aufwallte, doch sie drückte schnell einen Deckel darauf. »Sie haben vollkommen Recht«, erwiderte sie mit hart erkämpfter Milde. »Ich hätte Ihnen gleich heute Morgen sagen sollen, was ich vorhabe, und ich entschuldige mich für mein Versäumnis, Sie darüber zu informieren. Aber ich informiere Sie ja jetzt. Und wenn das Tonk sich eine solche Anlage nicht leisten kann, dann werde ich sie wohl einfach aus meiner eigenen Tasche bezahlen müssen, schätze ich mal.« Sie lächelte fast, als er misstrauisch blinzelte und dann die Augen zu
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