Nichts als Knochen
worden. Der Abt hat es mir eben erzählt. Und dann auch noch das Asthma und diese üble Grippe, die er schon seit Tagen mit sich herumschleppt. Er muss sich unbedingt mal ein paar Tage schonen und am besten das Bett hüten. Andreas! Los jetzt, mach die Augen auf!«
Mühsam öffnete Andreas die Augen und sah in das erwartungsvolle Gesicht von Bruder Lukas.
»Was ist passiert?«, fragte er leise.
»Du bist ohnmächtig geworden, und Bruder Giordano hat dich gefunden.«
Andreas' Augen öffneten sich weiter und wanderten nach oben, bis das fassungslos erstarrte Gesicht von Dario in sein Blickfeld gelangte. Er zwang sich zu einem Lächeln und nickte Dario zu.
»Da hab ich wohl einen aufmerksamen Schutzengel. Danke, Bruder Giordano.«
»Na, dann mal los«, ließ Bruder Lukas sich wieder vernehmen, »kannst du aufstehen?«
»Ich denke schon.«
Er ließ sich von seinen beiden Mitbrüdern auf die Beine ziehen und schwankte noch einen Augenblick, bevor ihn die kräftigen Arme von Bruder Lukas und Dario in einer aufrechten Position stabilisierten. Vorsichtig gingen sie los.
»Wir werden dich jetzt in deine Zelle bringen, und du wirst dich hinlegen und versuchen zu schlafen. Nach der Komplet werde ich Bruder Valentin bei dir vorbeischicken, damit er dir ein paar seiner berüchtigten Tränke verabreicht. Dein Husten wird immer schlimmer, und wenn mich nicht alles täuscht, hast du Fieber. Du solltest dich endlich mal auskurieren!«
»Zu Befehl.« Andreas lächelte schwach und ließ sich widerstandslos abführen.
Flüchtig
R ebecca gähnte und sah auf die Uhr. Gleich neun, und ihr Magen knurrte vernehmlich. Sie stand auf und streckte sich. Dann versuchte sie mit kreisenden Bewegungen des Kopfes, die verspannte Nackenmuskulatur zu lockern. Christina kam herüber, fasste sie an den Schultern und drückte sie auf den Stuhl zurück.
»Setz dich«, befahl sie, »ich werde dich massieren.«
Rebecca ließ sich seufzend auf ihren Stuhl fallen und brummte zufrieden, als Christinas kräftige Finger die harten Muskeln ihres Nackens bearbeiteten.
»Das tut gut«, murmelte sie, »wo hast du das gelernt?«
»Oh, ich war vor drei Wochen mit Martin auf so einem Partnerschaftsmassage-Wochenende. Da lernt man so was.«
»Mmh, ganz offensichtlich. Bei dem Wort Partnerschaftsmassage-Wochenende drängt sich mir der Verdacht auf, dass deine Eroberungstour bei Martin endlich erfolgreich war?«
»Fast.« Christina grinste in sich hinein. »Er ziert sich noch ein bisschen, aber im Grunde hängt er fest wie die Fliege im Spinnennetz.«
»Gratuliere. Steter Tropfen höhlt also doch den Stein. Vielleicht solltest du ihn dann heute Abend nicht zu lange allein lassen. Eine junge Liebe ist schließlich ein sehr empfindliches Pflänzchen und will gepflegt werden.«
Christina seufzte und ließ von Rebeccas Nacken ab.
»Ich wollte eigentlich noch warten, bis der Computer endlich mit dem Vergleich der Fingerabdrücke fertig ist.«
»Das wird wahrscheinlich sowieso noch dauern.«
»Na gut. Was können wir jetzt sonst noch Sinnvolles machen?«
»Lass mal überlegen.« Rebecca dehnte sich noch einmal und griff nach dem Adressbuch, das immer noch vor ihr lag.
»Wir haben die bisherigen Ergebnisse in einem ausführlichen Bericht festgehalten. Der Computer ist damit beschäftigt, die Fingerabdrücke des männlichen Opfers mit der Täterdatei zu vergleichen. In der Vermisstendatei sind wir nicht fündig geworden, und Fotos der Leiche wurden an die Presse weitergeleitet. Wir haben die Adressen aus dem Adressbuch von Frau Walterscheidt gesichtet und postalisch geordnet, und dank Thomas' Anruf wissen wir, dass unser Hauptinteresse einem Mann namens Tobias und einem Mann namens Jan Zander gilt.«
»Ja, und jemand mit Vornamen Tobias ist in dem Adressbuch nicht zu finden. Bleibt also als wichtigste Person im Moment Jan Zander. Wo wohnt der noch gleich?«
»Ganz in der Nähe, in der Siegesstraße.« Rebecca warf noch mal einen Blick in das Adressbuch und nickte bestätigend.
»Siegesstraße? Ist das nicht da, wo Lommi ist?«
»Ja, stimmt.«
»Na prächtig!« Christina strahlte. »Dann lass uns doch mal nachsehen, ob Herr Zander zu Hause ist. Wenn ja, wird er uns sicher ein paar Fragen beantworten, und danach gehen wir zu Lommi ein paar Bier trinken und ein Riesenkotelett essen. Ich sterbe vor Hunger.«
Rebecca grinste Christina an und musste sich eingestehen, dass sie den Vorschlag ziemlich verlockend fand.
»Kann mir vielleicht mal jemand
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