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Nichts als Knochen

Nichts als Knochen

Titel: Nichts als Knochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felizitas Carmann
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Holzkeile, die den Deckel verschlossen, und hob ihn dann langsam an.
    Die Augen, die schon seit geraumer Zeit zwischen den Blättern eines Strauchs am Ufer hindurchlugten, verengten sich zu schmalen Schlitzen, und die Blätter raschelten leise, als die Zweige ein wenig auseinander geschoben wurden.
    »Du hast was zu Bülent gesagt?!«
    Tobias brüllte sie durchs Telefon an, als habe sie komplett den Verstand verloren. Andrea wiederholte, was sie am vorigen Abend zu Bülent gesagt hatte, nachdem sie ihn wieder in derselben Diskothek gefunden hatte.
    »Scheiße«, flüsterte Tobias, »verdammte Scheiße!«
    »Bitte, reg dich doch nicht so auf, Tobias. Du hast doch gar nichts damit zu tun.«
    »Ich hab nichts damit zu tun?«, brüllte er. »Sag mal, bist du wirklich so naiv oder tust du nur so?«
    Andrea schwieg betroffen. Sekundenlang hörte sie ihn am anderen Ende der Leitung schwer atmen. Dann sagte er mit ruhigerer Stimme: »Okay, hör zu. Wir müssen weg, verstehst du? Sofort!«
    »Aber was soll das heißen: sofort?«
    »Sofort heißt sofort, verdammt noch mal! Ist das so schwer zu verstehen? Pack ein paar Sachen zusammen, und nimm deine Papiere mit. Kann sein, dass wir für eine Weile ins Ausland müssen. Ich bin in einer Stunde bei dir und hole dich ab.«
    Andrea starrte fassungslos auf den Hörer in ihrer Hand, dann erst registrierte sie das Tuten, das aus dem Lautsprecher kam. Trotzdem hielt sie den Hörer noch mal ans Ohr und fragte unsicher: »Tobias?«
    Das Klingeln an ihrer Wohnungstür holte sie in die Wirklichkeit zurück. Entschlossen legte sie auf, ging zur Tür und öffnete. Überrascht starrte sie ihren Besucher an.
    Eine Stunde später parkte Tobias seinen alten Golf mit fahrigen Bewegungen in eine viel zu enge Parklücke ein. Er warf noch einen Blick auf sein Gepäck, das er kurzerhand auf den Rücksitz geworfen hatte, schloss das Auto ab und bewegte sich im Laufschritt auf den Altbau zu.
    Als er vor der Haustür stand, verließ gerade der Mann aus dem Erdgeschoss das Haus, und Tobias schlüpfte in den Flur. Immer zwei Stufen auf einmal nehmend, rannte er hoch in den dritten Stock und betätigte die Klingel neben Andreas Wohnungstür. Er wartete einen Augenblick, dann klopfte er kräftig mit der Faust an die Tür und wartete erneut. Als sich niemand rührte, tastete er mit fahrigen Fingern auf dem Podest unter dem Oberlicht entlang, bis er den Schlüssel gefunden hatte. Während er mit zitternden Fingern versuchte, den Schlüssel ins Türschloss zu stecken, ging die Flurbeleuchtung aus. Hektisch fingerte er weiter im Dunkeln herum, bis der Schlüssel im Schloss war. Angst saß ihm im Genick.
    »Bitte, bitte, lass es ihr gut gehen!«, murmelte er leise und tat noch einen zitternden Atemzug, bevor er die Wohnung betrat und die Tür hinter sich schloss.

Neuer Fall?
    R ebecca betrat schlecht gelaunt das Büro und registrierte mit einigem Missfallen, dass Karsten Gottschalck auf ihrem Platz saß und ihren Mitarbeitern offensichtlich gerade etwas mitgeteilt hatte. Während sie ihre Jacke am Garderobenständer aufhängte, schickte sie einen ungehaltenen Seitenblick in seine Richtung. Dann warf sie ein beiläufiges »Morgen« in die Runde und ging zu ihrem Schreibtisch. Sie wühlte in der obersten Schreibtischschublade, bis sie ihren Kaffeebecher zutage förderte, und wandte sich mit ungehaltenem Tonfall an Karsten, der immer noch ihren Schreibtischstuhl besetzt hielt: »Darf ich mir erst noch einen Kaffee holen, bevor es losgeht?« Karsten nickte huldvoll und beobachtete amüsiert, wie sie wütend zur Kaffeemaschine stapfte, um sich einen Becher voll einzugießen. Als sie wieder zurückkam, erhob er sich, ließ sein breitestes Lächeln sehen und antwortete: »Sie dürfen sich sogar auf Ihren Stuhl setzen.«
    Nach eineinhalb Jahren als ihr Chef wusste er, dass Rebecca morgens mit Vorsicht zu genießen und vor ihrem ersten Kaffee zu rein gar nichts zu gebrauchen war. Während er an die Fensterbank gelehnt wartete, bis sie ansprechbar war, bemerkte er aus dem Augenwinkel, wie blass ihr Gesicht aussah. Mit einem kurzen Seitenblick registrierte er die tiefen Ringe unter ihren Augen. Seine Ratschläge vom Freitag schienen keine weitreichende Wirkung erzielt zu haben.
    Rebecca trank vorsichtig ein paar Schlucke von dem heißen Kaffee und hob schließlich ergeben seufzend den Blick.
    »Also los, Karsten. Bringen wir es hinter uns. Was gibt es am frühen Morgen Wichtiges zu verkünden?«
    »Nur das, was ich Ihnen

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