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Nicht tot genug 14

Titel: Nicht tot genug 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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Jeans, weil für München achtundzwanzig Grad angesagt waren. Dazu bequeme Turnschuhe, falls er längere Strecken zu Fuß zurücklegen musste.
    Dennoch traf ihn die stickige, kerosingeschwängerte Luft wie ein Schlag. Er ging über die Gangway zum wartenden Bus und schlenderte wenige Minuten später durch den stillen, klimatisierten Zollbereich in die Ankunftshalle, wo er die große Gestalt von Marcel Kullen entdeckte, der ihn lächelnd begrüßte.
    Der deutsche Kripobeamte schüttelte Grace herzlich die Hand. »Roy, um ein Haar hätte ich Sie nicht erkannt. Sie sehen so jung aus!«
    »Sie aber auch!«
    Er war so gerührt von der warmherzigen Begrüßung eines Mannes, den er kaum kannte, dass ihm, was ganz untypisch für ihn war, die Tränen in die Augen traten.
    Sie machten Smalltalk, als sie durch das ziemlich verlassen wirkende Gebäude zum Ausgang gingen. Kullens Englisch war gut, nur sein Akzent gewöhnungsbedürftig. Er sagte etwas, das so ähnlich klang wie ›Prince Regent‹.
    »Entschuldigung?«
    »Ich hab für Sie ein Zimmer in einem kleinen, sehr netten Hotel gebucht, es heißt ›Hotel Prinzregent am Friedensengel‹. Falls Sie heute hier übernachten wollen«, sagte Marcel Kullen.
    »Ach, das ist nett von Ihnen, aber ich muss heute Abend zurück – wir sind mitten drin in einer laufenden Ermittlung.«
    Sie folgten einem Reisenden, der einen Trolley hinter sich herzog, nach draußen, wo ihnen die Hitze wie eine Wand entgegenschlug. Dieser Flughafen wirkte so viel ruhiger und provinzieller als Heathrow und Gatwick. Draußen vor dem Gebäude wartete eine lange Reihe cremefarbener Taxis, auch hier herrschte träge Sonntagsstimmung.
    Auf dem Parkplatz stiegen sie in Kullens alten, aber auf Hochglanz polierten 5-er BMW, und der Deutsche verkündete mit breitem Grinsen, er sei vor kurzem zum dritten Mal Vater geworden und hoffe, Grace auch seiner Familie vorstellen zu können. Insgeheim war Grace überhaupt nicht danach, schließlich war er nicht zu einem Freundschaftsbesuch nach München gekommen, sondern er wollte jede kostbare Minute für seine Suche nutzen.
    Die asthmatisch klingende Klimaanlage blies ihm angenehm kühle Luft ins Gesicht. Sie folgten vom Flughafen, der nach Franz Josef Strauß benannt war, den blau-weißen Straßenschildern in Richtung München. Sie fuhren durch die ländliche Gegend, die Grace bereits vom Flugzeug aus gesehen hatte. Plötzlich wurde ihm klar, dass er dieses Unternehmen gar nicht richtig durchdacht hatte. Was wollte er eigentlich an einem einzigen Tag hier bewerkstelligen?
    Kullen plauderte weiter und erwähnte die Namen der Beamten, mit denen er bei seinem Englandaufenthalt zusammengearbeitet hatte. Grace antwortete beinahe mechanisch, weil er zwischen den Gedanken an den Mordfall Katie Bishop, seiner Beziehung zu Cleo und der bevorstehenden Aufgabe hin- und hergerissen war.
    Plötzlich klang Kullen richtig aufgeregt und erwähnte das Wort Fußball. Zu seiner Rechten sah Grace das neue Stadion, das wie ein riesiger Autoreifen aussah. Darauf prangte in gigantischen blauen Buchstaben der Name Allianz-Arena. Dahinter ragte auf einem künstlichen Hügel ein einsames weißes Windrad empor.
    »Ich werde Sie ein bisschen herumführen, damit Sie ein wenig Münchner Atmosphäre tanken können. Danach fahren wir ins Büro und von dort aus in den Englischen Garten«, schlug Kullen vor.
    »Gute Idee.«
    »Haben Sie eine Liste aufgestellt?«
    »Ja.«
    Der Kripobeamte hatte bei ihrem letzten Telefonat vorgeschlagen, Grace solle aufschreiben, wofür sich Sandy besonders interessiert hatte, damit sie sich an den entsprechenden Orten umsehen konnten. Er warf jetzt einen Blick auf seinen Notizblock. Die Liste war ziemlich lang. Bücher. Jazz. Simply Red. Rod Stewart. Tanzen. Essen.
    Antiquitäten. Gartenarbeit. Filme, vor allem mit Brad Pitt, Bruce Willis, Jack Nicholson, Woody Allen und Pierce –
    Da klingelte sein Telefon. Vielleicht Cleo? Er holte es aus der Tasche, doch die Nummer wurde nicht angezeigt.
    55
     
    AM SONNTAGMORGEN UM VIERTEL NACH ZEHN hatte der Polizeianwärter David Curtis, der erst den zweiten Tag in Brighton absolvierte, seinen Dienst zur Hälfte beendet. Er war ein hochgewachsener Neunzehnjähriger mit ernstem Gesicht und kurzem, dunkelbraunem Haar. Er saß auf dem Beifahrersitz des Streifenwagens, der noch nach den Pommes der vergangenen Nacht stank und vom größten Langweiler der Polizeiwache in der John Street gesteuert wurde.
    Sergeant Bill Norris mit dem

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