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Nichts für Anfänger - Roman

Nichts für Anfänger - Roman

Titel: Nichts für Anfänger - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Maher
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alle in unseren Unterhosen im Fluss schwimmen gehen, um uns abzukühlen, alle zusammen, nur um ihn in einen Zustand jungshungrigen Fingerleckens zu bekommen. Aber ich weiche nicht von Vater Jasons Seite. Ich bin ja nicht blöd. Nach dem Schwimmen stelle ich mich am Flussufer sogar hinter Vater Jason. Und während er damit beschäftigt ist, sich ein paar trockene Socken die feuchten Beine hochzuziehen, werfe ich O’Culigeen einen hollywoodreifen Blick zu und greife mir ans Handtuch, als könnte ich es jeden Moment fallen lassen, wer weiß.
    Natürlich wird O’Culigeen von Minute zu Minute rattiger, als hätte er Tollwut und schon Schaum vorm Mund und weiß nicht, wohin mit sich. Sein Verlangen macht ihn unvorsichtig, und er fängt irgendwie an, Vater Jason sein wahres Ich zu zeigen. Zum Beispiel hetzt er uns durch diesen beknackten Orientierungslauf, den er und Vater Jason sich nach dem Mittagessen ausgedacht haben. Das Gleiche passiert beim Abendessen – wieder Baked Beans, nur diesmal mit verbrannten Würstchen. Als Vater Jason einen neuen Gesangsabend vorschlägt, bremst er ihn rigoros aus und sagt, er hat von dem teuflischen Alkohol noch immer Kopfschmerzen und geht lieber mit den Jungs »in die Heia«. Vater Jason ist trotzdem ein ziemliches Schlitzohr und macht O’Culigeen wieder einen Strich durch die Rechnung, indem er mit einer gebrochenen Stange in der Hand in unser Zelt gepoltert kommt und sagt, auf in England hergestellte Zelte sei einfach kein Verlass und dass er ein irisches hätte kaufen sollen und dass er schon wieder bei uns sein Lager aufschlagen muss!
    Keiner schläft. Alle tun auf ihre Weise so, außer Hennessy, der wirklich total platt ist und fast ein bisschen weinerlich schnarcht, als würde er träumen, dass jemand seine Mam eine fette Kuh nennt. Wir anderen liegen alle da und halten die Augen in der Dunkelheit fest geschlossen und horchen, wie das Gras hinter uns im Brennnesselbusch raschelt und manchmal in der Ferne ein Auto vorbeifährt und wie weit, weit weg das Brummen vom Leben in Dublin mutig hoch in die Three-Rock-Luft weht.
    Es dauert eine Ewigkeit, aber nach einer Stunde nehme ich endlich all meinen Mut zusammen. Ich fange an, O’Culigeens Bein wie verrückt zu reiben. Als hätte er sich plötzlich in Saidhbh verwandelt und ich würde versuchen, mir meinen Weg in ihre Muschi zu bahnen. Ich reibe so laut, dass man es im ganzen Zelt hört, das Wipp-wopp-Geräusch von zwei Schlafsäcken, die aufeinandertreffen. Rauf und runter und rauf und runter. Ich spüre die kleinen Schauer von O’Culigeens Körper. Er schnappt nach Luft, und alle zwanzig Sekunden hört man ein leises, leichtes Wimmern, so wie Hennessy im Schlaf. Ich merke auch, dass er sich in die eigene Hand beißt, die ganze, fleischige Daumenseite steckt tief und fest in seinem Mund. Ich kann hören, wie er bei jedem tieferen Schenkelrieb mit einem »Ssss« ausatmet. Ich reibe wie verrückt, sodass es fast schon peinlich laut ist, und gerade, als ich darauf warte, dass einer der Jungs oder Vater Jason selbst fragen, was zum Teufel hier vor sich geht, weil die Situation einfach total unangenehm ist, höre ich plötzlich auf. Einfach so. Ich knie mich in meinem Schlafsack hin, und mein dunkelblauer Schlafanzug von Dunnes Stores schlackert lose um mich herum wie bei dem mexikanischen Hausmädchen in Zoff in Beverly Hills, und dann gehe ich geradewegs zur Tür raus, als würde ich pinkeln gehen oder einen langen, romantischen Spaziergang im Mondlicht machen.
    Natürlich rennt Vater O’Culigeen mir direkt mit dem durchgeknalltesten Grinsen hinterher, das sich jemals über die verrückte Fresse eines menschlichen Wesens gezogen hat. Er hat seinen Pimmel schon rausgeholt, als Vater Jason ihn rugbymäßig packt und auf den Boden wirft. Er bekommt von Vater Jason einen einzigen Schlag gegen den Kopf, doch statt die Beherrschung zu verlieren und O’Culigeen zu Brei zu verarbeiten, schließt er ihn fest in eine bärenartige Umarmung und sagt ihm, dass es vorbei ist und dass er jetzt in Sicherheit ist und er sich nicht mehr wehren muss. Keine Versteckspiele mehr, sagt er. Es ist vorbei. Du bist gerettet.
    O’Culigeen bricht in Tränen aus und lässt seinen schmerzenden, geschlagenen Kopf an Vater Jasons Schulter sinken. Er jammert ziemlich lange und vergräbt sich dort eine Ewigkeit lang, unfähig, so scheint es, den Kopf zu heben und der Welt jemals wieder ins Auge zu blicken oder die Jungen anzusehen, die jetzt keine dreckigen

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