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Nicht tot genug 14

Titel: Nicht tot genug 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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mitzukommen, damit sie ihr zeigte, wo sie früher gelebt hatte, doch die alte Dame hatte zu schmerzliche Erinnerungen daran. Grace hatte ihr versprochen, mit ihr gemeinsam dorthin zu fahren.
    Ein scharfes Knirschen, gefolgt von einem hörbaren Knacken, holte ihn unsanft in die Gegenwart zurück.
    Katie Bishops Brüste waren zur Seite geklappt, die Rippen, Muskeln und inneren Organe des Brustkorbes lagen frei. Herz, Lungen, Nieren und Leber schimmerten feucht, und da ihr Herz nicht mehr schlug, sickerte nur ein dünnes Blutrinnsal auf den metallenen Tisch.
    Nadiuska hielt eine Art Baumschere in der Hand, mit der sie die Rippen der Toten zerteilte. Die Umstehenden schwiegen. Auch die größte Erfahrung bereitete einen nicht auf dieses Geräusch, diese unerbittliche Realität vor. Dieses Stück Fleisch, das an ein Tier im Schlachthof erinnerte, war einmal ein lebendiger, atmender, liebender Mensch gewesen.
    Zum ersten Mal in seiner Laufbahn konnte Grace den Anblick einer Leiche nicht ertragen. Er war so aufgewühlt von seinen Gedanken, dass er so weit wie möglich vom Tisch zurücktrat und sich zwingen musste, im Raum zu bleiben.
    Er versuchte, sich zu konzentrieren. Jemand hatte diese Frau getötet. Sie hatte es nicht verdient, dass der Polizist, der ihren Fall untersuchen sollte, vom angeblichen Auftauchen seiner vermissten Frau abgelenkt wurde. Er musste wieder an seine Arbeit denken.
    An den Ehemann Brian. Dessen Verhalten bei der Befragung. Irgendetwas hatte Grace dabei gestört. Und dann fiel ihm ein, was er, müde und verkatert wie er war, völlig vergessen hatte.
    Etwas, das er erst kürzlich gelernt hatte, würde ihm schlüssig verraten, ob Brian Bishop die Wahrheit sagte.
    22
     
    SOPHIE STIEG IN B RIGHTON AUS DEM ZUG , zeigte an der Sperre ihre Jahreskarte vor und ging in die Eingangshalle, wo eine einsame Taube unter dem großen Glasdach umherflog. Eine blechern klingende Lautsprecherstimme leierte müde die Zwischenstopps irgendeines Zuges herunter.
    Ihre Kleidung klebte feucht am Körper, ihr Mund war ausgedörrt. An einem Kiosk kaufte sie eine Dose Cola und trank sie in zwei großen Zügen aus. Sie sehnte sich verzweifelt danach, endlich mit Brian zu sprechen.
    Dann entdeckte sie am Zeitungsstand die schwarzen Lettern auf der Titelseite des Argus.
    TOTE IN MILLIONÄRS VILLA GEFUNDEN.
    Sie warf die Dose in den nächsten Abfallkorb und nahm rasch eine Zeitung vom Stapel.
    Unter der Schlagzeile prangte das bunte Foto eines imposanten Hauses im Pseudo-Tudor-Stil; die Einfahrt und die Straße davor waren mit Absperrband gesichert und von Streifenwagen und anderen Einsatzfahrzeugen zugeparkt. Darunter befand sich ein kleines Schwarz-Weiß-Foto, auf dem Brian Bishop im Smoking zu sehen war, neben sich eine attraktive Frau mit eleganter Frisur.
     
    Am frühen Morgen wurde in diesem Anwesen, das der wohlhabende Geschäftsmann Brian Bishop, 41, und seine Frau Katie, 35, bewohnen, eine Frauenleiche gefunden. Man zog eine Pathologin des Innenministeriums hinzu, woraufhin die Leiche abtransportiert wurde.
    Die Sussex Police hat die Ermittlungen aufgenommen, die von Detective Superintendent Roy Grace geleitet werden.
    Der in Brighton geborene Bishop, Geschäftsführer der International Rostering Solutions PLC, die dieses Jahr von der Sunday Times zu einem der hundert am schnellsten wachsenden britischen Unternehmen gewählt wurde, stand für einen Kommentar nicht zur Verfügung. Seine Frau ist Mitglied im Vorstand des Kinderschutzbundes in Brighton und hat für zahlreiche karitative Zwecke Geld gesammelt.
    Die Autopsie soll heute Nachmittag stattfinden.
     
    Mit einem flauen Gefühl im Magen starrte Sophie auf die Zeitung. Sie hatte Katie Bishop noch nie gesehen und keine Ahnung gehabt, wie schön sie war. Viel attraktiver als sie selbst, stilvoll, glücklich -
    Sie ließ die Zeitung wieder auf den Stapel fallen. Brian hatte nie gern über seine Frau gesprochen, und obwohl Sophie ungeheuer neugierig war, hatte sie ihre Existenz verdrängt. Sie hatte noch nie eine Affäre mit einem verheirateten Mann gehabt und war auch nie darauf aus gewesen, sondern hatte sich bemüht, nach einem einfachen moralischen Grundsatz zu leben. Was du nicht willst, das man dir tu, das fug auch keinem anderen zu.
    Doch als sie Brian kennenlernte, hatte sie sämtliche Prinzipien über Bord geworfen. Er hatte sie förmlich von den Füßen gefegt, hypnotisiert, obgleich es wie eine harmlose Freundschaft begonnen hatte. Nun sah sie zum ersten

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