Nichts Als Ärger
sich gezwungen zu warten, als Sallow Behdul sich duckte und in etwas hineinging, das wie ein uralter visarianischer Koloniehügel wirkte, doch in Wirklichkeit eine kunstvoll getarnte Hygieneeinrichtung war. Der größere Junge ließ sich Zeit, während sein Begleiter unruhig von einem Fuß auf den anderen trat.
»Tut mir leid«, murmelte Behdul entschuldigend, als er endlich wieder auftauchte.
»Vergiss es.« Subar machte sich daran, weiterzugehen. »Solange wir nicht zu spät kommen.«
Er war erleichtert, als er feststellte, dass nur Chaloni und Zezula bereits am vereinbarten Treffpunkt warteten. Chaloni starrte auf den dunkel schimmernden größten See des Parks und beobachtete, wie sich die zinkfarbenen Hantrans gegenseitig über die große Insel jagten, die die dicht bewachsene Mitte des Sees bildete. Zezula hatte die Schuhe ausgezogen und ließ die Füße ins Wasser baumeln, wo die Uoas mit ihren pfeilschnellen, neugierigen Zungen ihre Zehen erkundeten. Subars und Sals Ankunft bedeutete, dass sie noch auf Dirran und Missi warten mussten.
Subar blieb auf Abstand, betrachtete aufmerksam abwechselnd das Wasser und den dahinter verborgenen Gehweg und sprach schließlich Chaloni an, ohne in dessen Richtung zu blicken.
»Du denkst doch nicht, Dirran und Miz Mis haben kalte Füße bekommen und sich vom Acker gemacht, oder?«
Chalonis Gesicht blieb hart. »Guck doch mal nach rechts, du Depp. Unter dem großen Glockenbaum.«
Subar tat, wie ihm geheißen, und musste feststellen, dass Dirran und Missi schon längst da waren. Sie lagen einander in den Armen, halb verknotet unter der festen, durchsichtigen Kuppel, die das einheimische Gewächs bildete, und taten so, als würden sie sich küssen. Oder vielleicht küssten sie sich auch wirklich. Nichtsdestotrotz bedeutete dies, dass Behdul und er diejenigen waren, die zu spät kamen.
»Sal musste pissen«, murmelte er. Das war eine lausige Entschuldigung für die Verspätung, das wusste er genau. Doch ob sie ausreichte, um Chaloni zufriedenzustellen, sollte Subar nie erfahren, denn plötzlich spannten sich dessen Muskeln an. Zezula zog den Fuß aus dem Wasser, ohne dass man ihr ein Wort gesagt hatte. Die sechs Freunde waren nicht länger allein in der kleinen Bucht.
Aus dem Nebel tauchten zwei eigenartige Gestalten auf und liefen den Weg hinunter auf sie zu. Vor Hunderten von Jahren hätten ihre Größe und Gestalt Schrecken und Furcht bei jedem Menschen, der sie zufällig zu Gesicht bekam, ausgelöst. Heutzutage war ihr Erscheinungsbild für Subar und seine Begleiter jedoch ebenso vertraut wie das ihrer Artgenossen.
Das Chitin der älteren Frau war immer noch hell, nahm aber eine leichte Lavendelfärbung an, die bei wolkenverhangenem Himmel aquamarinartig wirkte. Beide verkümmerten Flügelpaare waren entfernt worden, was darauf hindeutete, dass sie sich in der Vergangenheit gepaart hatte. Ihr Begleiter war etwas kleiner und von intensiver Blaufärbung, außerdem verfügte er noch über beide seiner nutzlosen, wenngleich verschönernden Flügelpaare. Sie bewegten sich in schnellem Schritt oder langsamem Lauf auf allen sechs Gliedmaßen vorwärts, wobei sie ihr zweites Paar vorderer Glieder als Beine einsetzten. Beide Echthände wurden nach vorn ausgestreckt und waren am Ellbogen gebeugt. Selbst auf die Entfernung und durch den Nebel konnte man erkennen, dass ihre vier Atemöffnungen gleichmäßig auf ihrem flexiblen B-Thorax pulsierten. Rotumrandete, goldfarbene Augen starrten nach vorn, und zuweilen schnippte einer der zarten Fühler ein wenig Feuchtigkeit fort. Sie konnten natürlich nicht schwitzen. Nicht, dass sie keine Poren besaßen, sie hatten einfach nur keine Haut.
Chaloni war erfreut, dass beide auf ihrem morgendlichen Ausflug nicht nur ihre Thoraxbeutel, sondern auch kleine Rucksäcke bei sich trugen. Die Aussicht auf derart viel Beute war für den Ganganführer, als würde man einem herumstreunenden Hund ein Stück Fleisch hinhalten. Er gab Zezula mit der Hand ein Zeichen und nickte Subar und Sallow Behdul zu, damit sie ihre zugewiesenen Positionen einnahmen. Dirran und Missi, die sich voneinander gelöst hatten, kamen unter dem Glockenbaum hervor.
Während sich die jungen Menschen aufteilten, liefen die beiden Thranx weiterhin auf sie zu; der sie betreffenden gesteigerten Aufmerksamkeit waren sie sich noch gar nicht bewusst. Subar und Sallow Behdul gaben sich unbefangen und gingen auf der linken Seite des Weges in Stellung. Chaloni und Zezula blieben
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