Nichts Als Ärger
der Besitzer seine KI entsprechend instruiert. Die KI des Apartments konnte so direkt mit dem ankommenden Fahrzeug kommunizieren. Identifikation, Sicherheitsvorkehrungen und Ankunftsprotokolle konnten so ohne das Eingreifen langsamer organischer Wesen geklärt und erledigt und Piegal Shaebs Fahrzeug ohne Verzögerung oder Zwischenfall in die unterirdische Garage vorgelassen werden.
Der Weg des Besuchers, der soeben in einem der zahlreichen Fahrstühle des Gebäudes nach oben schwebte, erwies sich als ebenso glatt und ereignislos wie der seines Wagens. Als er im obersten Stockwerk angekommen war, öffneten sich die Türen, und er gelangte in einen großzügig geschnittenen Wohnbereich, der für das Wissen und den guten Geschmack seines Besitzers stand. Die indirekt beleuchtete, klimatisierte Wand voller kostbarer realer Bücher war Beweis genug für die Vorlieben ihres Eigentümers. Dieser hielt ein leise summendes Glas mit einer goldenen, kühlen Flüssigkeit in einer Hand, schob sich den übergroßen Ärmel seines reich verzierten Silketts hoch und kam herbei, um seinen Gast zu begrüßen.
»Guten Tag, Piegal«, meinte er freundlich.
»Ich wünschte, es wäre so, Shyvil.« Shaeb verließ den Fahrstuhl und stürmte an dem leitenden Situationsanalytiker der Autoritätszentrale von Malandere vorbei in das Wohnzimmer, wo er ungebeten auf einem Sofa Platz nahm, das mit den glänzenden dunkelblauen Fellen mehrerer seltener visarianischer Wildtiere gepolstert war.
Gleichzeitig amüsiert und neugierig setzte sich Theodakris ihm gegenüber in einen Sessel. Zu seiner Rechten und zur Linken des Besuchers waren grüne Flächen und Wasserwege - die auf mathematisch berechnete Weise miteinander verwoben worden waren - durch die vom Boden bis zur Decke reichende transparente Wand zu sehen. Die elegante Landschaft gehörte zu der privaten Parkanlage, die ein mehrstöckiges Wohnhaus von seinem gleichermaßen teuren Zwilling trennte.
»Es tut mir leid, dass Sie keinen guten Tag haben.« Theodakris lächelte aufmunternd. »Meine Wohnung ist sicher. Sie können die Spraymaske also entfernen, wenn Sie möchten.« Er wusste die Besonnenheit seines Gastes, sein Gesicht und somit seine wahre Identität zu verdecken, zu schätzen. Wurde das Bild von Piegal Shaeb von den diversen Sicherheitssensoren des Gebäudes für die Nachwelt aufgezeichnet, dann konnte sich das in der Zukunft möglicherweise als kontraproduktiv erweisen. Beide Männer glaubten fest an präventive Vorsichtsmaßnahmen, die aus verschiedenen Gründen erforderlich waren.
Ungeduldig wie immer schlug Shaeb das Angebot aus. »Danke, aber es geht mir gut. Ich bin schon daran gewöhnt, mit unterschiedlichen Gesichtern herumzulaufen.«
»Sowohl was Ihre Person als auch Ihr Unternehmen angeht.« Theodakris ließ kurz ein Lächeln aufblitzen.
»Es ist etwas Geschäftliches, das mich heute hierherführt«, informierte ihn Shaeb.
Theodakris zuckte leicht mit den Achseln und nippte an seinem Drink. »Ich war auch nicht davon ausgegangen, dass dies ein freundschaftlicher Besuch ist. Nicht zu dieser Uhrzeit. Was kann ich für Sie tun, Piegal?«
Der Meister des Unterhauses von Shaeb griff in eine Tasche und holte eine kleine Sphäre hervor. Dann beugte er sich über den frei schwebenden, aus einem einzigen, blassgrünen Sphenkristall gehauenen Tisch und reichte sie seinem Gastgeber. »Als Erstes möchte ich, dass Sie jemanden für mich identifizieren.«
Theodakris nahm die Sphäre an sich, legte sie in die Mitte des Tisches und murmelte einen codierten Befehl. Daraufhin entstand eine Öffnung im Zentrum der durchsichtigen Scheibe, deren unregelmäßiger Umriss wie ein Mund aussah. Begleitet von einem kaum hörbaren Summen sank die Sphäre hinein.
Nachdem er sich in seinem schicken und äußerst kostspieligen Sessel zurückgelehnt hatte, sah Theodakris seinen Gast an und sagte: »Dafür erwarte ich die übliche ›Beratungsgebühr‹.«
»Ebenso wie die anderen dazugehörigen Gefallen, das war mir klar.« Shaeb saß aufrecht da und sah ganz und gar nicht entspannt aus. Der sonst so kontrollierte Meister des Unterhauses wirkte so gestresst, wie ihn Theodakris noch nie gesehen hatte. Etwas sehr Schwerwiegendes musste geschehen sein. Der Senioranalytiker stellte sein Glas beiseite.
»Da Sie mich nicht aus privaten Gründen aufsuchen, muss ich davon ausgehen, dass diese Identifizierung von höchster Dringlichkeit ist.«
Shaeb nickte. Vor diesem Mann konnte er nichts verbergen,
Weitere Kostenlose Bücher