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Nicht Totzukriegen

Titel: Nicht Totzukriegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claus Vaske
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leise. Sie sind wohl neugierig.
    »Was hast du?«, fragt Tom irritiert.
    Was ich habe? Seine Hand lag auf meinem Bauch, er hatte mich umarmt, und er kann gar nicht verstehen, warum ich ans Kopfende unseres Bettes geflüchtet bin, mich schwer atmend gegen die Wand drücke und ihn nun plötzlich anschaue, als wäre er der Leibhaftige.
    Ich habe in den Armen einer Leiche gelegen. Widerlich!
    Mach den Weg ins Bad frei, ich muss duschen, den Makel der Verwesung abspülen. Du kannst in diesem Moment so lebendig sein, wie du willst: Als ich eingeschlafen bin, warst du es nicht! Und fass mich nicht an, sonst greif ich zur Pistole!
    Das ist es, was ich denke. Aber dann stammle ich nur etwas wie »schlecht geträumt«, woraufhin Tom missmutig brummend ins Bad trottet.
    Während er es auf der Toilette plätschern lässt, stürze ich mich mitten aufs Bett, ich schiebe die Decken beiseite und streiche die Laken glatt auf der Suche nach irgendeinem Indiz, dass ich nicht komplett verrückt geworden bin! Befund negativ: Dass Tom lebt, ist eine Sache, aber es fehlen auch die Krümel im Bett.

20
    Noch bevor ich dazu komme, meine Jacke auszuziehen, steht Johannes bereits in meinem Büro. Er hält das Konzept für meine Eisrevue im Salzstock hoch, und er ist so wütend, als hätte ich reingeschrieben, er würde keinen mehr hochkriegen.
    »Bist du wahnsinnig?«
    Kann ich nicht ausschließen, siehe oben.
    »Wie kannst du so was rausschicken, Nicole? Ohne Rücksprache mit mir? Das kann uns den Kunden kosten. Und wenn nicht: Das ist doch viel zu aufwendig, wie sollen wir so eine Veranstaltung jemals organisieren?«
    Für seine Verhältnisse sieht er erstaunlich blass aus, hatte sein Sonnenstudio an diesem Wochenende geschlossen? Ich fühl mich nicht in der Lage zu diskutieren, und erst recht nicht vor dem ersten Kaffee, deshalb drücke ich mich an ihm vorbei durch die Tür. Auf dem Flur pralle ich direkt gegen Yvonne, heute ist ihr erster Arbeitstag, auch das noch. Sie begrüßt mich ein wenig zu zappelig und verkündet mir stolz, dass Johannes sie als Projektmitarbeiterin eingestellt habe, zunächst für zwei Monate. Vertrauen sieht anders aus, denke ich.
    Ich flüchte Richtung Kaffeeautomat. Johannes wird energisch, er ruft mir eindringlich hinterher: »Nicole! Erklär mir das bitte!«
    Eis steht für die Reinheit des Wassers, könnte ich sagen, und der Salzstock für die Mineralien, die unser Produkt so wertvoll machen, beide Elemente bringen wir mit dieser Markeneinführung zusammen. Aber ich bin nicht in der Stimmung, mich zu rechtfertigen, ich will alleine sein und möchte einfach nur weg. Und egal, was ich sage, mein Chef wird die Antwort sowieso in der Luft zerreißen, denn dass die Idee ihm nicht gefällt, hat er grad schon deutlich genug kundgetan. Demütigen wird er mich – und das ausgerechnet vor der Geliebten meines Mannes.
    Die Lage ist aussichtslos, ich stehe mit dem Rücken zur Wand, alle Gewehrläufe sind auf mich gerichtet. Was kann ich tun? Schreien, rennen, ein Pferd imitieren und laut wiehernd davongaloppieren? Nein!
    »Der Kunde wird es lieben. Vertrau mir.«
    Damit lasse ich die beiden stehen und setze gelassen meinen Weg Richtung Kaffeeautomat fort.
    Habe ich das wirklich gesagt? Wow! Ich habe nichts in der Hand, was meinen Worten auch nur ansatzweise Sinn verleihen würde. Ich bluffe. Das ist neu, und das Tolle ist: Es funktioniert! Johannes steht mit offenem Mund sprachlos da, dann trollt er sich in sein Büro und murmelt nur noch etwas von »vorher miteinander abstimmen«. Wie einfach das ist! Ich finde, den Cappuccino habe ich mir verdient.
    Nun kommt der härtere Job. Maryam.

21
    »Wetten, dass du mir nicht glaubst?«
    »Doch, tu ich.«
    »Nein. Wirst du nicht.«
    »Natürlich glaube ich dir. Warum sollte ich nicht?«
    »Weil du mir gar nicht glauben
kannst

    »Jetzt erzähl schon!«
    Maryam wird ungeduldig, ihr nächster Termin in der Kanzlei lässt uns keine Zeit für lange Gespräche. Wir hatten das Glück, am Eingang zum Stadtpark eine freie Parkbank zu finden, auf der wir nun die warmen Strahlen der Frühlingssonne genießen und die Hamburger verdrücken, die wir uns eine Straße weiter geholt haben, mit Pommes und Ketchup.
    »Heute Nacht habe ich wieder Tom umgebracht.«
    »Ach so.« Gleichgültig entfernt sie das Papier von ihrem Hamburger, als wäre Gattenmord das Normalste der Welt.
    »Siehst du, du glaubst mir nicht.«
    Maryam zögert mit ihrer Antwort, erst beißt sie gierig in ihren

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