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Nicht tot genug 14

Titel: Nicht tot genug 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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verwirrt. »Kann ich mich gar nicht dran erinnern.«
    Grace schüttelte den Kopf. »Ich rede nicht von Filmen, Glenn, sondern von den Griechen in Troja!«
    »Was haben die denn gemacht?«
    Grace sah seinen Freund fassungslos an. »Beziehst du etwa deine gesamte Bildung aus Filmen? Hast du in der Schule keinen Geschichtsunterricht gehabt?«
    »Doch, schon.«
    Grace ließ das Band langsamer laufen. Glenn Branson fragte gerade auf dem Bildschirm: »Dürfte ich fragen, Mr. Bishop, wann Sie Ihre Frau zuletzt gesehen haben?«
    Grace hielt das Band an. »Ich möchte, dass du dich ganz auf Bishops Augen konzentrierst und zählst, wie oft er pro Minute blinzelt. Hat der NASA-Kontrollturm an deinem Handgelenk eine Stoppfunktion?«
    Branson schaute prüfend auf seine Uhr. Es war ein schicker, großer Chronometer mit diversen Rädchen und Knöpfen, und Grace bezweifelte, dass Branson wirklich wusste, wozu sie alle dienten. »Irgendwo schon.«
    »Gut, du stoppst die Zeit. Ab jetzt.«
    Glenn brauchte mehrere Versuche, bis es klappte. Auf dem Bildschirm betrat Roy Grace den Raum und fing an, Bishop zu befragen.
    »Wo haben Sie letzte Nacht geschlafen, Mr. Bishop?«
    »In meiner Wohnung in London.«
    »Kann das jemand bezeugen?«
    »Vierundzwanzig!« Glenn Branson schaute von der Uhr zum Bildschirm und wieder zurück.
    »Sicher?«
    »Ja.«
    »Gut, noch mal.«
    Auf dem Bildschirm fragte Grace: »Um wie viel Uhr waren Sie heute Morgen im Golfclub?«
    »Um kurz nach neun.«
    »Und Sie sind aus London hierher gefahren?«
    »Ja.«
    »Wann sind Sie losgefahren?« »Gegen halb sieben.«
    »Wieder vierundzwanzig!«
    Grace hielt das Band an. »Interessant.«
    »Was willst du damit?«
    »Ein Experiment. Ich habe etwas ausprobiert, das ich kürzlich in einem Artikel über Psychologie gelesen habe. In einem Forschungslabor an einer Universität – ich glaube, in Edinburgh – hat man herausgefunden, dass Menschen öfter blinzeln, wenn sie die Wahrheit sagen, als wenn sie lügen.«
    »Tatsächlich?«
    »Wenn Sie die Wahrheit sagen, blinzeln sie im Durchschnitt 23,6 mal pro Minute, und wenn sie lügen, sind es 18,5 mal. Es ist auch eine Tatsache, dass Lügner sehr still sitzen, weil sie konzentrierter nachdenken müssen als Menschen, die die Wahrheit sagen.« Er ließ das Band weiterlaufen.
    Brian Bishop wurde zunehmend erregter und sprang schließlich gestikulierend auf.
    »Konstant vierundzwanzig«, verkündete Branson.
    »Und seine Körpersprache passt dazu. Er sieht aus wie ein Mann, der die Wahrheit sagt.«

Doch er wusste nur zu gut, dass es kein endgültiger Beweis war. Er hatte schon einmal die Körpersprache eines Menschen falsch gedeutet und war damit ganz übel hereingefallen.
    26
     
    DER AUGUST WAR FÜR DIE PRESSE Saure-Gurken-Zeit. Es waren Parlamentsferien, und die halbe Welt war in Urlaub, sodass es wenig zu berichten gab. Daher wurden kleine Geschichten, die ansonsten gar nicht in die Zeitung gelangt wären, groß aufgebauscht. Und natürlich ging nichts über ein schweres Verbrechen, je blutiger und grauenhafter, desto besser. Anscheinend fuhren nur die Kriminellen, die auch sonst gesellschaftliche Gepflogenheiten missachteten, nicht in Urlaub.
    Die Kriminellen nicht und er selber auch nicht, dachte Roy Grace.
    Sein letzter richtiger Urlaub lag über neun Jahre zurück. Damals war er mit Sandy nach Spanien geflogen, wo sie in der Nähe von Malaga eine Ferienwohnung gemietet hatten. Sie bot wenig Komfort und statt des angepriesenen Meerblicks freie Sicht auf ein Parkhaus; zudem hatte es fast die ganze Woche geregnet.
    Ganz anders als jetzt, wo die Hitzewelle scharenweise Urlauber und Tagestouristen nach Brighton lockte. Die Strände, Kneipen und Cafés waren übervoll. Ein Paradies für Straßendiebe, für sie hatte die Hochsaison begonnen.
    Er wusste genau, dass ein Mordfall wie dieser in der aktuellen Situation von der Presse noch kritischer als sonst betrachtet werden würde. Eine reiche Frau, die tot aufgefunden wurde, ein protziges Haus, bizarre Sexspiele und ein erfolgreicher, gut aussehender Ehemann. Das große Los für jeden Redakteur, der Zeilen schinden wollte.
    Grace musste sein Verhalten gegenüber der Presse besonders sorgfältig planen und wie immer versuchen, die Medien für seine Zwecke zu nutzen. Gleich morgen früh würde er die erste Pressekonferenz abhalten. Vorher waren noch zwei Besprechungen mit seinem Team geplant.
    Und trotz all der anstehenden Arbeiten musste er irgendwie Zeit finden, nach München zu

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