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Nicht tot genug 14

Titel: Nicht tot genug 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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Beine gaben unter ihm nach. Er griff nach dem Hörer, wühlte in seiner Tasche nach einer Münze und wählte Joes Nummer.
    »Wayne Rooney«, sagte er leise.
    »Gib mir deine Nummer. Ich rufe zurück.«
    Skunk wartete, wurde allmählich nervös. Dann klingelte es endlich. Neue Anweisungen. Scheiße, Joe wurde immer paranoider. Oder hatte zu viele Bond-Filme gesehen.
    Er verließ die Telefonzelle, ging etwa fünfzig Meter weiter und blieb wie vereinbart vor dem Schaufenster einer Werkstatt stehen, in der man Schaumgummi zuschneiden lassen konnte.
    Die beiden Polizisten nippten an ihrem Kaffee, der inzwischen kalt geworden war. Paul Packer, der Kleinere von beiden, hatte den Mittelfinger durch den Henkel seines Bechers geschoben. Vor acht Jahren hatte Skunk ihm nämlich das oberste Glied des rechten Zeigefingers abgebissen.
    Sie saßen seit einer Stunde hier und beobachteten nun schon den dritten Deal. Und sie wussten, dass an mindestens einem Dutzend weiterer Orte in der Stadt genau das Gleiche ablief, Tag und Nacht. In einer Stadt wie dieser gegen den Drogenhandel zu kämpfen, war eine Sisyphusarbeit.
    Zehn Pfund am Tag für Drogen war gleichbedeutend mit einer Beschaffungskriminalität von 3000 bis 5000 Pfund im Monat. Und nur wenige Süchtige kamen mit Stoff für zehn Pfund aus – die meisten brauchten zwanzig, fünfzig, hundert oder mehr. In ganz schlimmen Fällen verbrauchten sie Drogen für drei- bis vierhundert Pfund am Tag. Es gab eine Menge Zwischenhändler in der Kette, die auch daran verdienen wollten. Sobald man ein paar Leute von der Straße holte, tauchten kurz darauf neue Gesichter mit neuen Vorräten auf. Aus Liverpool, aus Bulgarien, aus Russland. Und alle hatten eines gemeinsam. Sie verdienten sich an so armen Schweinen wie Skunk dumm und dämlich.
    Aber Paul Packer und sein Kollege Trevor Sallis hatten ihrem Informanten nicht fünfzig Pfund aus Polizeimitteln zugesteckt, um Skunk zu finden und wegen seines Drogenkonsums hochzunehmen. Er war ein viel zu kleiner Fisch. Nein, sie hofften, dass er sie zu einem sehr viel dickeren Fisch führen würde, der in einer ganz anderen Branche tätig war.
    Nach kurzer Zeit tauchte ein dicker, etwa zwölfjähriger Junge mit Sommersprossen und Bürstenschnitt auf, und stellte sich schwitzend neben Skunk.
    »Wayne Rooney?«, fragte er mit Quäkstimme.
    »Ja.«
    Der Junge holte ein kleines, in Zellophan gewickeltes Päckchen aus dem Mund und gab es Skunk, der es in seinem eigenen Mund verschwinden ließ und dem Jungen das Handy gab, der sofort davonsprintete. Skunk machte sich auf den Rückweg zum Wohnwagen.
    Paul Packer und Trevor Sallis folgten ihm.
    25
     
    DIE SOKO - ZENTRALE IN SUSSEX HOUSE nahm fast den gesamten ersten Stock des Gebäudes ein. Man betrat sie durch eine Tür, die mit einem Sensor gesichert war und am Ende eines großen, offenen Arbeitsbereichs lag, in dem die leitenden Kripobeamten und ihre Mitarbeiter untergebracht waren.
    Für Roy Grace unterschied sich die Atmosphäre ganz deutlich vom übrigen Gebäude – wie auch von den meisten anderen Polizeiwachen in und um Brighton and Hove, wo die Flure und Büros oft altersgrau und öde wirkten. Hier drinnen war alles hell und nagelneu.
    Zu neu, zu modern, zu sauber, zu ordentlich für seinen Geschmack. Irgendwie seelenlos. Es hätte ebenso gut das Büro eines Steuerberaters, einer Bank oder Versicherung sein können.
    An den Wänden waren in regelmäßigen Abständen Diagramme auf weißen Karten an großen, roten Filztafeln befestigt. Darauf waren die wichtigsten ‚Verfahrensweisen verzeichnet, die jeder Polizist verinnerlicht haben sollte; doch zu Beginn einer neuen Ermittlung las Grace sie oft noch einmal durch.
    Ihm war immer bewusst gewesen, wie leicht man in Routine verfiel und wichtige Dinge vergaß. Vor kurzem hatte er einen Artikel gelesen, der ihn darin bestärkt hatte. Danach waren die schlimmsten Flugzeugkatastrophen der vergangenen fünfzig Jahre auf Pilotenfehler zurückzuführen. In vielen Fällen handelte es sich keineswegs um unerfahrene Nachwuchskräfte, sondern um den jeweils ältesten Flugkapitän der Gesellschaft. Im Artikel wurde sogar dazu geraten, möglichst schnell das Flugzeug zu verlassen, sollte man feststellen, dass der dienstälteste Pilot der Fluggesellschaft am Steuer saß.
    Gefährliche Routine. In der Medizin war es ähnlich. Vor kurzem hatte ein Orthopäde aus der Gegend einem Mann das falsche Bein amputiert, was vermutlich auch auf allzu große Routine und

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