Nicht warten - starten
ihm gesagt hat, dass er mit dem Rauchen aufhören solle, die Freundin, die ihm gesagt hat, dass er sich besser kleiden solle, und der Lehrer, der ihm gesagt hat, dass er seine Hausaufgaben machen müsse – sie alle haben ihren Tribut von Ihrem renitenten Gegenüber gefordert. Von seiner Warte aus haben ihm sein ganzes Leben hindurch andere Leute gesagt, was er zu tun hat, und nun hat er es absolut satt. Und Sie sind für ihn jetzt nur eine neue Stimme, die seine Autonomie bedroht, daher wird er sich Ihnen gegenüber genauso abgrenzen. Wollen Sie wirklich mit ihm kommunizieren, müssen Sie zunächst seine Autonomie wiederherstellen. Und wenn seine Autonomie gleich von mehreren Autoritätsfiguren untergraben wurde, sollten Sie die kumulierte Wirkung all der Drohungen berücksichtigen und sich bemühen, sie aufzuheben.
Die Autonomie eines anderen wiederherstellen
Wie aber stellt man die Autonomie eines anderen wieder her? Zum Glück ist das relativ einfach.
1. Machen Sie die stärkste autonomiefördernde Aussage, hinter der Sie wirklich stehen können.
Wenn Sie es mit einem geliebten Menschen, einem Kunden oder einem Geschäftspartner zu tun haben, können Sie möglicherweise auch seine vollständige Autonomie betonen:
»Sie haben die Wahl, ich halte mich da ganz heraus.«
»Die Entscheidung liegt ganz alleine bei Ihnen.«
»Es steht Ihnen frei zu tun, was immer Sie wünschen.«
»Ich kann das nicht für Sie entscheiden – das bleibt allein Ihnen überlassen.«
Wenn Sie ein Vater oder eine Mutter sind, ein Arbeitgeber, ein Vorgesetzter oder jemand anderer, der manchmal bestimmteGrenzen setzen muss, sollten Sie Ihre Wortwahl möglicherweise etwas abändern und die Tatsache berücksichtigen, dass die andere Person gewissen Einschränkungen unterliegt:
»Wie Sie sich an diesem Punkt entscheiden, bleibt Ihnen überlassen.«
»Im Moment geht es nicht um meine Gründe, sondern ich interessiere mich für
Ihre
Gründe.«
»Obwohl andere auf ihre eigene Weise reagieren werden, sind Sie der Einzige, der diese Entscheidung treffen kann.«
»Sie allein können entscheiden, was Sie tun möchten. Natürlich wird Ihre Entscheidung Konsequenzen haben. Aber es bleibt Ihre Entscheidung und damit bestimmen Sie auch, zu welchen Konsequenzen es kommen wird.«
Für manche Manager, Eltern und andere Autoritätspersonen stellt dies eine so radikale Abkehr von ihrem bisherigen Ansatz dar, dass sie zuerst etwas hilflos sind. Wenn Sie diese Methode ausprobieren möchten, sich aber noch etwas unsicher fühlen, sollten Sie sich bereits im Vorfeld ein oder zwei autonomiefördernde Statements zurechtlegen. Sie werden schnell feststellen, dass es Ihnen bald sehr leicht fallen wird, andere in ihrer Autonomie zu bestätigen.
2. Wenn eine Situation schwierig oder unfair ist, sollten Sie das ansprechen. Aber vergessen Sie nicht, die Verantwortung wieder der Zielperson zu übertragen.
Wenn die Zielperson darauf beharrt, dass eine Situation nicht leicht oder fair oder ausgewogen ist und Sie diese Meinung teilen, dann sollten Sie das sagen. Sind Sie anderer Ansicht, sollten Sie zumindest auf die Sichtweise der Zielperson eingehen (»Ich verstehe, dass Ihnen das nicht fair erscheint«). Respektieren Sie stets das Recht des anderen, die Dinge auf seine Weise zu sehen, aber bestehen Sie dennoch darauf, dass er die Verantwortung für sein Handeln übernimmt.
Ich habe einmal mit einer Managerin gearbeitet, die eine Regelung durchsetzen musste, die einer ihrer Mitarbeiter ablehnte. Der Mitarbeiter hatte eine Beschwerde eingereicht, aber die Sache war damit noch nicht beigelegt. Die Managerin erinnertesich daran, was ich ihr über autonomiefördernde Aussagen beigebracht hatte, ging zu dem Mann und sagte: »Ich kann verstehen, warum Sie sich gegen diese Regelung wehren und sie für unfair halten. Das ändert aber nichts daran, dass die Regelung gilt, und Ihre Beschwerde ist auch noch nicht geprüft worden. Was wollen Sie in der Zwischenzeit tun?« Statt ihm vorzuschreiben, wie er sich verhalten sollte, stärkte sie mit ihrer Frage seine Autonomie.
»Nun«, erwiderte der Mitarbeiter, »ich finde nicht, dass ich gezwungen werden sollte, mich an die Regelung zu halten, solange über meine Beschwerde nicht entschieden wurde.«
Ohne Instant Influence hätte sich die Managerin an diesem Punkt wahrscheinlich auf einen Machtkampf eingelassen und darauf bestanden, dass er sich an die Regelung hielt. Stattdessen aber
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