Nichts Als Ärger
augenblicklich, warum sie eigentlich hergekommen waren, und eilte ihr zu Hilfe. Ein dunkler, nicht sehr großer, aber unverkennbarer Fleck breitete sich auf der Ober- und linken Seite ihres Schuhs aus. Mit ihrer gemeinsamen Aktion hatten die beiden Thranx auf Anhieb die Hälfte ihrer Angreifer ausgeschaltet.
Zezula befingerte mit einer Hand ihre gebrochene Nase, aus der das Blut über ihr Gesicht lief, und spuckte rot aus, während sie gleichzeitig versuchte, mit ihrer Betäubungspistole zu zielen. Der männliche Thranx hatte derweil ein Gerät aktiviert, das an seinem Thoraxbeutel angebracht war. Subar erkannte erschrocken, dass an dem Instrument ein winziges, aber deutlich erkennbares hellgelbes Licht aufleuchtete. Er hätte eintausend Kredbarren - die er natürlich nicht besaß - darauf verwettet, dass der Besucher soeben eine Art Alarm oder Kommunikator eingeschaltet hatte. Ein Signal wurde gesendet, und es war zu spät, um deswegen etwas zu unternehmen. Seine Freunde und er waren soeben um den Luxus gebracht worden, sich Zeit lassen zu können.
Der Mann ergriff erneut die Initiative und stürzte sich auf Zezula. Sie wog zwar mehr als er, doch der Größenunterschied zwischen ihnen war weitaus geringer als der zwischen Chaloni und der Frau, die mit allen vier Klauen ihrer vierfingrigen Hände auf ihn losging. Das Mädchen versuchte, die Betäubungspistole in ihrer Hand zu benutzen und den Thranx gleichzeitig mit der anderen Hand abzuwehren, doch der Besucher schlug wie besessen zu. Eine schlagende Echthand hätte Zezula die Waffe nicht entreißen können. Möglicherweise hätte sie diese auch bei einem Treffer durch eine Fußhand nicht verloren. Doch vier hartschalige Gliedmaßen trafen gleichzeitig auf ihren rechten Unterarm und betäubten Nerven wie Muskeln, woraufhin die illegal erworbene Waffe durch die Luft flog.
Der fluchende Chaloni erholte sich gerade von der Überraschung durch den Gegenangriff. Er hatte die Frau mit beiden Händen am Hals gepackt, sie hochgehoben und drückte nun fest zu. Es war egal, dass das feste Chitin unter seinem starken Griff nicht nachgab, da die Luft, die durch ihre Kehle drang, ohnehin nur zum Sprechen genutzt wurde. Ein erfahrener Kämpfer hätte sein Hemd ausgezogen und versucht, es um ihren Thorax zu wickeln, um so ihre Atemöffnungen zu bedecken und sie zu ersticken. Da er zuvor noch nie gegen einen Thranx gekämpft hatte, griff der Ganganführer jedoch instinktiv auf die Techniken zurück, die er schon im Kampf gegen Menschen erfolgreich eingesetzt hatte. Im Gegensatz zu ihm und seinen erbitterten, aber improvisierten Bemühungen war die Frau jedoch erwachsen - und eine geübtere Kämpferin.
Als Chaloni sie festhielt, trat sie mit allen vier Vorderfüßen um sich und traf den Ganganführer direkt auf den Solarplexus. Seine Augen traten aus ihren Höhlen - eine in diesem Fall durchaus zutreffende Beschreibung -, und die Luft entwich aus seinen Lungen, dann ließ er sie los und umfasste seinen Oberkörper mit beiden Armen. Sie sammelte sich kurz und sprang dann erneut auf ihn zu, nur um mit aller Wucht und allen sechs Füßen direkt auf seinem Körper zu landen. Obwohl er schwerer und stärker war als sie, hatte Chaloni weitaus mehr Probleme, die acht um sich tretenden, stoßenden und schlagenden Gliedmaßen abzuwehren, während er auf dem Rücken lag und mühsam nach Luft schnappte, als er je für möglich gehalten hätte.
All dies trug sich in weniger als einer Minute zu. Als sich Sallow Behdul und Subar endlich von dem anfänglichen Schock erholt hatten, stürzten auch sie sich in den Kampf. Behdul eilte Chaloni zu Hilfe und schlang seine beiden langen Arme um den Bauch der Frau, um sie von ihm herunterzuziehen. Sie hielt sich jedoch mit ihren Echt- und Fußhänden sowie dem vorderen Fußpaar an dem niedergestreckten, zerkratzten und zusammengeschlagenen Ganganführer fest und trat mit dem hinteren Fußpaar nach Behdul. Dessen Griff konnte sie sich zwar nicht entziehen, da sie dafür nicht stark genug war, doch ihre wilden Tritte in seine mittleren und verletzlicheren unteren Körperpartien verhinderten, dass er sich ganz auf die Befreiung seines Mentors konzentrieren konnte.
Subar war indessen Zezula zu Hilfe geeilt. Da er sah, dass es Behdul nicht gelang, Chalonis Angreiferin zur Seite zu ziehen, stellte sich der Jüngere gleich seitlich von Zezulas Gegner auf und trat nach ihm. Außerdem stach er mit seinem Messer zu. Mehrere Schnitte damit, mit denen er die
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