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Nichts für Anfänger - Roman

Nichts für Anfänger - Roman

Titel: Nichts für Anfänger - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Maher
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zeitig Esszimmer, Fernsehzimmer und Küche ist, weil das Zimmer gleichzeitig die ganze Wohnung ist, also gehen sie auf den Teil vom Teppich, der am weitesten von der Couch und dem Tisch weg ist. Die Deckenlampe geht aus, und Billy knipst eine Nebenleuchte mit roter Glühbirne an, sodass das Zimmer total cool und discomäßig aussieht. Plötzlich heult Madonna auf. Sie singt »Holiday«. Die Männer tanzen. Total professionell, wie bei Top of the Pops. Ich gucke eine Ewigkeit lang zu, während »Dress You Up« und »Into the Groove« laufen, ohne mich von der Stelle zu bewegen. Ich gucke nur zu und lächle und bin erleichtert darüber, dass wir nicht mehr unsere Geschichte erzählen. Als »Borderline« kommt, stehe ich auf und geselle mich mit zu ihnen auf die Tanzfläche. Ich mache ein paar ihrer Moves nach, aber hauptsächlich haue ich meine eigenen Spezialschritte raus, aus den guten alten Schlafzim mertagen mit Gary. Das kommt gut an, und ich bekomme viele Wuhuuus, und einmal bilden sie sogar einen Kreis um mich, während ich in der Teppichmitte zugange bin. Ich schauspielere sogar ein bisschen, und als Madonna singt, das hier wäre die Borderline und dass es sich so anfühlt, als würde sie den Verstand verlieren, lege ich mir die Hände an die Schläfen und tue so, als würde ich mir die Haare ausrupfen. Die langsameren Passagen des Songs peppe ich ein biss chen auf, indem ich ein paar High Kicks mache wie Madonna im Video.
    Bei »Lucky Star« teilen wir uns in Gruppen auf. Ich und Billy tanzen einander gegenüber, während Soz, Roger und Jamie sich zu einem Tanzdreieck formieren. Ich und Billy hal ten auch Händchen, einfach aus Scherz, wie Tanten und Onkel auf Partys mit den Kindern, oder als wäre er der Disco-King-Instructor und würde mir zeigen, was ich mit meinen Armen machen soll, wann man ziehen muss und wann drücken, und wann man sie in riesigen, gegenläufigen Kreisen schwenkt. Und während all das vor sich geht, während Madonna singt, dass sie den allerersten Stern sieht, der alles gut macht, lehnt sich Billy ganz nah zu mir an mein Ohr, während er weiterhin tanzt und hüpft und meine Hände hin und her schlenkert, und ruft so laut er kann, wie man es in einer echten Disco macht: Also dieser Pfarrer, ne?! Der hat dich befummelt?!
    Ich höre auch nicht auf zu hüpfen, aber ich nicke wie verrückt, sicherheitshalber weiter im Rhythmus zu »Lucky Star«. Das ist meine Art zu sagen, ja Mann, ja, bei Gott ja, aber mit der Kraft des Disco-Nickens statt mit Worten. Mehr fragt Billy nicht. Er schüttelt nur den Kopf, von links nach rechts, auch im Rhythmus, und kneift wütend die Augen zusammen und formt mit den Lippen das Wort: Wichser. Wir tanzen still, bis der Song vorbei ist, dann kommt »Burning Up«. Billy drückt ganz fest meine Hand, gefolgt von einem ganz weit ausholenden Armschwingen nach links und nach rechts, und dann dreht er mich zur Seite, geradewegs in Soz’, Rogers und Jamies Tanzdreieck, in dem ich für den Rest des Rumhüpfens bleibe.
    Tante Grace macht dem Spaß um halb zwölf mit heftigem Trommeln gegen Billys Wohnungstür ein Ende und sieht ordentlich wütend aus, als sie schließlich reinkommt. Sie funkelt mich an, weil sie wegen mir so spät ins Bett kommt, aber Billy ist wieder ganz zauberhaft, und nach einem kleinen Gläs chen Rotwein inklusive Pläuschchen über die Höhen und Tiefen der Arbeitsvermittlung ist alles vergeben und vergessen. Auf dem Rückweg im Auto sagt sie mir, dass Billy ein toller Typ ist und einer der coolsten Schwulen der Stadt. Sie sagt auch, dass sie weiß, dass ich jede Menge Alkohol getrunken habe, wenn sie richtig riecht. Sie sagt, dass sie kein Problem damit hat, aber dass ich besser noch ganz viel Wasser trinke und mich vor morgen früh ordentlich durchspüle. Wir wollen ja nicht, dass deine Schwingungen darunter leiden, sagt sie halb aus Spaß mehr zu sich selbst.
    Das ist wieder ein Vorteil, wenn man bei Border Town arbeitet. Ich habe jede Menge Zeit, meine Heilkräfte zu schulen.

5
    Gemeinschaft
    N ormalerweise würde ich mich nicht fürs Heilen oder irgendwelchen anderen Eso-Peso-Kram interessieren. Fiona nennt es zumindest eso-peso. Das bedeutet, dass das irgendwas aus Indien oder anderen fernen Ländern ist und mit Esoterik zu tun hat und die Leute dabei komisch mit ihrem Kopf hin- und herrollen und irgendwie komisch aussehen und irgendwie auch nicht. Sie sagt aber auch, dass sie Deano gerade deshalb liebt, weil er sich für Eso-Peso-Kram

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