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Nichts für Anfänger - Roman

Nichts für Anfänger - Roman

Titel: Nichts für Anfänger - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Maher
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vergewaltigt hat. Und vielleicht brauchte er deshalb die Hilfe von Jesus, dem Superpriester. Und noch während ich darüber nachdenke und mich frage, ob Vater Jason einen besseren Jesus abgegeben hätte als Robert Powell, merke ich, dass das Zittern langsam weniger wird und sich die Dinge um mich herum wieder beruhigen.
    Nach einer Minute hört es ganz auf. Die Jungs halten den Atem an. Vater Jason legt beide Arme um mich und hebt mich hoch in den Stand. Er sagt, dass ich meine Sache heute sehr gut gemacht habe und er sich schon darauf freut zu sehen, wie ich mich über die nächsten vierundzwanzig Stunden entwickeln werde.
    An diesem Abend komme ich spät nach Hause, und Mam fragt, wie es im Kloster war. Ich sage ihr, dass es okay war und nichts Besonderes passiert ist. Ich esse nichts zu Abend und liege stattdessen im Bett und fühle mich schlecht, weil jetzt alle aus der Gruppe denken, dass mein Vater der fürchterlichste Mann auf der Welt ist und mir etwas so Unaussprechliches angetan hat, dass aus seinem eigenen Sohn ein murmelnder, schluchzender, spastischer Zappelphilipp geworden ist.

4
    Trockene Tränen
    D en Großteil der Nacht verbringe ich wach. Ich wein e. A ber nicht richtig. Es ist so ein trockenes Weinen, das bloß aus dem Mund kommt und nicht wirklich aus der Kehle oder dem Magen, geschweige denn deinem Herz. Mam und Dad haben gerade Besuch von den Connells, um zu plaudern und etwas zu trinken und mit dem neuen braunen Sandwichbrot anzugeben, das sie an diesem Abend frisch von Quinnsworth mitgebracht haben. Es ist anders als das braune Brot, das Oma macht, also Mams Mutter, nach einem Rezept, das von Familie zu Familie weitergegeben wird und direkt aus der Wildnis von Ballaghaderreen kommt und vermutlich das gleiche braune Brot ist, das sie gegessen haben, als Saint Patrick damals mit einer Flasche Weihwasser und einer Handvoll Glücksklee in seinem Sklavenboot anlegte. Dabei vermischt man eigentlich nur eine Menge Nüsse und Körner zu einer dicken braunen Paste, und irgendwie schmeckt das Ganze wahnsinnig gut, wenn es frisch aus dem Ofen kommt, vor allem mit dick Butter und Erdbeermarmelade drauf. Allerdings sagt Dad, dass er das Ganze bei Zimmertemperatur nicht anrühren würde, weil ihm dazu seine Zähne zu lieb sind.
    Nein, dieses neue Brot von Quinnsworth ist wie ganz normales weißes Brennan’s-Toastbrot, nur eben braun. Mam hat es zum ersten Mal bei Tante Una drüben in Rathfarnham gegessen, um so Gurkenstücke gewickelt. Es war das Gesprächsthema des Abends, und Tante Una war stolz wie Oskar, als sie mit der Sandwichplatte ankam und keiner seinen Augen traute. Mam boxte Dad den ganzen Abend lang in den Arm und wollte, dass er ihr darin zustimmte, dass es einfach völlig verrückt ist, dass es genauso schmeckt wie weißes Brot, nur dass es eben braun ist. Una sagte ihr, dass es sogar gesünder ist, eben weil es braun ist, und dann fingen alle Onkel und Tanten an, darüber zu reden, wie sie bei all den Veränderungen in Irland kaum noch mitkommen und wie modern alles wird. Dauernd ging es um Cholesterin und Ballaststoffe und Frauenrechte und Homos und Scheidung. Bei solchen Gesprächen versucht Dad normalerweise, aus allem einen Riesenwitz zu machen, besonders wenn er schon ein, zwei Drinks intus hat, und sagt Dinge wie, Das wäre doch dein Glückstag, wenn Mam das Wort Scheidung erwähnt. Doch meistens wird sie dann sauer und sagt, Lach du nur! Und dann hält sie ihm und jedem in Hörweite eine Standpauke darüber, wie das gesamte Land vor ihren Augen vor die Hunde geht und wie dieses schmutzige Lied ihr das gesamte Weihnachtsfest ruiniert hat.
    Das schmutzige Lied ist »The Power of Love« von Frankie Goes to Hollywood, und es hat Mam dazu gebracht, sowohl an die BBC in London als auch die Irish Indo einen bösen Brief zu schreiben. Es war zweimal der gleiche. Sie hat ihn uns eine Million Mal vorgelesen, wie sie gerade mit ihrer gesamten Familie einen vorweihnachtlichen Tee getrunken hat, mit Scones und Sandwiches (Weißbrot), als die Nummer eins in den Charts inklusive Video bei Top of the Pops kam, und wie sehr ihr die ersten Akkorde und das Krippenthema des Videos gefallen hatten, bevor ihr der Refrain entgegenschlug – im wahrsten Sinne des Wortes, schrieb sie –, ganz besonders die Zeilen, die den Hörer unmissverständlich dazu aufforderten, Sex zu haben.
    Sie sagte, dass so etwas vielleicht im heidnischen England als Weihnachtsbotschaft dienen könnte, aber dass wir hier im

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