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Nichts als Erlösung

Nichts als Erlösung

Titel: Nichts als Erlösung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Klönne
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Scheidung.«
    »Eltern«, echot Böhm und starrt ins Leere.
    »Hans und Johanna Vollenweider haben Sie gequält. Sie haben Sie in einen Keller gesperrt, und wer weiß, was sie noch alles mit Ihnen anstellten, um Sie gefügig zu machen. Sie und die anderen Jungen im Kinderheim Frohsinn. Sie haben Ihnen nicht einmal Namen zugestanden, nur Nummern, sie haben in Ihnen nur unnütze Esser und billige Arbeitskräfte gesehen, den Abschaum der Gesellschaft.«
    »Sie wissen doch gar nicht, wovon Sie reden.«
    »Dann helfen Sie mir. Erzählen Sie mir, wie es war. Helfen Sie mir, den Mörder zu finden, bevor es noch weitere Opfer gibt.«
    Böhm schüttelt den Kopf. »Ich weiß nicht, wer dieser Wahnsinnige ist.«
    »Er hat vor einer Woche Jonas Vollenweider erschossen. Den Sohn Ihrer Heimeltern. Und wahrscheinlich hat er auch Miriam Vollenweider getötet.«
    »Jonas und Miriam.«
    »Die kannten Sie doch sicher. Mochten Sie sie?«
    »Das waren doch Kleinkinder damals, viel jünger als ich.«
    »Kleinkinder, die Eltern hatten. Und Namen.«
    Böhm zuckt die Schultern. »Leicht hatten die beiden es wohl trotzdem nicht.«
    Miriam und Kurt Böhm, überlegt Manni. War Böhm damals ihr heimlicher Liebhaber, ist das eine Möglichkeit? Er lässt sich scheiden, begegnet ihr wieder, die nun kein Kleinkind mehr ist, sondern ein hübscher Schwan. Man knüpft an die gemeinsamen Erinnerungen an. Vielleicht hat er sie auch nur benutzt, ihr Vertrauen erschlichen, um seinen Racheplan durchzuziehen.
    »Der Mörder von Jonas Vollenweider hat vor wenigen Tagen im Steiner Wald versucht, Ihren Freund Eric Sievert zu erschießen«, sagt die Krieger leise. »Und er bedroht Sieverts Familie.«
    Böhm zuckt aus seiner Lähmung und starrt sie an. »Jan und Julia? Sabine? Aber warum?«
    »Vielleicht ist ihm Eric in die Quere gekommen. Vielleicht mag er auch keine glücklichen Familien. Vielleicht wird er Sie bald auch noch bedrohen.«
    Böhm beginnt zu schwitzen. Wahre Schweißbäche rinnen ihm übers Gesicht.
    »Helfen Sie uns«, setzt die Krieger nach. »Bitte. Erinnern Sie sich. Gab es im Heim einen Jungen, der besonders zu leiden hatte? Gibt es irgendjemanden dort außer Ihnen, der einen Bezug zu Darmstadt hat?«
    Böhm wirkt noch immer, als betrachte er etwas in sehr weiter Ferne und finde nur mühsam einen Weg zurück. Doch dann gibt er sich einen Ruck und sieht Judith Krieger zum ersten Mal direkt in die Augen.
    »Wissen Sie, was am schlimmsten war?«, fragt er sehr sachlich. »Die Eiscreme, die es sonntags gab.«
    »Die Eiscreme?«
    »Es gab immer nur zwei Sorten. Vanille und Schokolade. Eigentlich schmeckten beide vor allem süß. Aber wir liebten dieses Eis, wir wollten es unbedingt haben. Wer in der Woche brav war, dürfe eine Sorte wählen, und wer ganz besonders brav war, bekäme sogar zwei Kugeln, versprachen sie uns. Und wir hofften, hofften, jeden Sonntag aufs Neue. Dass wir nicht nur Prügel und kalte Abreibungen verdient hätten, sondern einen Nachtisch. Doch in Wirklichkeit wurde das Eis vollkommen willkürlich zugeteilt. Nur die Spitzel, also die Jungen, die so tief gesunken waren, dass sie andere denunzierten, die bekamen immer eine doppelte Portion.«
    »Und Sie glauben, wegen der Eiscreme …?«
    Böhm schüttelt den Kopf. »Ich erzähle Ihnen das, damit Sie verstehen, warum ich bis jetzt geschwiegen habe. Ich habe mir damals nämlich geschworen, niemals jemanden zu denunzieren.«
    Stille senkt sich über den Raum, die Luft scheint noch wärmer zu werden, irgendwo weit entfernt tickt eine Uhr.
    »Die 417«, sagt Böhm leise. »Der Rudi. Den habe ich Anfang der 80er tatsächlich mal hier in Darmstadt getroffen, zufällig, mitten auf dem Luisenplatz, als ich gerade von einer Vorlesung kam.«
    Die 417. Der Rudi. Ist das der Täter, oder werden sie hier gerade Zeuge eines Schauspiels?
    Böhm räuspert sich. »M 417 hat der Vollenweider den immer gerufen, um ihn bloßzustellen. M wie Mamakind. Weil es wohl in den ersten Jahren irgendein Drama um Rudis Mutter gab. Aber genau weiß ich das nicht, das war vor meiner Zeit, und wir hatten auch im Heim kaum etwas miteinander zu tun. Er war ein paar Jahre älter, gehörte zu einer anderen Gruppe, schlief in einem anderen Schlafsaal.«
    »Hat dieser Rudi auch einen Nachnamen?«, fragt Judith Krieger.
    »Natürlich«, antwortet Böhm. »Aber den weiß ich nicht. Wir hatten, wie gesagt, nicht viel miteinander zu tun, und ich habe ihn hier auch nur ein einziges Mal getroffen. Er wohnte nicht mal in

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