Nichts für Anfänger - Roman
flackerndes Lichtchen in mir drin, fragt sich, genau wie Downs, was für Tiere dieses Land derzeit hervorbringt, wenn es seine eigenen Kinder ausschließlich prügelt und schlägt und missbraucht.
Das Ganze hat aber auch sein Gutes. Die GAC -Jungs sind danach der Meinung, dass ich der Rocky Balboa aller Schwuch teln bin, und stellen sich die Tracht Prügel nachträglich mit Downs als Apollo Creed und mir als Rocky vor, wie ich Schläge und Haken kassiere, aber nicht zu Boden gehe. Wie ich mit diesem grenzdebilen Stallone-Blick einfach geradeaus starre. Sie sagen noch immer jedes Mal Schwuchtel zu mir, wenn ich mit meiner Jimmy-Jacke in die Schule komme, aber das war’s dann auch. Sie nennen Gary und mich noch nicht mal mehr Mann und Frau. Und dann werde ich wegen meines schlechten Verhaltens auch noch auf Tage religiöser Orientierung geschickt. Was besser ist, als es klingt.
Tage religiöser Orientierung gibt es zweimal im Jahr oben in dem Kloster auf dem Berg hinter der Schule. In dem Kloster leben die Mönche, wenn sie nicht unterrichten, wo sie viel im Garten arbeiten, beten, schweigen und die beiden müden Ponys mit Gras füttern, die auf dem Grundstück leben (sie wurden vor so Pennern in Tallaght gerettet und haben riesige Brandmale an den Hufen, wo man sie angezündet hat). Kloster klingt viel vornehmer, als es wirklich ist, und eigentlich denkt man, wenn man Kloster hört, ans fünfzehnte Jahrhundert und Steine und Moos und Kerzen, und es klingt irgendwie ein bisschen horrorfilmig. Tatsächlich aber ist das Gebäude total flach und modern und cremefarben, keine fünfzig Jahre alt, und wurde vermutlich einfach auf den Berg gepackt, als die Brüder, die in der Schule unterrichteten, es leid waren, jeden Tag von ihrem Schloss aus Gott weiß wo mit dem Bus angereist zu kommen, nur um für ein paar Stunden ein paar Jungs zu verkloppen und danach wieder in den Bus zu springen.
Natürlich sind die Mönche diejenigen, die die Jungs für Tage religiöser Orientierung aussuchen, und von der gesamten Schule mit vierhundert Jungs werden nie mehr als zwanzig ausgewählt. Klar wollen alle auf ihre Liste kommen, weil man zwei komplette Schultage verpasst, wenn sie dich aussuchen, aber niemand weiß so richtig, wie das vor sich geht. Die Auswahl erfolgt irgendwie ziemlich querbeet, und es sind immer ein paar von den Schlauesten und ein paar von den Rüpeligsten und Frechsten dabei. Unserer Theorie nach sind die Schlauen dabei, weil es ein Riesenerfolg für Team Gott ist, wenn sie sich nach den zwei Tagen mit den Mönchen ganz dem Herrgott zuwenden und superheilig werden. Vermutlich sind die Rüpel dabei, weil sie kurz davor sind, zur Hölle zu fahren, und nur noch durch entschlossenes Einschreiten um ihrer Seele willen zu retten sind.
Das Beste ist, dass niemand jemals ausgeplaudert hat, was während dieser Tage da oben passiert. Alle kommen nach zwei Tagen wieder und sehen irgendwie lammfromm und glitzeräugig aus, und manchmal hängen alle zwanzig zusammen in einer Gruppe rum und lächeln sich schweigend an und flüs tern sich kurze Witze ins Ohr, und manchmal, kein Scherz, um armen sie sich plötzlich einfach so. Als würden sie irgendetwas völlig Unvorstellbares teilen.
Als ich für dieses Mal also ausgewählt werde (es war klar, dass das irgendwann passiert – über meinem Kopf blinkt quasi ein großes rotes »Seele in Gefahr«-Schild, wenn ich am Lehrerzimmer vorbeilaufe), man behalte hierbei mein Tänzchen mit Downs und meine beiden wöchentlichen O’Culigeen-Sessions im Kopf, kann ich mir die unbeschreiblichen Höllenqualen, die mich und die anderen neunzehn Pechvögel erwarten, sobald wir das Tor zum Kloster durchschreiten, kaum vorstellen. Ich denke mir so, im besten Fall einfach zwei Tage totale Dauervergewaltigung – wobei noch eine Ladung ausländischer Mönche aus allen Ecken der Welt eingeflogen wird, die bei ihrem kaputten, geisteskranken Zu-Tode-fick-Sper mathon Wetten auf unsere Köpfe abschließen. Worst-Case-Szenario wäre, dass wir einander mit rot glühenden Dildos aufspießen müssen, während die Mönche uns zwingen, tellerweise die Scheiße der massakrierten Tallaght-Ponys zu fressen.
Man kann sich insofern meine Erleichterung vorstellen, als die erste priesterliche Figur, die wir drinnen sehen, Vater Jason höchstselbst ist, der an einem Tässchen nippt und in der anderen Hand eine riesige Kanne mit duftendem Tee hält. Sofort sacken meine Schultern nach unten, und ich denke so: Yesss,
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