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Nicht tot genug 14

Titel: Nicht tot genug 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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doch der Hahn war noch aufgedreht und der Wasserbehälter vollkommen leer. Scheiße.
    »Welches Arschloch hat die ganze Nacht das Wasser laufen lassen? Hallo, wer war das?«, brüllte er.
    »Reg dich ab, Mann!«
    »Ich geb dir gleich, reg dich ab!« Er riss die Vorhänge auf und blinzelte ins grelle Sonnenlicht. Draußen stand eine Frau mit einem Kleinkind, das auf einem Dreirad saß. Ein schäbiger Hund schnüffelte an der Stelle, wo bis vor wenigen Tagen ein Zirkuszelt gestanden hatte. Dann sah er sich im Wohnwagen um. Ein dritter Schläfer, den er noch nicht kannte, rührte sich. Hoffentlich war der ganze Haufen weg, wenn er zurückkam.
    Sein Hamster AI drehte wieder seine Runden im Laufrad.
    Skunk zog die Kapuzenjacke von Adidas an, die er im Supermarkt am Jachthafen gestohlen hatte, und dazu die nagelneuen weißblauen Turnschuhe von Asics, die er ebenfalls hatte mitgehen lassen. Er nahm eine Plastiktüte, die sein Werkzeug enthielt, und warf das gestohlene Handy hinein. Dann öffnete er die Tür des Wohnwagens und schrie: »Wenn ich zurückkomme, seid ihr gefälligst verschwunden!« Der Himmel über dem Wohnwagen war wolkenlos, und die Sonne schien heiß auf The Level, den langen schmalen Park im Zentrum der Stadt.
    Auf dem Zettel, den er säuberlich gefaltet in der Brusttasche trug, standen eine Bestellung, eine Lieferadresse und der vereinbarte Betrag. Idiotensicher. Plötzlich sah das Leben trotz Turkey gar nicht so übel aus. Heute konnte er genügend Geld für eine ganze Woche verdienen.
    Und er konnte es sich sogar leisten, beim Feilschen um das Handy hart zu bleiben.
    19
     
    Heute weint mein Vater. Ich habe ihn noch nie weinen sehen .
    Ich habe ihn betrunken und wütend gesehen, denn er ist meistens betrunken und wütend, schlägt meine Mutter oder mich oder boxt einem von uns ins Gesicht oder auch uns beide, je nach Laune. Manchmal tritt er den Hund, weil es mein Hund ist und er keine Hunde mag. Der einzige Mensch, den er nicht schlägt oder tritt, ist meine Schwester Annie. Sie ist zehn. Mit ihr macht er andere Sachen.
    Wir hören sie schreien, wenn er bei ihr im Zimmer ist. Und manchmal weint sie, wenn er gegangen ist.
    Heute aber weint er. Mein Vater. Alle seine zweiundzwanzig Tauben sind tot. Auch die beiden, die er schon seit fünfzehn Jahren hat. Und seine vier Birmingham-Roller, die mit dem Bauch nach oben fliegen und noch andere Kunststücke machen können.
    Ich habe jeder eine große Insulinspritze aus seinem Diabetikerkoffer gegeben. Die Tauben waren sein Leben. Komisch, dass er die lauten, stinkenden Vögel so gern hatte und uns so hasst. Ich habe nie verstanden, warum sie ihm und meiner Mutter immer wieder Kinder geben. Manchmal waren wir sogar zu acht. Die anderen kommen und gehen. Nur meine Schwester und ich sind immer da. Wir leiden zusammen mit unserer Mutter.
    Doch heute leidet er mal. So richtig schlimm.
    20
     
    SOPHIES CIABATTA wurde auf dem Schreibtisch kalt. Sie hatte keinen Appetit, und die Zeitschrift Harpers and Queen lag ungelesen daneben.
    Dabei betrachtete sie so gern die traumhafte Mode, die von irrsinnig schönen Models getragen wurde, und die Fotos der himmlischen Badeorte, die sie so gern mit Brian besucht hätte. Sie liebte die Fotos der Schönen und Reichen, von denen sie manche bei Filmpremieren gesehen hatte, die sie für ihre Firma besuchte, auf schicken Partys oder ganz aus der Ferne auf der Croisette bei den Filmfestspielen in Cannes. Dieser Lebensstil hatte nichts, aber auch gar nichts mit ihrer bescheidenen Jugend auf dem Land gemein.
    Als sie nach London gekommen war, um eine Ausbildung als Sekretärin zu machen, hatte sie nicht unbedingt von Glanz und Glamour geträumt. Sie bekam eine wenig glanzvolle Stelle bei einem Gerichtsvollzieher, fand die Arbeit aber herzlos und bedrückend. Als sie sich zu einem Wechsel entschloss und anfing, die Stellenangebote in der Zeitung zu studieren, hätte sie nie damit gerechnet, in dieser völlig neuen Welt zu landen.
    Einer Welt, die im Augenblick gänzlich aus dem Lot geraten war. Sie versuchte, einen Sinn in das bizarre Telefongespräch mit Brian zu bringen, in dem er gerade bestritten hatte, dass er in der letzten Nacht bei ihr gewesen war und mit ihr geschlafen hatte.
    Das Telefon klingelte.
    »Blinding Light Production«, meldete sie sich wenig begeistert und stellte das Gespräch zu Adam Davies durch.
    Na gut, Brian war schon etwas seltsam. Sie hatte ihn vor sechs Monaten bei einem Vortrag über Steuervorteile für

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