Nicht warten - starten

neben das Telefon. Als er am nächsten Tag zum Hörer griff, um einen Arzttermin zu vereinbaren, sah er die Nummer und »ehe ich’s mich versah, hatte ich auch schon dort angerufen«, wie er mir später erzählte. Auf gewisse Weise hatte Marcus, indem er sich einredete, er
müsse
seinen Techniker anrufen, selbst seine psychologische Reaktanz erzeugt. Um die Blockade zu überwinden, musste er sich nun selbst in seiner Autonomie bestärken: »Ich muss den Techniker gar nicht anrufen. Ich könnte einfach nur seine Nummer nachschlagen.«
    Durch diesen Erfolg ermutigt, beschloss Marcus, sich den ganzen Prozess hindurch auf kleine Anfangsschritte zu konzentrieren. Nicht darauf, die neue Software zu installieren, sondern sie lediglich erst einmal aus der Packung zu nehmen; nicht darauf, das Handbuch zu lesen, sondern es nur neben den Computer zu legen. Ein ums andere Mal funktionierte der Trick mit den Minischritten. Hatte er erst einmal einen   – wenn auch nur winzigen   – Schritt nach vorn getan, setzte seine natürliche Motivation ein und brachte ihn ans Ziel.
Stellen Sie sich unterschiedliche Möglichkeiten vor, Ihr Problem in Angriff zu nehmen.
Wie in Kapitel 3 gesehen, neigen wir manchmal dazu, an der Frage nach dem Wie hängenzubleiben. Wir gelangen zu der Überzeugung, es gäbe nur einen Weg, unser Ziel zu erreichen, und sehen nur noch die ganzen Hindernisse, die uns davon abhalten.
    Häufig aber gibt es, wie auch Keith und Tracey herausgefunden haben, viele unterschiedliche Wege, ein Problem zu lösen, und manche davon erscheinen ansprechender, gangbareroder schlicht leichter als derjenige, auf den wir uns versteift hatten. Tracey konnte sich nicht vorstellen, Keith auf einem seiner normalen Campingtrips zu begleiten, aber zu einem »Luxus-Outdoorwochenende«, bei dem Keith sie zuerst bekocht und sie hinterher in ein schickes Restaurant ausführt, war sie mehr als bereit. Nicht viel anders erging es einem Kollegen von mir. Der Gedanke, ein paar Wirtschaftsbücher zu lesen, die ich ihm empfohlen hatte, war ihm zuwider. Als ihm aber aufging, dass er sie sich als Hörbücher auf einer langen Autofahrt zu Gemüte führen könnte, begeisterte er sich für die Idee.
    Wenn wir Instant Influence auf andere anwenden, stoßen wir dabei ihre Autonomie ebenso an wie ihre Kreativität, indem wir sie ermutigen, nach eigenen Lösungen für das Problem zu suchen. Denselben Kniff können wir auf uns selbst anwenden. Erkennen Sie die Möglichkeit an, dass es für jedes Problem mehrere unterschiedliche Lösungswege geben kann. Sie können sich auch vornehmen, nach alternativen Lösungen zu suchen, ohne zunächst nach deren Praktikabilität zu fragen. Manchmal kann uns die Beschäftigung mit verrückten, lustigen oder offenkundig undurchführbaren Lösungen einen Weg aufzeigen, der tatsächlich gangbar ist.
Anerkennen Sie die Möglichkeit, dass jedes Problem gelöst werden kann.
Eine negative Einstellung hält uns manchmal nicht nur vom Handeln, sondern auch vom Denken ab. Selbst wenn wir versuchen, uns verschiedene Möglichkeiten zur Lösung eines Problems vorzustellen, kann es passieren, dass wir verzweifeln, wenn wir nach zehn oder fünfzehn Minuten angestrengten Nachdenkens noch keine Antwort gefunden haben. »Es gibt keine Lösung«, sagen wir uns, und unsere Motivation löst sich in Luft auf.
    Aber das muss nicht so sein. Wir können uns darauf verständigen, dass es für jedes Problem eine Lösung geben kann. Vielleicht müssen wir die Grundregeln ändern, das Problem anders definieren, unser Engagement verdoppeln oder unsere Suche nach Ressourcen ausweiten, aber zumindest besteht die Möglichkeit, dass es für das Problem irgendeine Lösung gibt.
Seien Sie offen für Überraschungen!
Einer der größten Vorzüge von Instant Influence besteht darin, dass uns der Prozess so häufig mit neuen Einsichten über uns selbst überrascht (siehe Yvonne). Mehr noch, oftmals entfaltet die Motivation, die wir in uns neu entdecken, eine eigene Dynamik, und ehe wir’s uns versehen, vollbringen wir   – häufig auf gänzlich unerwartete Weise   – höchst erstaunliche Leistungen. »Oha«, sagen Sie dann vielleicht zu sich selbst, »ich hatte keine Ahnung, dass ich das dachte oder dies wollte. Ich hätte nie geglaubt, dass ich eines Tages das tun würde.«
    Unzählige Male schon habe ich den Instant-Influence-Prozess gestartet und dann erlebt, wie die Zielperson vor Erstaunen auflachte, fassungslos den Kopf schüttelte oder in