Nicht warten - starten
verantwortlich für ihre Jobs und ich für meinen. Und genau so sollte es auch sein!«
Eine abschließende Einschränkung: Auch wenn es vollkommen in Ordnung ist, solche Gespräche in jeder Stimmungs- oder Gefühlslage zu führen, die Sie als unbefangen und angemessen empfinden, werden Sie scheitern, wenn es Ihnen mehr darauf ankommt zu gewinnen, als darauf, die bestmögliche Lösung zu finden. Der Wunsch, in einem Machtkampf die Oberhand zu behalten, dürfte jedem in einer Machtposition vertraut sein. Ob Sie es als Vorgesetzter mit einem aufgebrachten Mitarbeiter zu tun haben, als Therapeut mit einem unzugänglichen Patienten oder als Elternteil mit einem aufsässigen Teenager, manchmal werden Sie sich einfach wünschen, dass der andere klein beigibt und sagt: »Sie haben/du hast recht. Ich habe mich geirrt und werde es so machen, wie Sie sagen/du sagst.« Und manchmal passiert auch genau das.
Im Falle von Instant Influence jedoch wird der andere üblicherweise mit einer neuen Motivation aus dem Prozess herausgehen, etwas Produktives zu tun, ohne dabei aber notwendigerweiseIhre Sichtweise oder Ihren Beitrag anzuerkennen. Tatsächlich ist der Prozess sogar umso erfolgreicher, je mehr der andere überzeugt ist, dass die Entscheidung – wie auch immer sie aussehen mag – allein seine Idee war und nicht Ihre.
Er
will plötzlich früher ins Büro kommen,
er
will plötzlich seine Berichte pünktlich abliefern,
er
will plötzlich mit den Hausaufgaben fertig sein, bevor im Fernsehen seine Lieblingssendung kommt –
er
will das, und zwar allein aus seinen eigenen Gründen. Gut möglich, dass
er
Sie sogar dafür kritisiert, ihm nicht eher zugehört oder die fantastische Lösung vorenthalten zu haben, auf die er gerade gekommen ist: »Mensch, mir ist gerade etwas klar geworden. Wenn ich meine Hausaufgaben gleich nach der Schule mache, habe ich später mehr Zeit zum Fernsehen. Wenn du so schlau bist, warum hast du mir das dann nie gesagt?«
Manchmal tun die Leute sogar mehr als vereinbart, nur um zu demonstrieren, dass sie in der Sache das Sagen haben. Ich kann schon gar nicht mehr zählen, wie oft ich von Mitarbeitern gehört habe, die Berichte vor dem Termin abgeben, die früher als erwartet zur Arbeit kommen oder ihr Verhalten auf andere Weise so verändert haben, dass sie die Norm sogar übererfüllen. Ich habe in meiner Praxis Patienten erlebt, die sich verpflichteten, eine Woche lang einen Diätplan einzuhalten, nur um mir dann fast schon hämisch zu verkünden, dass sie schon seit einem ganzen Monat Diät hielten. Auch meine Kinder haben des Öfteren ihre Hausaufgaben vor der Zeit erledigt oder ihr Zimmer aufgeräumt, bevor sie daran erinnert werden mussten, um mir das unter die Nase zu reiben und zu betonen, dass sie ja viel verantwortungsbewusster seien, als ich ihnen das je zugestehen würde.
Wenn das passiert, lächle ich nur und sage nichts. In Gedanken aber bedanke ich mich für die Kraft der Autonomie.
3Die sechs Schritte zu Instant Influence
Als Roger die Stelle als Direktor der Personalabteilung eines mittelgroßen Industriebetriebs antrat, übernahm er eine Abteilung voller unzufriedener und demoralisierter Mitarbeiter. Der Führungsstil seines Vorgängers war der eines Diktators gewesen, was zunächst effektiv gewirkt hatte; mit der Zeit aber hatten der Anstieg der Fehlzeiten, eine hohe Personalfluktuation und schlechte Mitarbeiterbewertungen quer durch die ganze Abteilung das Topmanagement alarmiert. Roger brannte darauf, sich der neuen Herausforderung zu stellen, war zugleich aber verständlicherweise besorgt. Roger hatte schon früher mal, während er noch für einen anderen Arbeitgeber tätig war, an einer meiner Trainingssitzungen teilgenommen und aus erster Hand miterlebt, wie wirksam Instant Influence sein kann. Er rief seine neue Abteilung zu einem kurzen Meeting zusammen, bei dem er mehrere autonomiefördernde Aussagen traf:
»Wie die Dinge hier laufen, liegt letztendlich bei Ihnen.«
»Ich werde ein paar neue Methoden einführen, von denen ich ziemlich begeistert bin, aber da Sie damit arbeiten werden, freue ich mich auf Ihr Feedback dazu.«
»Ich weiß, dass die Dinge hier in der Vergangenheit nicht immer so gut gelaufen sind, aber ich hoffe, dass sich das jetzt ändern wird. Können Sie sich vorstellen, diesen neuen Ansatz zwei Wochen lang zu testen und sich dann wieder mit mir zusammenzusetzen und mit mir über Ihre Erfahrungen zu reden?«
Nachdem so der Weg bereitet
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