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Nichts als Erlösung

Nichts als Erlösung

Titel: Nichts als Erlösung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Klönne
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Schmiedel bricht ab, knallt ihr Sektglas auf den Tisch.
    »Die beiden waren kein Paar mehr, als das Verbrechen geschah, meinen Sie?«
    Sie leert ihr Glas in einem langen Zug, schenkt sich nach. »Sie hatte ein paar Tage vorher mit ihm Schluss gemacht. Deshalb war er ja an den Gardasee gefahren, statt mit ihr Geburtstag zu feiern.«
    »Aber warum hat er das nicht ausgesagt?«
    Sie seufzt. »Weil er Angst hatte, sich in Schwierigkeiten zu bringen. Weil er feige war. Aber damals habe ich das natürlich noch nicht gesehen. Damals war er für mich der unerreichbar tolle Freund meiner wunderschönen Freundin Miriam, die mich trotz ihrer Schönheit brauchte, weil sie noch schüchterner war als ich. Völlig verschüchtert, die stand total unter der Knute ihres Vaters, nichts durfte sie, nichts traute sie sich. Und ich war das nette Pummelchen, bei dem sie aufblühte, was ich, doof, wie ich war, für echte Zuneigung hielt. Na ja, vielleicht war es das sogar, das werde ich wohl niemals erfahren. Damals habe ich das jedenfalls geglaubt, ich dachte ja sogar, Felix würde mich mögen. Also hab ich den beiden geholfen, sich zu treffen, ohne dass Miriams Eltern es merkten.« Roswitha fegt den KURIER von ihrem Schoß. »Den Anstand hat Felix immerhin, nicht laut zu sagen, dass er mich nie geliebt, sondern immer nur ausgenutzt hat, und Sie, junger Mann, versprechen mir, dass Sie das niemals schreiben.«
    »Natürlich, ja. Mein Ehrenwort.«
    Sie mustert ihn prüfend. Nickt.
    »Ich verstehe aber noch nicht, warum Felix nicht einfach aussagte, dass Miriam sich von ihm getrennt hatte, er war doch am Gardasee, kam also nicht als Täter infrage. Und wieso überhaupt gab Miriam ihm den Laufpass, wenn sie doch so schüchtern war, wie Sie sie beschreiben?«
    Roswitha lächelt. »Sie sind clever, Herr Zobel, aber das wissen Sie sicher.«
    Jetzt wird er wahrhaftig schon wieder rot. Er habe Welpencharme, hat mal eine Sekretärin über ihn gesagt, aber gut, damit kann er leben, denn sein Hirn funktioniert trotzdem ganz ausgezeichnet, und gerade läuft es auf Hochtouren, sortiert und gewichtet die neuen Fakten, so rasant, dass es beinahe unheimlich ist.
    »Sie hatte einen anderen, die ganz große Liebe, einen Psychologieprofessor«, sagt Roswitha, die sich nun offenbar entschlossen hat, reinen Tisch zu machen. »Martin Scholzen. Nach den Semesterferien wollte Miriam den ihren Eltern vorstellen und endlich ausziehen, bis dahin wollte ihr Prof. die Trennung von seiner Frau über die Bühne bringen, diskret und in Würde.« Sie verdreht die Augen.
    »Und Felix?«
    »Er hat herausgefunden, was lief, bevor Miri den Mumm hatte, es ihm zu gestehen. Ihr Prof hatte ihr eine Halskette geschenkt, wunderschön, ganz schlicht, ein goldenes Herz. Sie war immer sehr vorsichtig, hat diese Kette nur heimlich getragen, nachts allein in ihrem Zimmer oder an der Uni oder wenn sie bei mir war, aber einmal hat Felix sie überraschend in der Uni abgeholt, und da kam es dann raus.«
    Ein abservierter Liebhaber, der seit 20 Jahren lügt, seine Exgattin, die ihn deckt, und ein Professor, der durchaus auch als Täter infrage kommen kann, von dem aber bis zum heutigen Tag offenbar niemand etwas wusste. Das ist der Hammer, ein echter Knaller, ein Wahnsinns-Aufmacher, eine Megastory. Aber warum hat Felix gelogen, er hatte doch ein Alibi, und warum die Hochzeit mit Roswitha?
    »Er war da«, sagt Roswitha leise, als hätte er diese Frage laut gestellt. »Die Nacht, als es geschah, war doch Miriams 21. Geburtstag. Felix war die ganze Strecke vom Gardasee hochgefahren, um sie zu überraschen. Das war seine Art, um sie zu kämpfen. Er hatte wirklich gehofft, er könne sie so beeindrucken und umstimmen.«
    »Und dann?«
    »Er hatte ewig im Stau gestanden und kam erst sehr spät in Hürth an, kurz vor Mitternacht. Das Haus der Vollenweiders war schon dunkel, alles war still. Felix schlich in den Garten und warf Steinchen an Miriams Fenster. Keine Reaktion, sooft er es auch versuchte. Schließlich fuhr er zu mir weiter, weckte mich, wollte wissen, ob Miri bei mir war oder bei ihrem Prof. Er war fix und fertig, er heulte sogar, aber alles, was ich ihm sagen konnte, war, dass Miri mit ihren Eltern und ihrem Bruder hatte feiern wollen und wahrscheinlich längst schlief, und dann hat er gesagt, verrat mich bloß nicht, sonst mach ich mich völlig lächerlich, und ist wieder an den Gardasee gefahren.«
    Und ist wieder an den Gardasee gefahren. René Zobel starrt sie an. Gerade noch hat er

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