Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nichts für Anfänger - Roman

Nichts für Anfänger - Roman

Titel: Nichts für Anfänger - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Maher
Vom Netzwerk:
kleinen Hündchen mehr sind, sondern echte lebendige Kinder mit ihren eigenen Mams und Dads oder werdende Männer mit Sorgen und Ängsten in ihren Herzen, genau wie er. Stattdessen schluchzt er und hält sich fest. Und Vater Jason streichelt und klopft und sagt: Schon gut, schon gut.
    Keiner von uns schläft in dieser Nacht. Und O’Culigeen verbringt gezwungenermaßen die letzten dunklen Stunden allein in dem kaputten Toblerone-Zelt. Am nächsten Morgen übernimmt Vater Jason die gesamte Fahrt und setzt jeden von uns nacheinander zu Hause ab, ohne ein Wort zu sagen. O’Culigeen sagt auch nichts. Er verbringt die ganze Fahrt auf dem Beifahrersitz mit den Händen auf den Knien und schmollt wie ein Baby. Offensichtlich hat er im Toblerone-Zelt Zeit gehabt, alles zu überdenken und sich zusammenzureißen und das Schluchzen und den traurigen O’Culigeen weit, weit hinter sich zu lassen. Denn als ich an der Reihe bin auszusteigen, dreht er sich einfach auf seinem Sitz um und wirft den Kopf zur offenen Schiebetür nach hinten, und gerade, als ich an ihm vorbei auf den Gehweg in die Freiheit rutsche, zischt und spuckt er im fiesesten und geisteskränksten Tonfall wie John Wayne hoch eine Million: Ich bring dich um!
    Fiona holt uns an der Euston Station ab. Mittlerweile sind wir nicht mehr so übermütig. Wir sind wie Buck Rogers in der ersten Folge, wo er aus dem Space-Schlaf erwacht und die gesamte Sendung versucht, damit klarzukommen, dass er fünfhundert Jahre in die Zukunft gereist ist und jetzt alle im Body zur Arbeit gehen und kleine Metallzwerghelfer haben, die eigentlich gar keine Hilfe sind, außer dass sie mit dir reden und biddy-biddy-biddy machen. Oder zumindest ist Saidhbh Buck Rogers und ich bin der kleine Metallzwerg, der neben ihr hertrottet, während wir beide mit neuem Staunen die Welt um uns herum betrachten.
    London ist riesig. Auf der Zugfahrt von Holyhead hier runter denken wir, dass England Irland ziemlich ähnlich ist, überall grüne Felder und Mauern und Häuser und ab und an ein überdimensionales Schornsteingebilde, damit man weiß, wo die Fabriken und die Stromkraftwerke sind. Das ändert sich erst in der letzten Stunde, als wir uns London immer weiter nähern. Von jetzt an werden die Stimmen der Iren leiser und leiser, obwohl es immer noch die gleichen Rudel sind, die immer noch an ihren Bierdosen nuckeln und weniger und weniger quatschen, bis sie irgendwann ganz verstummen. Aber das völlig Verrückte daran ist, dass die irischen Stimmen proportional dazu leiser werden, wie die englischen Stimmen lauter und lauter werden.
    Das ist vor allem verrückt, wenn man noch nie im Leben so viele englische Stimmen zusammen und aus der Nähe gehört hat. Weil, hauptsächlich kennst du den Klang aus der Glotze, von alten englischen Detektivserien oder The Good Life oder den Moderatoren von Blue Peter, die immer alles so deutlich aussprechen, vor allem die Gs im Wort. Aber wenn du noch nie mehr als eine Handvoll wirklich echte Engländer in Person gesehen hast, nur solche, die sich an einem brüllend heißen Tag in West Cork aus dem Wohnmobilfenster lehnen, um nach dem Weg zu fragen, dann kann es dir im wahrsten Sinne des Wortes die Sprache verschlagen.
    Weil so aus der Nähe in diesem Zugabteil, mit haufenweise Engländern um dich herum, in Schwarz, Weiß, Braun und Gelb, so eng beieinander, und mit jeder Station werden es mehr und mehr, weil wir London immer näher und näher kommen, da ist es, als hätte jemand deinen Kopf in eine riesengroße, laute Stimmkonserve gesteckt, eine, die gleichzeitig auf Turbowechsel und Megabass steht und aus der dieses ganze ohrenbetäubende Geplapper dröhnt, das sich anhört, als würde jeder permanent seine Zähne zeigen und alle Th wären plötzlich zu F mutiert, free hundred and firty-free and a firt, und alle klingen wie in der After-Eight-Werbung und als würden sie den Arsch zusammenkneifen, ohne dass es jemand merken darf.
    Deshalb werden die Iren still. Das ist wie bei Die Körperfresser kommen. Niemand soll wissen, dass du nicht der gleichen Spezies angehörst oder dass, wenn du den Mund aufmachen würdest, nicht free hundred and firty-free rauskommen würde. Denn stattdessen würdest du tief Luft holen und dich binnen Sekunden mit deinen ganzen beinharten Ts verraten, Tree hundred and tirty-tree and a tird. Sie würden sich mit ihren toten Alienfratzen auf dich stürzen und ihre hungrigen, fleischfressenden Zähne zeigen, und während sie dich in Stücke

Weitere Kostenlose Bücher