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Nicht tot genug 14

Titel: Nicht tot genug 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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Selbstzufriedenheit zurückzuführen war.
    Deshalb blieb Grace um kurz vor sechs im heißen, stickigen Korridor der Soko-Zentrale stehen, nickte Branson zu und deutete auf das erste Diagramm, das mit den Worten HÄUFIGE MOTIVE überschrieben war.
    In der Mitte des Diagramms stand das Wort Motiv, umgeben von einem ovalen Rahmen, von dem Pfeile abzweigten zu Begriffen wie Eifersucht, Rassismus, Zorn/Angst, Raub, Macht/Kontrolle, Begehren, Gewinnsucht, Bezahlung, Homophobie, Hass, Vergeltung, Psychose, Sex und Sicherung eines aktiven Lebensstils aufgeführt waren.
    »Was genau soll Sicherung eines aktiven Lebensstils eigentlich heißen?«, erkundigte sich Branson.
    »Jemanden töten, um dessen Geld zu erben«, erläuterte Grace.
    Glenn Branson gähnte. »Eins fehlt noch.« Er runzelte die Stirn. »Eigentlich sogar zwei.« »Und?«
    »Kicks. Und Ansehen.«
    »Kicks?«
    »Klar. Denk doch nur an die Kids, die letztes Jahr in einem Bushäuschen eine schlafende Obdachlose angezündet haben. Die haben sie nicht gehasst oder so, es ging ihnen nur um den Kick. Sie wollten sich die Langeweile vertreiben.«
    Grace nickte.
    »Und Ansehen. Du gehst doch in eine Gang, um dich auf der Straße zu behaupten, oder?«
    Grace trat vor die nächste Tafel. Sie trug die Überschrift FORENSISCHEN ÜBERBLICK ENTWICKELN. Er warf einen Blick auf die Liste darunter, doch die Worte verschwammen zu einem sinnlosen Brei. Potenzielle Informationen, Einsichten, Zeugen bewerten. Neubewertung. Forensische Strategie entwickeln und umsetzen. Aus dem Augenwinkel entdeckte er einen adrett gekleideten, energisch wirkenden Mann Anfang fünfzig. Tony Case, den Leiter der Hausverwaltung.
    »Hallo, Roy«, grüßte er fröhlich. »Ich habe die Soko-Zentrale 1 für dich vorbereitet. Ihr könnt gleich loslegen.« Dann schüttelte er Branson herzlich die Hand. »Herzlich willkommen, Glenn! Ich dachte, Sie wären noch eine Weile krankgeschrieben.«
    »Bin ich auch.«
    »Sie müssen jetzt beim Trinken aufpassen, was? Sonst kommt es aus den Löchern im Bauch wieder raus.«
    »Ja, kann passieren«, sagte Glenn zerstreut. Entweder fand er es nicht komisch oder war mit seinen Gedanken woanders.
    »Ich bin noch eine Weile hier«, sagte Case munter. »Wenn Sie etwas brauchen, melden Sie sich.« Er tippte auf das Handy in seiner Brusttasche.
    »Vielleicht einen Wasserspender«, schlug Grace vor. »Könnte bei der Hitze nicht schaden.«
    »Schon erledigt.«
    »Gut gemacht.« Er sah auf die Uhr. Noch zwanzig Minuten bis zur Besprechung, die er für halb sieben angesetzt hatte. Das müsste eigentlich reichen.
    Er ging mit Branson in die Vernehmungsabteilung, wo sie den engen Beobachtungsraum betraten. Zwei Stühle, die nicht zueinander passten, standen vor der Arbeitsplatte mit der Videoausrüstung und dem Monitor, auf dem in trüben Farben der Tisch und die drei Stühle im Vernehmungsraum nebenan zu sehen waren.
    Grace rümpfte die Nase. Es roch, als habe jemand Curry gegessen, vermutlich von der warmen Theke im Supermarkt gegenüber. Im Papierkorb fand er dann auch das Beweisstück, einen Haufen leerer Kartons. Er brauchte immer eine Weile, bis er nach einer Autopsie wieder essen konnte, und der Geruch im Raum erinnerte ihn unangenehm an die Überreste des indischen Krabbengerichts, die sie in Katie Bishops Magen gefunden hatten.
    Grace stellte den Papierkorb vor die Tür. Schon besser. Dann setzte er sich vor den Monitor und drückte die Play-Taste am Videorekorder.
    Auf dem Bildschirm vor ihnen lief Brian Bishops Vernehmung ab. Grace spulte vor, wobei er den Mann in der teuren Golfkleidung im Auge behielt.
    »Die Schuhe sehen aus wie Gamaschen«, sagte Glenn und setzte sich neben ihn. »Wie in den Gangsterfilmen aus den dreißiger Jahren. Kennst du Manche mögen’s heiß?« Seine Stimme klang ziemlich ausdruckslos, ohne die übliche Energie, aber er schien sehr bemüht, fröhlich zu wirken.
    Grace spürte, dass es eine schwierige Tageszeit für ihn war. Früher Abend. Da fuhr er normalerweise nach Hause und brachte seine beiden Kinder ins Bett. »Meinst du den mit Marilyn Monroe?«
    »Ja, und Tony Curtis, Jack Lemmon und George Raft. Einfach klasse. Du kennst doch sicher die Szene, in der sie die Torte hereinfahren und ein Typ mit einem Maschinengewehr herausspringt und alle umpustet. Und dann sagt George Raft: ›Die Torte ist ihm irgendwie nicht bekommene«
    »Eine moderne Version des trojanischen Pferdes«, sagte Grace.
    »Du meinst, es war ein Remake?«, fragte Branson

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