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Nichts für Anfänger - Roman

Nichts für Anfänger - Roman

Titel: Nichts für Anfänger - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Maher
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lustige Art und Weise. Ein Winzling namens Shaymo, der mördermäßig gut Fußball spielt und garantiert Schulstar wird, erzählt, dass der schlimmste Tag seines Lebens der Tag war, an dem er in der örtlichen F-Jugend der Dunbarton Kestrals im Spiel um die Meisterschaft einen Elfmeter verschossen hat, und der schönste Tag seines Lebens war, als seine Eltern ihm sagten, dass sie einen Ausflug nach Liverpool machen würden, um sich das Anfield-Stadion anzusehen. Er fügte hinzu, dass sie den Ausflug nie gemacht haben, weil seine Ma eines Tages darauf bestand, ihr gesamtes Feriengeld in die Trócaire-Box für die hungernden Leute in Kambodscha zu spenden. Was, wie Shaymo hinzufügt, als eigentlich schon der Junge neben ihm dran ist, das Ganze eigentlich genauso schlimm macht wie den Tag, an dem er den Elfer verschossen hat.
    Aber ein paar von den Kleinen kapieren. Ein Zwerg mit Engelsgesicht und Brille namens Pilibeen, der eine Irish-Dance-Medaille an seiner Jacke trägt und klingt, als würde er auf die Coláiste Mhuire ni Bheatha gehen, sagt, der schlimmste Tag in seinem Leben war, als seine Oma gestorben ist. Sofort werden alle ganz still, und deswegen wird Pilibeen puterrot. Er sagt, dass er beim Abendbrot saß und Kartoffelbreiberge formte, zwischen denen Würstchenzüge durchfuhren, als das Telefon klingelte und sein Onkel Billy dran war. Er wusste, dass es sein Onkel Billy war, weil seine Ma dranging und rief, »Oh Billy, neeeeeeeein!!!!« Wie im Film, wenn jemand dabei ist, die Personen, die du liebst, in Zeitlupe zu erschießen. Pilibeen sagt, dass er seine Oma so geliebt hat und das ein furchtbarer, furchtbarer Tag war, aber während er redet, sieht der kleine Zwerg gar nicht so traurig aus. Also stellt Vater Jason geistesgegenwärtig und wie die freundliche Priesterversion von einem TV-Cop ein paar superclevere Fragen darüber, wie genau sich Pilibeen an jenem Tag gefühlt hat, und Pilibeens Antworten führen schließlich dazu, dass er zugibt, dass der Tag so traurig war, weil er seine eigene Mutter als ein Häufchen Elend erlebt hat, und nicht, weil seine alte Oma – die er immer nur einmal im Monat sah und die wegen ihrer Taubheit etwas langweilig war und die, ehrlich gesagt, auch ein bisschen stank – gestorben war.
    Vater Jason war richtig gut darin. Er sagte, er sucht in jeder Situation nach der Wahrheit. Weil Gott die Wahrheit ist. Und nur Gott kann einen erlösen. Keiner von uns hat eine Ahnung, was das bedeuten soll, aber es klingt irgendwie cool.
    Als Nächstes kommen die Älteren dran, und jetzt geht es richtig rund. Denn es wird ziemlich schnell klar, dass wir alle irgendwie einen Schaden haben. Daryl McDonagh, ein ganz stiller Typ, mit dem ich alle drei Hauptfächer zusammen habe, erzählt zum Beispiel, dass der schlimmste Tag seines Lebens der war, an dem sein Vater von zu Hause weggegangen ist. Nicht unbedingt eine Überraschung. Alle nicken still. Aber dann wird er ganz rot im Gesicht und bekommt wässrige Augen und sagt, dass das auch gleichzeitig der schönste Tag seines Lebens war und dass sein Vater ein Riesenarschloch war. Er darf Arschloch sagen, weil wir uns, wie Vater Jason sagt, in einem geschützten Raum befinden und weil seinen eigenen Vater ein Arschloch zu nennen nicht halb so schlimm ist, wie Gott einen Hurensohn zu nennen. Es stellt sich heraus, dass Daryls Dad ein richtiges Arschloch war und wahrscheinlich auch irgendwie ein Hurensohn. Und nicht auf altmodische Weise. Nicht auf die Art, dass er Daryl Jack-Downs-mä ßig durch die Bude geprügelt hat. Nein, viel schräger als so was. Richtig krank. Daryl erklärt, wenn er ir gendeinen Gemüserest oder ein Stück Schale auf dem Teller gelassen hat, konnte sein Dad plötzlich total wütend werden und allen sagen, sie sollten aus der Küche gehen, und dann hat er Daryls Teller mit allen Essensresten beladen, die er finden konnte. Und dann, und jetzt wird es richtig gaga, dann musste Daryl einen riesengroßen Spiegel aus der Garage holen, der dort für genau solche Gelegenheiten aufbewahrt wurde, und sein Dad zwang ihn dazu, die ganzen abartigen Reste zu essen – das Zeugs von den Tellern seiner Brüder, die weggeschnittenen Enden vom Gemüse und manchmal sogar gekochte Eierschalen – und dabei sein dem Kotzen näher und näher kommendes Gesicht im Spiegel anzustarren.
    Natürlich heult sich Daryl die Augen aus, während er uns das erzählt, und uns allen wird flau im Magen, während wir zuhören. Das liegt zum einen daran,

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