Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Nicht tot genug 14

Titel: Nicht tot genug 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
Vom Netzwerk:
schob, darauf bedacht, den Körper nicht zu beschädigen.
    Bei der ersten Untersuchung hatten sie keine offensichtlichen Anzeichen von Gewaltanwendung gefunden, wenngleich die Leiche natürlich stark verwest und der eine oder andere Beweis womöglich verloren gegangen war. Die erkennbaren Abschürfungen rührten vermutlich daher, dass die Brandung sie über den Kies geschleift hatte. Die Autopsie, die vor allem der Identifizierung anhand der Zähne dienen würde, war für Montag angesetzt.
    Cleo betrachtete die Frau noch einmal aufmerksam, suchte nach einer Strangmarke am Hals oder einem Einschussloch. Es war immer schwer, das Alter einer Wasserleiche zu bestimmen, ihre grobe Schätzung lag bei Mitte zwanzig bis Anfang vierzig.
    Womöglich war sie beim Schwimmen ertrunken oder von einem Schiff gestürzt. Denkbar war auch Selbstmord oder sogar eine Seebestattung, bei der die Leiche nicht ordnungsgemäß beschwert worden war. Derartige Bestattungen kamen jedoch häufiger bei Männern vor. Oder sie war einfach einer der vielen Menschen, die jedes Jahr spurlos verschwanden.
    Sie legte den abgetrennten Arm vorsichtig neben den Körper und drehte die Leiche behutsam auf den Bauch, um den Rücken zu untersuchen.
    Plötzlich meinte sie, ein leises Geräusch im Inneren des Gebäudes zu hören.
    Cleo hob den Kopf und horchte. Es hörte sich an, als sei eine Tür geöffnet worden.
    60
     
    » SANDY !«, brüllte er. »SANDY!«
    Der Abstand zu ihr vergrößerte sich. Mann, konnte die laufen!
    Sie trug ein weißes T-Shirt, eine blaue Radlerhose und Turnschuhe und hatte eine kleine Tasche bei sich. Sie rannte am See entlang, gefolgt von Grace. Sie schlängelte sich zwischen spielenden Kindern hindurch, wich zwei Schnauzern aus, die sich gegenseitig jagten, rannte an einer elegant gekleideten Reiterin und einer Horde Frauen reiferen Alters mit Nordic-Walking-Ausrüstung vorbei.
    Roy bedauerte in diesem Moment, dass er das Bier getrunken hatte. Der Schweiß lief ihm in die Augen, sodass er kaum sehen konnte. Zwei Jungen auf Inlineskates kamen genau auf ihn zu. Er schoss nach rechts. Sie nach links. Er konnte gerade noch ausweichen, prallte aber mit den Beinen gegen eine kleine Bank und fiel der Länge nach hin.
    »Entschuldigung!« Einer der Jungen beugte sich besorgt über ihn, während sich der andere neben ihn kniete.
    »Schon gut«, keuchte Grace.
    »Sind Sie Amerikaner?«
    »Engländer.«
    »Tut mir furchtbar leid.«
    »Geht schon, alles in Ordnung. War meine Schuld. Ich –« Er ließ sich von dem Jungen aufhelfen, wobei er sich ganz schön dämlich vorkam. Sofort hielt er wieder Ausschau nach Sandy.
    »Sie haben sich am Bein verletzt.«
    Grace achtete kaum darauf. Sicher, seine Jeans war zerrissen, und sein Schienbein blutete, aber das war ihm egal. »Vielen Dank«, sagte er und schaute sich panisch nach allen Seiten um.
    Die Frau war verschwunden.
    Der Weg verlief weiter durch bewaldetes Gelände und mündete ein Stück weiter in eine Lichtung. Vorher führte eine Abzweigung nach rechts über eine schmale Brücke ab.
    Scheiße, Scheiße, Scheiße, Scheiße, Scheiße.
    Wütend ballte er die Fäuste. Denk nach!
    Welchen Weg hatte sie wohl genommen?
    Er wandte sich wieder an die beiden Jungen. »Wie kommt man von hier aus am schnellsten zu einer Straße?«
    Der eine deutete auf die Brücke. »Da entlang.«
    Grace bedankte sich noch einmal und lief in Richtung Brücke, ohne auf den brennenden Schmerz in seinem Bein zu achten. Sandy würde sicher zum nächsten Ausgang laufen. In der Menge untertauchen. Er hinkte weiter, nahm flüchtig die Menschen auf den Bänken, die spielenden Hunde und die Sonnenanbeter wahr, war aber ganz auf einen Kopf mit kurzen blonden Haaren fixiert.
    Sie war es! Sicher, er hatte sie nur im Profil gesehen und das auch nicht besonders deutlich, aber es genügte. Es war Sandy. Sie musste es sein! Warum sonst hätte sie vor ihm weglaufen sollen?
    Die Verzweiflung trieb ihn weiter. Sie durfte ihm jetzt doch nicht in letzter Sekunde entwischen.
    Wo bist du?
    Einen Moment lang blendete ihn grelles Licht. Es spiegelte sich in einem Bus, der keine hundert Meter entfernt die Straße entlangfuhr. Endlich.
    Doch von Sandy war nichts zu sehen.
    Der Bus fuhr weiter, und da war sie wieder! Er rief sie laut beim Namen.
    Sie blieb kurz stehen und schaute in seine Richtung, worauf er wie wild mit den Armen wedelte und auf sie zulief. »Sandy! Sandy! Sandy!«
    Doch sie war schon weitergerannt und um die nächste Ecke

Weitere Kostenlose Bücher